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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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sagte der Kaiser und half seiner früheren Bundesgenossin von der Leiter herunter.
    Marocia empfand die Situation als komisch. »Ich nehme an«, sagte sie, »es macht nicht viel Sinn, mit einem schmutzigen Gewand, klebrigen Händen, einer zerzausten Frisur und von Bienen umschwirrt einen Knicks zu machen, Majestät.«
    »Euer Sinn für Stil trügt nie«, gab er blinzelnd zurück. Er war mit dem Alter humorvoller geworden. Man merkte ihm an, dass er angefangen hatte, einige der mühevollen Herrscheraufgaben an seinen gleichnamigen jungen Sohn abzutreten. Dennoch sah er mit seinen sechzig Jahren gebrechlicher aus als seine mehr als zwanzig Jahre ältere Gesprächspartnerin. »Obsternte«, murmelte er mit seiner üblichen Fistelstimme. »Ich hätte mir Euch nie bei einer solchen Tätigkeit vorstellen können.«
    »Ich mich auch nicht – bis vor wenigen Jahren. Aber wie Ihr ja wisst, Majestät, habe ich meinen Schreibtisch vor vielen Jahren geräumt.«
    »Euer Schreibtisch«, gab er gewandt zurück, »war immer schon da, wo Euer Kopf sich aufhielt.« Er sah sich im Klostergarten um. »In diesem Sinne: Gehen wir ein Stück?«
    Marocia stellte ihren Korb ab. Diese Aufforderung, ja Ottos ganzer Besuch konnte nur bedeuten, dass er etwas Wichtiges mit ihr zu besprechen hatte. Sie vermochte sich nur vorzustellen, dass es etwas mit Crescentius zu tun haben konnte. Ihr Sohn machte nämlich – wie sie vorausgesehen hatte – von Zeit zu Zeit Ärger in Rom, doch nie konnte er aufgegriffen werden. Wünschte Otto ihre Unterstützung in dieser Sache? Ihre Sorge war unbegründet, wie sich schnell herausstellte.
    »Ihr wisst vielleicht«, begann Otto, »dass ich mich um eine byzantinische Kaisertochter als Gemahlin für meinen Sohn bemüht habe. Eine solche Heirat käme einer formellen Anerkennung des Heiligen Römischen Reiches durch das Oströmische Imperium gleich, darum bin ich sehr daran interessiert. Aber Kaiser Tzimiskes stellt sich stur. Er weigert sich nicht nur, die Brautwerbung zu akzeptieren, sondern er hat auch meinen Gesandten Liudprand aus Byzanz geradezu hinausgeworfen und . . .«
    Otto unterbrach seinen Bericht, weil er ein Schmunzeln um Marocias Mundwinkel spielen sah. »Ich kann Eure Schadenfreude Liudprand betreffend verstehen«, ging er auf das Mienenspiel Marocias ein. »Er schreibt in seinen Werken bittere Sachen über Euch.«
    Marocia hatte sich auf Umwegen eine Kopie von Liudprands
Historia Ottonis
besorgt und jede Zeile davon gelesen, fand doch auch ihr Name darin einige Erwähnung. Doch nicht selten während dieser Lektüre war sie nahe daran gewesen, einen lauten Fluch in den sakralen Hallen des Klosters auszustoßen. Das ihr bereits bekannte Wort Pornokratie war noch das mildeste, das der Bischof für sie fand. Nun behauptete er auch noch, sie habe mehrere Päpste ermordet, mit anderen orgiastische Unzucht getrieben, ein Freudenhaus auf der Tiberinsel geführt und sei die Mutter eines Geschlechts von Raufbolden und Widernatürlichen. Nicht ein einziges gutes oder auch nur milderndes Wort fand Liudprand für sie. Marocia war es vorgekommen, als lese sie eine Geschichte über eine völlig andere Frau. Aber so flutartig, wie die Wut über diese literarische Verunglimpfung in ihr hochgestiegen war, so rasch war sie wieder abgeebbt. In der Einsamkeit Fontana Liris verloren solche Dinge ihre Wichtigkeit.
    »Es ist mir mittlerweile gleich«, erklärte sie dem Kaiser, »ob ich der Nachwelt als Hure, Herrscherin oder Heilige in Erinnerung bleibe. So wenig, wie eine Leiche Nutzen aus dem Ruhm ziehen kann, so wenig kann sie Schaden an Schmähungen nehmen. Traurig ist nur, dass es Menschen gibt, die sich noch zu meinen Lebzeiten von der Häme des Bischofs anstecken lassen, so zum Beispiel Eure Gemahlin. Oder warum sonst spaziert
Ihr
, ein Mann, mit mir im Nonnenkloster herum, und nicht Kaiserin Adelheid?«
    Otto blieb am Rande des Kräutergartens stehen und zupfte an den Blättern einer hohen Salbeipflanze herum. »Schon wahr. Die Kaiserin ist unter Liudprands Einfluss wieder in ihr altes Denken gegen Euch zurückgefallen. Kein Wunder, er ist häufiger mit ihr zusammen als mit Gott. Umso wichtiger ist, dass Ihr mir bei der Brautwerbung helft«, orakelte er. »Noch ist Zeit dazu, noch lebe ich, aber in ein paar Jahren, wer weiß?«
    Marocia brauchte mehr als einen Augenblick, um zu verstehen, was der Kaiser damit meinte, wenn er Adelheids entstandene Abneigung gegen Marocia mit den Heiratsplänen für den jungen

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