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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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waren, blieb es nun still und starr. Jeder wusste, wer gemeint war, und alle richteten ihre Blicke auf die alte Herzogin und das kleine Kind, das es gewagt hatte, eine solche Frage zu stellen. »Sei still«, zischte Theodora. »Dummes Ding.« Würde Ageltrudis die Kleine nicht mit ihren Fingern umkrallen, könnte ihre Tochter jetzt eine Tracht Prügel erleben.
    »Gott hat Formosus vernichtet«, krächzte Ageltrudis schließlich. Sie hustete heftig und bog sich verkrampft, dann fügte sie hinzu: »Und der Teufel wird sich ihn nun holen.«
    Der Papst hatte eine weniger geheimnisvolle Antwort. »Er wird in den Tiber geworfen«, kicherte er. »Endlich wird er für alle Zeiten schweigen, niemanden mehr stören. Alle haben es gesehen, auch die Kinder. Noch in Jahrzehnten wird man davon reden, und mein Pontifikat wird als eines der größten in die Bücher geschrieben werden.«
    Ageltrudis schob Marocia wieder von sich weg und sah den Papst an. Sie verzog den blutrot geschminkten Mund zu einem falschen Grinsen. »Wie schön, Heiligkeit
.
Also hat
jeder
von uns das bekommen, was er wollte. Nun aber muss jeder für sich selbst sehen, dass er es auch behält.«
    Ein unheimliches Grollen ließ alle aufhorchen. Es wurde lauter und lauter, und dennoch konnte niemand genau sagen, woher es kam. Manche blickten aus den kleinen Kirchenfenstern in der Erwartung eines Gewitters in den Himmel, andere vermuteten, dass draußen eine große Anzahl Reiter vorbeipreschte. Doch das Grollen verstärkte sich, ohne dass man die Ursache dafür fand. Theodora war seit langer Zeit zum ersten Mal wieder dankbar dafür, dass Theophyl sie beschützend um die Schultern fasste. Er zog sie mit einer Hand an sich und hielt mit der anderen Marocia fest.
    »Gott!«, rief plötzlich ein am Altar stehender Mönch mit irrer Stimme. »Gott bestraft uns!«
    Stephan VI. war der Erste, der das knarrende, ja fast stöhnende Geräusch aus dem Nichts nicht mehr aushielt und die Hände gegen die Ohren presste. Die Masse um Ageltrudis löste sich nun rasch auf, die Herzogin selbst brach in heftiges, aufgeregtes Husten aus und musste von ihrem Sohn gestützt werden. »Lauft!«, rief jemand von irgendwoher. »Um Himmels willen, lauft!« Augenblicke später krachte ein schwerer Gesteinsbrocken aus dem Gewölbe, gleich darauf ein zweiter und ein dritter. Die Menschen kannten kein Halten mehr. Sie drängten zur Pforte, die jedoch schnell von Leibern verstopft war. Kinder wurden niedergetrampelt, Ältere zur Seite geschoben. Wildes Geschrei übertönte das Donnern einstürzender Mauern. In alle Richtungen liefen die Leute nun davon. Manche schlugen die Kirchenfenster ein und versuchten, ins Freie zu klettern. Andere rüttelten an den verschlossenen Seiteneingängen oder versuchten, sie mit ihrem Körpergewicht einzudrücken.
    Theophyl nahm Marocia auf den Arm und lief zum Altar. Unter der schweren Steinplatte fühlte Theophyl sich sicher, und tatsächlich hielt sie mehreren Aufschlägen niederstürzender Quader stand. Er betete die Litanei der Fürbitten herunter, wieder und wieder, bat für Marocia, für sich, für Theodora. Sie war ihm in dem Gewimmel verloren gegangen, aber Marocia hatte gesehen, wie sie mit Ageltrudis und dem König in eine andere Richtung gerannt war. Stattdessen kauerte sich nun der Papst an ihre Seite. Sein Gesicht war gelb von Staub, sein Körper zitterte, und er blinzelte unentwegt mit den Augen. Abwechselnd kicherte und jammerte er, und seine irren Gebärden machten Marocia mehr Angst als das Unglück um sie herum.
    Nachdem Theophyl die Litanei viermal gebetet hatte, hörte der Lärm auf und wich einem elenden Stöhnen. Marocia kroch als Erste unter der Platte hervor. Über ihr breitete sich ein klarer Novemberhimmel aus, nur getrübt durch die Schleier aufsteigenden Staubes. Die nahe gelegenen Häuser waren intakt geblieben. Doch dort, wo sich eben noch die ehrwürdige Laterankirche erhoben hatte, stand jetzt nur noch eine Ruine. Und zwischen den Hügeln aus grauen Gesteinsbrocken leuchteten die bunten Farben kostbarer Gewänder hindurch.

    Ein schriller, lang gezogener Schrei hallte durch die nächtliche Dunkelheit der Villa Sirene, dann ein zweiter, kürzerer, schließlich ein dritter, ein erschöpftes Piepsen fast nur. Marocia saß aufrecht in ihrem Bett. Ihre kleinen Hände suchten in der Schwärze des Zimmers aufgeregt nach einem Halt, nach einer Latte oder einer Wand. Doch sie fanden nichts dergleichen. Das Bett, ein teils hölzernes, teils

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