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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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sprecht.«
    Nachdem ich ihm meinen wahren Namen genannt und erklärt hatte, wie wir durch die erste Ehe meines Onkels, des Earl of Worcester, mit der Nichte seiner Frau, Anne Neville, der Duchess of Buckingham, verbunden waren, trug ich meine Bitte vor. Nachdenklich und mit auf dem Rücken verschränkten Händen trat er ans Fenster und schwieg. Schließlich wandte er sich wieder zu mir um.
    »Worum Ihr bittet, ist Verrat.«
    »Worum ich bitte, ist Eure Hilfe, unnötiges Blutvergießen zu verhindern, das drastische Folgen für uns alle hätte, die Königin eingeschlossen.«
    »Dennoch bleibt es Verrat.«
    »Der König sähe es anders. Er hat hinreichend deutlich gemacht, dass er Hinterhalte, Morde und derlei üble Praktiken verurteilt, nicht wahr?«
    Der Duke runzelte die Stirn. »Ihr sprecht recht überzeugend«, sagte er, und ich hatte Mühe, mich nicht unter seinem prüfenden Blick zu krümmen, während er überlegte. »Da ich dem König treu bin, werde ich helfen. Doch Informationen sind alles, was ich Euch anbieten kann, keine Eskorte. Wir werden beobachtet.«
    »Ich weiß.«
    »Ihr werdet Euch eilen müssen, denn es bleibt kaum noch Zeit. Ich hoffe, es ist noch nicht zu spät.«
    Mit einer Karte gewappnet, ritten Ursula und ich, so schnell wir konnten, nach Barnet, bis kurz vor den Ort, an dem der Hinterhalt geplant war. Erschöpft von der Reise, ließen wir unsere Pferde in Camden Town Rast machen und gingen zu einem alten Wirtshaus auf dem Dorfplatz, gleich hinter dem Kirchhof und nahe dem Rathaus und dem Pranger. Zwischen einem Holzhändler und einem Glaser sah ich einen Metzger, der ein Lamm schlachtete. Er schnitt dem Tier die Kehle auf, Blut spritzte aus der Wunde. Dem verdutzt dreinblickenden Schaf knickten die Vorderbeine ein, und es sank auf die Knie. Mir wurde übel, und ich drehte mich um. Gewiss waren auch schon Männer auf diese Weise gestorben.
    Das Wirtshaus war dunkel, stickig und schmutzig, und trotz der offenen Läden roch es nach Ruß und Schweiß. Drei Gäste saßen an einem der schmierigen Tische und redeten. Wir schritten über den gestampften Lehmboden zu einem freien Tisch und setzten uns. Ein weiterer Mann kam herein und gesellte sich zu den anderen.
    »Ho, Charlie!«, begrüßte ihn einer der Gäste. »Was macht die Rattenfängerzunft?«
    Besagter Charlie grinste breit. »In meinen Taschen klimpert das Silber. Die Pest in London hat jedermann in Angst versetzt, also zahlen sie gut fürs Rattenfangen.«
    »Dann kannst du uns wohl ein Pint kaufen, was?«
    »Warum sollte ich? Wo das herkommt, gibt es erst mal keines mehr, und ich muss meinen eigenen Wanst vollkriegen.«
    Das allgemeine Stöhnen und freundschaftliche Fluchen auf seine Weigerung hin verstummte abrupt, als eine hochgewachsene Dirne hereinkam, an deren Arm ein kleiner, krötengesichtiger Mann hing. Ihr Lachen hallte durch die Wirtschaft, als sie die knarrenden Treppe hinaufstiegen. Die drei Männer und die Frau am anderen Tisch glotzten ihnen nach und steckten die Köpfe zusammen.
    »Diese Nellie macht gute Geschäfte mit dem Küster, zweimal die Woche, wenn ich richtig mitzähle!«, sagte einer der Männer.
    »Hättest du mal so viel Leben in dir!«, sagte die Frau.
    Ursula, die einen Nonnenhabit trug, den uns der gute Duke gegeben hatte, drehte sich um und bedachte die Leute mit einem strengen Blick. Ich hingegen musste mir ein Kichern verkneifen. Beschämt trank der Mann, der eben gesprochen hatte, sein Bier aus, legte einen Viertelpenny für die Schankwirtin auf den Tisch, tippte mit Blick zu uns an seinen Hut und ging. Die Frau senkte schweigend die Lider. Keiner sprach mehr, während wir unser Bier tranken und den Kohl aßen; allerdings grinsten sie einander an und sahen verstohlen zu uns herüber, als über uns die Bodendielen zu ächzen begannen. Fasziniert lauschte ich und fragte mich, was genau der Küster und seine Dirne treiben mochte, das den Boden derart erschütterte.
    »Esst auf, Kind!«, sagte Ursula streng. Ich ertappte mich dabei, dass ich lächelte, und beugte rasch den Kopf, um nicht zu lachen. Als wir fertig waren, ging Ursula zum Abort hinten im Hof; ich wartete draußen bei einer Kletterrose, die sich über das Tavernenfenster hangelte und trotz des nahenden Winters noch voller Blätter hing. Da sie uns fort wähnten, redeten die Gäste drinnen wieder freier. Am Fenster war ihr Gespräch für mich deutlich zu hören.
    »Wisst ihr schon das Neueste? Da braut sich mächtiger Ärger zusammen«, sagte der

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