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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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dem persönlichen Erkennungszeichen des Duke of York. Über ihm wehte eine Fahne mit Lilien und Leoparden, den Waffen Englands.
    Der Bürgermeister und die Stadträte von London hießen ihn feierlich willkommen, und wenngleich wir nicht hören konnten, was gesagt wurde, wehte uns mehrfach zustimmendes Rufen aus der Menge zu.
    Es verschlug mir die Sprache. Nach einem Moment hatte ich mich hinreichend erholt, um mich zu Maude zu beugen und zu fragen: »Was hat das zu bedeuten?«
    Meine Schwägerin war kreidebleich. »Er kommt als König zu uns, nicht als Duke.«
    »Schweig still, Maude!«, sagte Countess Alice streng. »Solche Worte dürfen nicht einmal gedacht werden!«
    Ein Page gab uns Bescheid, dass unser Kahn bereit sei, und wir brachen nach Westminster auf. Unsere Stimmung war alles andere als feierlich, auch wenn unsere bunten Banner im Wind einen anderen Eindruck vermittelten. Die Duchess Cecily saß bereits auf einer vergoldeten Galerie im Gemalten Gelass, und nach den Begrüßungen nahmen wir neben ihr Platz. Kurz darauf erschien der Duke selbst. Er präsentierte sich den Lords, dann warf er einen Blick nach oben zur Duchess, und ich bemerkte, dass sie sehr verhalten nickte. Während ich mich noch fragte, was das heißen sollte, schritt der Duke of York zum Podest und stieg die Stufen hinauf zum leeren Thron.
    Er legte die Hand auf das blaue Kissen.
    Ich erschrak. Ohne es wahrzunehmen, stand ich auf wie alle anderen. Unten im Saal herrschte beängstigende Stille. Ich blickte zu John, Warwick und dem Earl. Die drei wichen angewidert und unglücklich zurück und standen so stocksteif da wie die gemalten Gestalten, die von den Wänden auf sie hinunterschauten. Doch niemand wirkte erstaunter als Johns Vater, dem der Mund offen stand. Dass der Duke of York sich nehmen wollte, was er für sein angestammtes Eigentum hielt, löste bei allen Entsetzen und Fassungslosigkeit aus, auch bei seinen Verbündeten.
    Verärgert zog York die Hand zurück und drehte sich zu den Lords. Linkisch stand er unter dem Staatsbaldachin, als erwartete er immer noch einen Willkommensgruß. Die angespannte Stille war beinahe nicht mehr auszuhalten. Schließlich fragte der Erzbischof von Canterbury betont ruhig: »Wünscht der Duke of York den König zu sehen?«
    »Ich bin es nicht, der zu Henry gehen sollte. Henry sollte zu mir kommen«, entgegnete York.
    Der Erzbischof blickte sich unter den Lords um und rang die Hände. Dann wandte er sich ab und verließ den Saal. Nach einer weiteren Weile stieg York verdrossen vom Podest und schritt hinaus.
    Draußen, auf dem Gang hinter der Galerie, der zu den königlichen Gemächern führte, war Unruhe zu hören. Wir verließen unsere Plätze und liefen hinaus, wo wir den Duke sahen, der die Treppe hinaufkam. Ich konnte ihn nur von hinten sehen, als er hinter dem Erzbischof her zum Königsgemach lief, sein Gefolge dicht auf den Fersen.
    »Aus dem Weg!«, herrschte York den Erzbischof an. Der Geistliche blieb stehen und trat ängstlich beiseite. »Öffnet die Tür!«, befahl der Duke lautstark vor dem königlichen Gemach.
    Seine Männer zerrten am Riegel, aber die schwere Eichentür blieb verschlossen. »Sie ist von innen verriegelt«, sagte jemand.
    »Dann brecht sie auf«, forderte der Duke.
    Niemand rührte sich.
    »Brecht sie auf!«, wiederholte er zischend.
    Seine Männer gehorchten. Nach einigen festen Tritten und Schulterstößen flog die Tür auf. Henry erhob sich von seinem Stuhl, er hielt ein Buch in den Händen. Ein Mönch stand an seiner Seite.
    »Ihr räumt diese Gemächer«, sagte der Duke. »Sie gehören dem König, nicht Euch.«
    »Wo soll ich denn hin?«, fragte Henry zaghaft.
    »In die Gemächer Eures Weibes. Sie werden vorerst ausreichen.«
    Inzwischen waren der Earl, John, Warwick und der älteste Sohn des Dukes, Edward of March, bei ihm.
    »Mein Gott, was tust du, Richard?«, wollte Salisbury wissen und sah von Henry zum Duke.
    »Was ich schon vor fünf Jahren hätte tun sollen! Ich nehme mir den Thron, der mir rechtmäßig zusteht. Dieser Mann und seine ausländische Gemahlin haben kein Recht, über uns zu herrschen, und es wird Zeit, dass wir von ihnen befreit werden. Sie haben uns genug Elend gebracht!«
    Ich sah, wie John erbleichte.
    »Gütiger Onkel«, sagte Warwick, »dies ist nicht weise. Das Volk liebt Henry. Ihr werdet das Land spalten und einen Krieg im Innern hervorrufen. Wart Ihr nicht stets gegen Blutvergießen?«
    »Wo warst du? Wo wart ihr alle?«, fragte der Duke

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