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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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hatte. Bisher war ich nicht dazu gekommen, ihn der Nonne zurückzugeben, und nun war ich froh über meine Trödelei, denn so konnte ich mich verkleiden.
    Leider ergaben die vielen Fragen, die mir durch den Kopf wirbelten, nur immer neue und keine Antworten. Ich musste Sir John warnen, doch wo war er, und wie gelangte ich dorthin? Konnte ich allein reiten? Durfte ich Ursula einweihen? Gewiss war ihr befohlen worden, mich auszuspionieren, wie ich umgekehrt sie aushorchen sollte. Und Feinde der Königin zu warnen war eindeutig Hochverrat. Wäre es da nicht gefährlich – und unfair –, Ursula miteinzubeziehen?
    Doch könnte ich die Sache allein bewältigen? Jede Reise war heikel, selbst über kürzere Entfernung, deshalb ging man solch ein Unterfangen nicht leichtsinnig an. Auf den Straßen außerhalb der Stadt wimmelte es von Unholden, Grobianen und Räubern, die Reisende überfielen und ausplünderten. Ein einzelner war leichte Beute für sie, daher ritten die meisten Leute nur in Gruppen. Entsprechend waren zwei Frauen, die gemeinsam unterwegs waren, immer noch sicherer als eine allein. Und vertraute ich mich Ursula nicht an, wäre sie in Sorge, wenn ich einfach verschwand. Zudem würde meine Abwesenheit der Königin gemeldet, und welche Erklärung könnte ich später anbieten?
    Ich sank auf mein Bett und starrte auf den Habit, den ich zusammengeknüllt im Schoß hielt, als könnte er mir die Antworten geben, die ich brauchte. Für einen Moment schloss ich die Augen. Nein, ich konnte dieses Wagnis nicht allein bestehen, und ein Scheitern wäre zu furchtbar. Ich musste Ursula ins Vertrauen ziehen.
    Gewiss würde sie mir helfen! Wie ich erfahren hatte, war ihr eigener Vater, Sir Thomas Malory, kein glühender Lancastrianer … wie mein Vater und offenbar auch Duke Humphrey. Der gute Duke wollte York warnen, doch ihm waren die Hände gebunden. Vielleicht kann ich helfen, seine Fesseln zu lösen, dachte ich.
    Auf dem Korridor erklangen Ursulas Schritte. Dann ging die Tür knarrend auf, und sie kam herein. »Was ist Euch, meine liebe Lady? Was macht Ihr damit?«, fragte sie und sah den Habit in meinen Händen an. Langsam erhob ich mich.
    Obwohl ich Ursula die Chance bot, sich aus meinem Plan, Sir John Neville zu retten, herauszuhalten, war sie sofort Feuer und Flamme. Mit ihrer Hilfe verkleidete ich mich als Nonne und machte mich im Morgengrauen auf zu Duke Humphreys Gemächern. Er war in seinem Privatzimmer, als ich sein Vorzimmer betrat und seinem Schreiber einen falschen Namen nannte.
    Der Mann beäugte mich verächtlich. »Der Duke empfängt um diese Stunde nicht.«
    »Ich bin nicht hier, um Almosen oder Zuwendungen zu erbitten. Mein Ansinnen ist privat und von großer Dringlichkeit, und ich muss den Duke umgehend allein sprechen.« Mit diesen Worten gab ich ihm die Goldmünze, die ich in meinem Ärmel verborgen hatte. Eine endlose Weile bestaunte er die Münze, ehe er sie in die Tasche steckte. Als er wieder zu mir sah, war seine Miene weniger verächtlich. »Wartet hier, bitte. Ich gebe ihm Nachricht.«
    Er verschwand im Privatgemach, und der Landsknecht an der Tür drehte sich zu mir, um mich genauer zu betrachten; er ahnte wohl, dass Ungewöhnliches vorging. Ich kehrte ihm den Rücken zu und senkte den Kopf, sodass er mein Gesicht nicht sah. Zum Glück kam der Schreiber kurz darauf zurück und führte mich in eine kleine Privatkapelle, die an das herzogliche Schlafgemach anschloss. Er hielt mir die Tür auf und schob den roten Samtvorhang zur Seite.
    Die Kapelle war winzig und hatte ein langes schmales Fenster auf einer Seite, das zum Burghof sah, wo bereits reges Treiben herrschte. Hufe klapperten auf dem Pflaster, Karren rumpelten herein und wieder hinaus. Das Stimmengewirr drang bis hinauf in die Kapelle: lachende Kinder, scheltende Mütter, Männer, die einander zuriefen. Am Altar neigte ich mich vor und betete stumm um das Gelingen meines Plans, bis ich Schritte hinter mir hörte und mich umdrehte.
    Duke Humphrey war ein großer grauhaariger Mann von der Statur eines Kämpfers und wachsamen, klaren grauen Augen. Er vergeudete keine Zeit mit höflichen Floskeln.
    »Schwester – falls Ihr eine Schwester seid –, sagt mir, was bringt Euch auf solch ungewöhnliche Weise her, und macht schnell! Mich erwarten dringende Geschäfte.«
    »Mylord Duke, ich bin keine Ordensschwester, wie Ihr richtig vermutet, und ich werde mich beeilen. Keine Angelegenheit pressiert mehr als Leben und Tod.«
    »Dann

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