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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Prinzen Otto in Verbindung brachte. Und wie konnte sie dabei schon von Nutzen sein? Sie fand schließlich nur eine einzige Erklärung, und die raubte ihr fast den Atem.
    »Ihr habt doch nicht etwa vor . . .?«
    »Doch, genau das«, grinste Otto und rupfte gleich mehrere Blätter des Salbeis ab.

    Die Klosterküche Fontana Liris war klein und wenig gemütlich. Ein einziges Fenster nach Norden ließ nur etwas Helligkeit und fast nie einen Sonnenstrahl herein. Außer im Hochsommer war es hier immer zu kalt. Aber die vielen Sträuße bunter Kräuter verbreiteten einen angenehmen Duft, und das Brodeln des Kessels über dem Feuer gab das Versprechen eines baldigen heißen Trankes.
    Marocia rührte ein letztes Mal um, bevor sie das dampfende Gebräu in zwei Tontassen füllte, die sie selber vor kurzem angefertigt und gebrannt hatte. Was, dachte sie, würde wohl Liudprand sagen, wenn er wüsste, dass der heilige römische Kaiser mit der verhassten Pornokratin an einem Tisch saß, Salbeitee trank und über Eheschließungen redete. Nun, sie würde dafür sorgen, dass es ihm zu Ohren käme.
    »Bitte, Majestät«, sagte sie und schob Otto eine Tasse über den wurmstichigen Tisch. »Auf diese Weise war Euer Herumgezerre an dem armen Kraut wenigstens nicht völlig sinnlos.«
    Er betrachtete den Trunk nur kurz, dann blickte er sich ungläubig nach allen Seiten um. »Seid Ihr sicher, hier bleiben zu wollen? Ihr wisst, dass ich Euch jederzeit einen Passierschein nach Rom verschaffen kann. Der jetzige Papst tut, was ich will.«
    »Zu gegebener Zeit komme ich darauf zurück«, schmunzelte Marocia, die so tat, als habe sie noch einige Jahrzehnte lang Gelegenheit, um das Angebot einzulösen. »Nun aber zu Eurem ungeheuerlichen Plan.«
    Otto war sichtlich froh, endlich in aller Breite darüber reden zu können, doch seine Stimme wurde noch leiser als sonst. »Wie gesagt: Eure Tochter Eudoxia gehört zwar nicht der derzeitigen Kaiserfamilie an, aber sie hat den Status einer Kaiserinwitwe, und ihre Tochter Theophanu ist somit eine Prinzessin.«
    »Aber doch keine vollwertige«, wandte Marocia ein.
    »Deshalb dürfte Tzimiskes auch kaum etwas gegen eine derartige Eheschließung einzuwenden haben. Für mich jedoch gilt – verzeiht, wenn ich das so offen sage: besser Theophanu als gar keine Byzantinerin, denn auch eine solche Heirat wäre eine Quasi-Anerkennung meines Reiches, und das bleibt mein letztes Ziel. Für Liudprand und meine Gemahlin jedoch ist Theophanu keine byzantinische Prinzessin, sondern ausschließlich Eure Enkelin. Sollte mir daher etwas zustoßen . . .«
    Marocia nickte. »Ich verstehe. Keine Brautwerbung um Theophanu, keine Heirat, keine Anerkennung.«
    »Wenn Ihr mir also helft, Eudoxia und Tzimiskes eine schnelle Zustimmung abzuringen«, blinzelte Otto seiner Gesprächspartnerin schelmisch zu, »dann wird Eure Enkelin eines Tages Kaiserin.«
    Marocia musste nicht lange überlegen. Sie fasste Kaiser Otto beherzt an der Hand.
    »Wer kann diesem Titel schon widerstehen?«, erwiderte sie mit dem gleichen schalkhaften Ausdruck.
    Otto hob den Becher und verzog in der Erwartung eines bitteren Gebräus den Mund. »Ihr jedenfalls nicht«, flüsterte er.

    Marocia stand an der Hafenmole von Bari und blickte trotzig in den heftigen Wind, der vom Meer kam. Die Glut des Sonnenuntergangs war längst gewichen. Ein voller Mond, verdeckt von rasch dahinziehenden Wolken, schaffte es nur selten und dann bloß für einige Momente, die Silhouette der drei byzantinischen Schiffe sichtbar zu machen. Doch Marocia versäumte nicht einen Augenblick lang das Herannahen der kleinen Flotte.
    Bari, hier hatte Marocias Tochter Eudoxia vor drei Jahrzehnten den Kontinent verlassen, und hier würde sie ihn nun wieder betreten. Wie schön das Leben war, dachte Marocia, und wie gerecht auch, alles in allem. Sie hatte nicht für möglich gehalten, Eudoxia je wieder in ihre Arme schließen zu dürfen, und selbst als ihre Tochter nicht nur die baldige Ankunft Theophanus, sondern auch die eigene brieflich ankündigte, hatte Marocia es noch nicht glauben können. Aber wenige Atemzüge nur noch, und es würde so weit sein. Nach allen Verlusten früherer Jahre war das ein wunderbarer Ausgleich.
    Als Erstes kam eine junge Frau den Steg herunter, die mit ihren kunstvoll gesteckten Haaren und den warmen braunen Augen an Alazais erinnerte, als diese noch ein Kind war. Sie knickste höflich, aber etwas in Marocias Ausdruck verriet ihr wohl, dass sie eine herzlichere

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