Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
Vom Netzwerk:
den Titel des Königs nicht, nur das Wissen, dass meine Hand zum Wohl aller das Staatsschiff lenkt.‹ Es war Rogers aufgespießter Kopf, der ihn aufgebracht und zu dem übereilten Entschluss trieb, uns bliebe keine andere Wahl, als Henry abzusetzen. Aber er ist nicht unbesonnen, deshalb nahm er das Angebot an.«
    Der Erzbischof von Canterbury legte König Henry den Kompromiss vor.
    »Ich möchte kein Christenblut vergießen«, sagte Henry zum Bischof, »also werde ich diesem Abkommen zustimmen.« Dann schickte er Marguerite Nachricht, sie möge nach London zurückkehren. Ihre zornige Antwort ließ nicht lange auf sich warten:
    Anders als Ihr, teurer König, bin ich nicht aus Butter, dass ich mich nach Belieben formen ließe von Schurken, die uns rauben wollen, was rechtmäßig unser ist. Eher gefriert die Hölle, als dass ich solch einer Abscheulichkeit zustimme und das Geburtsrecht meines Sohnes an York abtrete. Diese Teufel sollen an ihren Worten ersticken, mitsamt dem Siegel, und mit Gottes Gnade werde ich sie schon bald zur Hölle jagen, wo sie hingehören.
    Dennoch wurde York am neunten Tag des Novembers 1460 zum Thronerben erklärt. Fortan lag die Macht bei York, deren Schatten bei Henry. Wir wussten nicht, wie oder wann Marguerite zurückkommen würde, aber dass sie Himmel und Hölle in Bewegung setzen würde, um ein Heer aufzustellen und erneut eine Schlacht gegen York zu führen, stand für uns alle außer Frage.
    Und es dauerte nicht lange, bis Marguerite einmarschierte. Sie hatte eine große Armee von Franzosen, Walisern und Schotten zusammengestellt. Indem sie jedem Mann zwischen sechzehn und sechzig Jahren mit Verlust von Leib und Leben gedroht hatte, hatte sie Soldaten in den nördlichen Regionen Englands rekrutieren können, wo York wenige Anhänger hatte, und sie unter Andrew Trollopes Kommando gestellt, dem Verräter von Ludlow. Den Schotten versprach sie die große Burg von Berwick als Lohn für ihre Hilfe, die über Jahrhunderte als Trutzburg gegen sie gedient hatte. Dann ließ sie Clifford, den Earl of Northumberland, und Somerset auf Pontefract Castle zurück, von wo aus sie die Ländereien der Yorkisten plündern und die Pächter ermorden sollten, während sie selbst gen Süden zog – eine rachsüchtige, fremde Königin an der Spitze einer wilden, grausamen Horde.
    »Mylord Warwick erzählte mir, niemand zweifle mehr an, dass sie Englands Feindin ist. Kein Mann, der bei Sinnen sei, erkenne sie jetzt noch als die rechtmäßige Königin an, nicht nachdem sie Englands Bollwerk gegen eine Invasion aus dem Norden verschenkt hat«, sagte Nan seufzend.
    Und fürwahr: Als die bunt zusammengewürfelte, unzivilisierte Streitmacht den Trent überquerte, fegte sie mit ihren Untaten König Henrys letzten Halt in der Nation hinweg. Uns erreichten Nachrichten, dass brutale Überfälle südlich des Trent auf Marguerites Geheiß stattfanden, waren sie doch Teil ihrer Bezahlung an die Schotten und Nordengländer. Nichts blieb von ihren Plündereien verschont, nicht einmal Bücher und Altarschmuck.
    »Henrys Regierung galt schon länger als unfähig, aber Marguerites Wüten hat das Land auf immer in Norden und Süden gespalten«, sagte Countess Alice betrübt. »Wo war Gott an dem Tag, als Suffolk und Somerset uns im Austausch gegen die Hand dieser mittellosen Teufelin Marguerite d’Anjou an die Franzosen verkauften?«
    Ich wusste nicht, ob die Countess von mir oder von Gott eine Antwort erwartete.
    Während Marguerite das Land südlich des Trent plünderte, führten ihre Günstlinge rücksichtslos ihren Befehl aus, die Anwesen der Yorkisten im Norden niederzubrennen. Hilferufe wurden an den Duke of York in Baynard’s Castle gesandt, die zusehends verzweifelter klangen. Daraufhin erhielt York den offiziellen Auftrag, die Rebellion einzudämmen. Er löste das Parlament am neunten Tag des Dezembers auf und begab sich nach Wakefield und seiner nördlichen Burg Sandal. Der Duke nahm seinen Sohn Rutland, den Earl of Salisbury und Thomas mit. Warwick und John blieben in der Stadt, und Edward of March wurde ausgesandt, Männer in den Waliser Marschen in Stellung zu bringen. In der Zwischenzeit wurde ein Waffenstillstand mit den Lancastrianern vereinbart, sodass die heilige Woche eingehalten werden konnte, denn Weihnachten 1460 nahte.
    Unter einem wolkenlosen, winterblauen Himmel sagten wir dem Earl und Thomas im Erber Lebewohl. Es war ein wunderschöner Tag: Frischer Schnee war gefallen, hatte die Welt in keusches

Weitere Kostenlose Bücher