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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Anzeichen nicht ernst genommen. Verhaften und aufhängen, war Theodoras einziger Kommentar zu solchen Vorfällen, und sie nutzte sie bloß, um mit ihrem Mann, dem milden Richter, einen weiteren Streit anzufangen.
    Egidia fasste sich an die Kehle. »Wird alles gut, mein Töchterchen«, murmelte sie beschwörend in das Dunkel hinein, wieder und wieder, auch als Marocia längst in ihren Armen eingeschlafen war.

2
    Theodoras Sandalen klackten auf dem Marmor wie Pferdehufe, als sie über die Mosaike ihrer Villa in der Via Lata eilte und Kardinal Sergius mit ausgestrecktem Arm entgegenlief.
    »Eminenz! Was für eine Freude! Euer zehnter Besuch in fünf Monaten. Unser Haus scheint etwas Faszinierendes zu haben.« Obwohl Theodora sich im achten Monat der Schwangerschaft befand und sie sich außerdem Mühe geben musste, ihr wissendes Grinsen zu verbergen, leistete sie den Knicks und den Kuss seines Ringes formvollendet.
    »Faszinierend sind die Menschen, die in ihm leben«, entgegnete Sergius höflich und klappte seinen stämmigen, ungelenken Oberkörper zu einer ungewöhnlich tiefen Verbeugung herunter.
    Theodora führte ihren Gast in das
peristyl
. Einen solchen antiken Garten, rings umgeben von einem Säulengang und den Wohnräumen der Villa, hatten nur noch wenige Häuser in Rom vorzuweisen. Die Villa Sirene war schon mehr als fünfhundert Jahre alt und nach allem, was man wusste, noch von einem Senator der heidnischen Kaiserzeit errichtet worden. Zwar hatte es immer wieder Umbauten und Renovierungen gegeben, das
peristyl
jedoch war erhalten geblieben. Heute, da es kaum noch ältere herrschaftliche Häuser in der Ewigen Stadt gab, galt ein
peristyl
als Symbol von Tradition, und Theodora präsentierte ihren deshalb, wann immer es möglich war.
    Die quadratische Anlage war feierlich umrahmt von gelben und pfirsichfarbenen Rosensträuchern, deren Ordnung hier und da von einigen violetten Fliederbüschen unterbrochen wurde. Von dieser schweren Pracht durch einen Kiesweg getrennt, wetteiferten durcheinander gepflanzte Gewächse wie Mohn, Fingerhut und Sonnenblume um das Sonnenlicht. Zu dem plätschernden Brunnen in der Mitte war ein Orangenbaum gesellt worden, der hoch genug war, um wohltuenden Schatten zu spenden und sogar einem Vogelpaar als Nistplatz zu dienen. Die träumerische Atmosphäre jedoch wurde dem Garten von den zwei halb verwitterten Statuen eines Mannes und einer Frau verliehen, von denen niemand mehr wusste, wer sie gewesen waren.
    Amüsiert beobachtete Theodora, wie der Kardinal sich förmlich auf die Bank zwischen den Statuen setzte und die Hände auf dem geistlichen Gewand ineinander verknotete. Was für ein Unterschied zu ihrem Geliebten, dem Erzbischof Johannes! Kardinal Sergius war Anfang dreißig und damit nur sechs oder sieben Jahre älter als Johannes, aber sein vornehmer Habitus und der steife Gesichtsausdruck ließen ihn wie einen alten Mann wirken. »Edle Theodora«, begann er mit einem höflichen Kopfnicken. »Ich habe mir erlaubt, ein halbes Dutzend Bewaffnete mitzubringen, über die Ihr in den nächsten Wochen verfügen könnt. Die Unruhe in der Stadt wächst beständig.«
    Theodora schmunzelte. »Sehr aufmerksam, Eminenz. Aber ein wenig Aberglaube stellt wohl keine Gefahr dar. Die Laterankirche war schon lange baufällig und ihr Einsturz eine Frage der Zeit. Das Volk wird das einsehen müssen.«
    »Ich bitte Euch«, erwiderte Sergius. »Schlagt den Schutz nicht aus, schon wegen Eurer Kinder.«
    Theodora hatte diese Bemerkung erhofft. Bei Sergius’ ersten Besuchen kurz nach der Synode hatte sie noch geglaubt, es handle sich um die Höflichkeit eines päpstlichen Beraters gegenüber dem
praetor urbanus
. Als die Besuche nicht abrissen, mutmaßte sie, dass ein Mann, der es so weit gebracht hatte wie Sergius, nichts aus purer Höflichkeit unternahm und somit irgendein vertracktes politisches Motiv hinter seinen Aufwartungen steckte. Dann war ihr aufgefallen, dass er immer jene Zeiten wählte, in denen er sicher sein konnte, dass Theophyl nicht zu Hause war, weil er irgendeinen Prozess leitete. Wollte er sie Johannes ausspannen? Er und Johannes waren zwar beide Gefolgsleute des Bündnisses zwischen Rom, Spoleto und Byzanz, aber sie wetteiferten um den Anspruch, eines Tages Papst zu werden.
    Erst bei seinem letzten Besuch war es ihr dann wie Schuppen von den Augen gefallen. Die Amme hatte Leon und Marocia für einen Gute-Nacht-Gruß vorbeigebracht. Theodora hatte sofort den Blick bemerkt, den

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