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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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Die einzigen fehlenden Familienmitglieder waren Johns Bruder Thomas, der im Norden für Ordnung sorgen sollte, solange sein Vater fort war, und dessen Frau, Lady Maude Stanhope, die sich entschieden hatte, bei ihm zu bleiben.
    »Lady Isobel, erlaubt mir, Euch zu gratulieren«, sagte Warwick mit seiner nasalen Stimme und küsste mich auf den Mund, wie es der Sitte entsprach. Er stellte mir seine Gemahlin vor, Lady Nan Beauchamp, Countess of Warwick. Sie trug einen kegelförmigen Kopfschmuck mit einem langen Schleier, wie sie neuerdings beliebt waren, und ein sehr elegantes sandfarbenes, mit Edelsteinen besticktes Damastkleid, das der Gemahlin eines der reichsten Barone Englands würdig war. Die Countess war hübsch und zierlich, hatte blaugraue Augen und hellbraunes Haar, soweit ich es an den wenigen Strähnen erkennen konnte, die unter ihrem steifen Kopfputz hervorlugten. Countess Nan begrüßte mich warmherzig, und ihre beiden Töchter, die fünfjährige Bella und die dreijährige Anne, machten einen niedlichen Knicks. Beide waren blonde hübsche Kinder, und Anne eroberte sofort mein Herz, als sie mit ihren großen violetten Augen zu mir aufblickte, meine Hand nahm und sagte: »Schön, Euch zu sehen. Danke, dass Ihr gekommen seid. Es freut mich.«
    Erstaunt sah ich Countess Nan an. »Hat sie eben gesagt, was ich glaube, das sie gesagt hat?«
    Nan Beauchamp strahlte. »Gewiss hat sie gehört, dass wir unsere Gäste mit diesen Worten begrüßen. Ihr werdet noch feststellen, dass unsere kleine Anne sehr gut darin ist, andere nachzuahmen.«
    Ich sah wieder zu dem Kind, das mich voller Stolz anlächelte, als hätte es alles verstanden, und beschloss, dass die kleine Anne und ich gute Freundinnen werden würden.
    Warwick begrüßte seine Familie, ehe er sich abermals zu mir wandte. »Ah, Lady Isobel, wie es aussieht, ist Euer Hochzeitsgeschenk eingetroffen.« Seine Ringe blinkten im Sonnenschein, als er zu einem Stallburschen zeigte, der einen bezaubernd schönen weißen Zelter über den Rasen zu uns führte. Das Fell der Stute glänzte so hell, dass es zu funkeln schien, als sie auf uns zutöltete. Sie blieb vor mir stehen, schüttelte die silbrige Mähne, schnaubte und stampfte mit einem Huf, was anscheinend ihre Art war zu sagen: Hier bin ich!
    Sprachlos blickte ich zu Warwick auf. Konnte dieser wunderschöne Zelter wirklich für mich sein? Warwick war berühmt für seine Großzügigkeit; den gemeinen Leuten gab er so viel Fleisch und Getränke, wie sie tragen konnten, genug, dass sie in den Schankhäusern scherzten, dort würden sein Ale und sein Fleisch angeboten. Dennoch war dies hier unglaublich! Solch ein Geschenk wäre einem König angemessen, der seine Königin erfreuen wollte.
    »Ja, Lady Isobel«, sagte Warwick, der mein Staunen richtig deutete. Er nahm dem Stallburschen die juwelenverzierten Zügel ab und reichte sie mir. »Sie ist Euer. Möget Ihr auf dieser Stute ins Glück reiten.«
    Ich nahm den Zelter von Warwick, traute mich jedoch nicht, etwas zu erwidern. Die Stute trug einen edlen, mit Goldfäden bestickten Sattel mit einem großen Rubin. Es war ebenjener Sattel, den John bei dem Sattler in der Fleet Street bewundert hatte. Vor lauter Glück kamen mir die Tränen. Überhaupt waren Tränen, ob vor Freude oder Kummer, meine ständigen Begleiter, seit ich John begegnet war. Ich machte einen tiefen Knicks, senkte den Kopf und rang um Fassung. Dann ergriff ich Johns Hand, blickte wieder zu seinem Bruder auf und sagte: »Eure überaus große Freigiebigkeit habe ich nicht verdient, Mylord.«
    »Habt Ihr sehr wohl, Lady Isobel«, erwiderte Warwick. »Vielmehr vermag diese beachtliche Kreatur kaum aufzuwiegen, was wir Euch schuldig sind. Ohne Eure mutige Warnung in Barnet wäre das Haus York wohl in größte Trauer gestürzt worden. Allein Eure Intervention rettete uns. Doch nun zu angenehmeren Dingen.« Er nickte einem seiner Ritter zu, der gerade mit einem Kahn anlegte, und fragte: »Wo ist Mistress Malory?«
    »Nun, sie wartet dort«, antwortete ich und wies zu der Menge am Hofeingang.
    Ursulas leuchtend roter Schopf in der Mitte war gut zu erkennen, und unsicher trat sie vor, verwundert, dass der große Earl of Warwick nach ihr fragte.
    »Kommt her, gute Mistress!«, rief Warwick. »Für Euch habe ich ein noch größeres Geschenk.«
    Ich hörte, wie Ursula erschrocken Luft holte, und folgte ihrem Blick. Ein traurig aussehender älterer Ritter, bekleidet mit grauem Wams und Hose und mit langem, schütterem

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