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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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erbost. »Was haben wir denn jetzt, außer Blutvergießen und Krieg? Seinetwegen!« Er wies mit dem Finger auf Henry. »Wegen dieses Thronräubers!«
    Alle auf dem Gang hielten hörbar den Atem an.
    Johns Vater mahnte: »Du darfst den Thron nicht einnehmen, Richard! Das Volk wird es nicht dulden.«
    »Und ich sage dir, die Menschen sind die Raubwirtschaft, die Morde, die Ungerechtigkeit leid – wie ich – und wollen uns zurück! Du hast doch gesehen, wie sie mir auf den Straßen zujubelten.«
    »Du verkennst das Volk. Die Leute werden dich nicht akzeptieren. Sie haben dir freudig zugejubelt, jedoch nicht, weil du Henry vom Thron stößt, sondern weil du sie von Marguerite, dem Earl of Wiltshire und ihren habgierigen Günstlingen befreit hast«, sagte Salisbury. »Das Volk liebt seinen kranken, milden, frommen König trotz aller Erniedrigungen, die es unter ihm erleiden musste.«
    »Verstehst du es nicht?«, fragte der Duke und sah jeden Einzelnen wütend an. »Wir können die Kuh nicht vertreiben, ohne diesen Idioten fortzujagen! Nur noch das Schwert kann die Sache regeln. Das wusste Marguerite von Anfang an, weil sie klüger ist als wir alle. Wie oft hat sie versucht, mich ermorden zu lassen? Wie oft hat sie uns in Hinterhalte gelockt, sie und ihre Günstlinge? Es ging immer um das Schwert, nur waren wir zu dumm, es zu erkennen!«
    »Ja, die Leute verabscheuen Marguerite und ihre skrupellosen Günstlinge«, antwortete der Earl. »Aber sie verehren ihren armen, fragilen König. Es ist nicht Henry, den sie für schuldig halten.«
    »Und dennoch ist er es! Dieser Mann und die fremde Frau, die ihn wie eine Krone trägt, haben uns bluten lassen. Es wird nicht aufhören, bis er fort ist. Bei Christi Blut, sein Kopf ist es, der Hydras Schlangenarme möglich macht! Nur wenn er fort ist, sind wir die Kuh von Anjou los, die unser Land ausgeplündert hat, die Franzosen und Schotten einlud, unseren Frauen Gewalt anzutun, zu morden und uns zu berauben, wie es ihnen beliebte – dank dieser erbärmlichen Kreatur, die du einen König nennst!«
    Stille antwortete ihm.
    Der Duke sagte die Wahrheit. Aber die Wahrheit war Verrat, und Verrat zählte zu den schlimmsten Taten, die ein Mann gegen Gott begehen konnte. Henry war ein von Gott erwählter König. Wir alle hatten auf ihn geschworen. Gegen unsere Schwüre zu handeln, wäre nicht bloß eine Entehrung unserer selbst, sondern würde auch unsere unsterblichen Seelen in Gefahr bringen. Ich hatte die ganze Zeit Henry beobachtet und mich gefragt, was er wohl denken mochte. Er stand halb verborgen auf der Türschwelle, hinter sich einige Männer. Zweifellos hatte er den Wortwechsel mit den Augen verfolgt, doch seine Züge waren vollkommen ruhig, und ein freundliches Lächeln umspielte seine Lippen. Hatte er nicht begriffen, was hier geschah?
    Yorks Sohn brach die Stille, die uns alle in ihrem Bann hielt. Er drängte sich hinter Warwick vor und sagte sanft: »Vater, eine bessere Regierung ist dringend vonnöten, aber es sind die eigensinnige Marguerite und ihre Günstlinge, nicht dieser arme, ahnungslose Henry, dem das Volk die Schuld gibt. Wir alle haben erkannt, dass er ohne Schuld ist. Ihr habt gesehen, was dort unten geschah. Sie wollen uns nicht unterstützen. Doch ich denke, sie brauchen nur Zeit, sich an den Gedanken zu gewöhnen. Lasst uns unseren Anspruch den Lords vortragen, damit sie ihn besprechen können! Sie werden beizeiten einsehen, welche Vorzüge mit ihm verbunden sind.«
    »Richtig«, pflichtete Warwick ihm bei, »lass uns deinen Thronanspruch vortragen und die Unrechtmäßigkeit Henrys beweisen! Dann können wir ihn absetzen, ohne das Land zu zerreißen.«
    Der Duke of York überlegte einige Zeit, dann nickte er.
    Einen Monat lang debattierte das House of Lords die Thronfolge. Danach waren sich alle einig, dass die Krone rechtmäßig York zustand, doch da Henry den Thron als König von Gottes Gnaden innehatte, kamen sie zu einem Kompromiss, der sowohl die Ehre des Königs wahrte als auch den Duke zufriedenstellte. Henry würde auf Lebenszeit herrschen, und nach seinem Tod sollten ihm York und dessen Erben auf den Thron folgen.
    »Aber der Duke of York ist zehn Jahre älter als Henry. Sorgt er sich nicht, dass er niemals König werden könnte?«, fragte ich John eines Abends, als wir ins Bett gingen.
    John seufzte. »Trotz allem, was in Westminster vorfiel, ist York ein vernünftiger Mann. Als ihm das House of Lords den Kompromiss vorschlug, sagte er: ›Ich brauche

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