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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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kurzen Pause wiederholte sie ihre Frage: »Aber nun raus damit. Warum sind wir hier? Es soll doch wohl nicht bloß meiner Unterhaltung dienen, oder?«
    Wieder kicherten die beiden Schwestern miteinander. Dann erklärte Paulina: »Da Ihr nicht länger in Rom residieren werdet, da weiterhin Eure Villa auf der Tiberinsel während des Aufstandes niedergebrannt ist, und da sich außerdem . . .«
    »Ihr beide möchtet also hier wohnen«, kürzte Marocia ihre Enkelin ab. Man merkte der jungen Frau an, dass sie sich besonders für Seneca und andere weitschweifige Autoren der Antike begeisterte. Marocia nahm sich vor, Paulina eine Ausgabe von Ovids »Liebeskunst« zu schenken, damit sie – ebenso wie sie selbst es vor vielen Jahren erleben durfte – etwas Aufregenderes zu lesen hätte als philosophische Traktate über die Seelenruhe. »Im Grunde eine gute Idee, dass ihr die Familie in Rom repräsentieren wollt«, stimmte Marocia zu. »Ihr seid ja die Letzten von uns, mit Ausnahme von . . .«
    Sie brachte den Namen nicht über die Lippen. Crescentius war verschwunden, aber Marocia vermutete, dass er in einem der tausend dunklen Winkel dieser Stadt untergetaucht war. Wenn das tatsächlich der Fall war, würde die Welt früher oder später wieder von ihm hören, und dann wäre es besser, wenn Paulina und Cecile sich nicht hier aufhielten. Crescentius würde sie sich sonst für seine Umsturzversuche zunutze machen.
    »Aber ihr habt euch ganz unnötig Gedanken gemacht. Auf dich, Paulina, wartet schon der Fürst von Palestrina als Gemahl. Nur wenn du ihn willst, selbstverständlich. Und Cecile kann einen jungen neapolitanischen Grafen ehelichen.«
    Die beiden jungen Frauen atmeten die ein wenig staubige Luft ein und sahen zuerst einander und dann ihre Großmutter fassungslos vor Glück an. »Wie habt Ihr das geschafft, Großmutter?«
    »Ich habe der Kaiserin einen Brief geschrieben, und sie hat meinen Wünschen stattgegeben. Ich weiß doch, wie sehr ihr euch ein neues Zuhause wünscht, eine Stellung und einen Mann. Die beiden, die ich ausgesucht habe, sind sehr respektabel, glaubt mir.« Sie zwinkerte. »In mehr als einer Hinsicht.«
    Paulina und Cecile fielen ihr um den Hals, fassten sich an den Händen und sprangen jubelnd im Kreis. Marocia lächelte zufrieden, weil dieses heitere Geräusch von den Bögen des
peristyls
widerhallte und sie ein weiteres Mal an lange vergangene Tage erinnerte.
    Plötzlich hielt Cecile, die jüngere und einfühlsamere der beiden Schwestern, inne und sah Marocia an. »Und Ihr, Großmutter? Ich würde mich so freuen, wenn Ihr bei mir leben würdet.«
    Marocia lachte. »Danke, Liebes, aber ich eigne mich nicht als Hausdrachen. Nein, ich gehe nach Fontana Liri, dort, wo Blanca so viele Jahre verbracht hat. Die Nonnen waren so freundlich, meinem Wunsch zu entsprechen, innerhalb des Klosters zu leben.«
    »Du wirst Nonne?«, fragte Cecile ungläubig.
    Marocia lachte abermals. »Das nun wirklich nicht. Sagen wir, ich setze mich dort zur Ruhe, und statt Weltpolitik zu machen, kümmere ich mich darum, wie der Kohl wächst. Wie hört sich das an?«
    »Nicht nach Euch«, kicherte Cecile, fragte dann aber neugierig: »Und was passiert mit der Villa Sirene, Großmutter?«
    Marocia erinnerte sich, wie Pater Bernard die Villa Sirene einmal als den politischen Mittelpunkt Italiens bezeichnet hatte. Wer hätte damals schon vermutet, dass davon nichts als leere, von Spinnen und Unkraut beherrschte Hallen bleiben würden? Der Pater würde sich gewiss gewünscht haben, dass dieser Ort, an dem so viel Unschönes erdacht wurde, nun einem viel edleren Zwecke dienen sollte. »Alles ist im Fluss«, antwortete Marocia auf Ceciles Frage. »Nichts bleibt, wie es ist, darum soll man auch nichts halten, dessen Zeit vorüber ist. Sonst passiert«– ihr Blick schweifte über Staub und Unkraut –»genau das hier. Aus diesem Grund beklage ich auch nicht länger, was geschehen ist, und aus dem gleichen Grund werde ich auch die Villa einer neuen Bestimmung zuführen.«
    Cecile zuckte mit den Schultern. »Ich verstehe nicht, was du meinst, Großmutter. Aber es hört sich traurig an.«
    Marocia streichelte ihrer Enkelin die Hand und ließ sich aufhelfen. »Das ist es, Kleines, das ist es. Zugleich ist es aber auch unvermeidlich.«
    Als sie ins Freie traten, wandte Marocia sich noch einmal um. Erneut galt es, Abschied zu nehmen. Schon morgen nämlich würde sie die Villa Sirene dem Patrimonium überschreiben, mit der Bedingung, ein

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