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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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als sie, und sein Lächeln war warmherzig. Mein Blick verharrte bei Salisburys jüngster Schwester Cecily, die den gleichen Namen trug wie Johns Schwester und die erste Frau meines Onkels. Ihrer Schönheit wegen »die Rose von Raby« genannt, ihres Stolzes wegen »die stolze Cis«, war die Duchess of York ein liebreizendes Geschöpf und hatte trotz ihrer fast vierzig Jahre noch all ihre Zähne, sodass sie jünger erschien, als sie war. Noch mehr indes erstaunte mich, dass sie beinahe so groß war wie ihr Gemahl und nach unzähligen Geburten immer noch gertenschlank. Zehn der von ihr geborenen Kinder hatten überlebt; das jüngste von ihnen, der vierjährige Richard, war mit seinem Bruder George auf der Burg in Fotheringhay geblieben. Die beiden ältesten Söhne waren mit den Eltern nach London gekommen.
    Der vierzehnjährige Edward, Earl of March und Yorks Erbe, saß zurückgelehnt auf der Fensterbank und blickte verstohlen zu einer Gruppe junger Damen am Ufer, während er vorgab, sein Schwert nach rostigen Stellen abzusuchen. Nun erhob er sich und verneigte sich höflich vor mir.
    »Mylady Isobel, ich wusste nicht, dass Cambridgeshire so exquisite Schönheiten hervorbringt«, sagte er. Sein goldenes Haar, die hübschen Züge und seine hochgewachsene Gestalt verliehen ihm bereits das Aussehen eines Mannes. »Ich werde es bald aufsuchen müssen. Vielleicht finde ich dort ebensolch raren Liebreiz, mir mein Leben zu versüßen. Was meinst du, Cousin John?« Er schlug seinem Vetter freundschaftlich auf die Schulter und lachte.
    »Rosen hat es zuhauf«, antwortete John, »aber keine schönere als meine Lady Isobel.« Sein Blick glich einem liebevollen Streicheln.
    Neben Edward erschien sein dreizehnjähriger Bruder, der flachsblonde Edmund, Earl of Rutland. Er lächelte mich schüchtern an und verneigte sich.
    »Wir wünschen Euch alles Gute«, sagte der Duke of York, »und freuen uns auf Eure Vermählungsfeier, der wir beizuwohnen planen.«
    »Unbedingt«, ergänzte die Duchess. Ihr hübscher Schmollmund bog sich zu einem Lächeln, als sie John ansah. »Du hast wohl gewählt, Neffe.« Sie wandte sich mir zu. »Wie geht es Eurem Onkel, dem Earl of Worcester?«
    »Danke der Nachfrage, Durchlaucht. Mein Onkel bricht in diesem Moment von Rom aus zu einer Pilgerreise nach Jerusalem auf. Und anstatt nach England zurückzukehren, wenn sein Dienst beendet ist, erwägt er, in Padua zu bleiben und Griechisch zu studieren.«
    York und Salisbury wechselten Blicke, doch konnte ich nicht sagen, was sie bedeuten sollten. Und ich erlaubte mir auch nicht, darüber nachzudenken. Ich dachte einzig an meine baldige Vermählung mit John. Nichts anderes zählte.
    Die nächsten Tage hielt ein konstanter Strom Adliger Einzug in London, und jede der Familien wurde von so vielen Gutspächtern begleitet, dass der Bürgermeister fürchtete, es könnten Kämpfe zwischen den rivalisierenden Familien ausbrechen. Aber alles verlief ruhig und friedlich. Als Letzter traf Warwick ein, neuer Captain von Calais, und seine Ankunft erregte einiges Aufsehen. Mit tönenden Fanfaren kam er auf einem großen Schiff die Themse hinunter, die Segel gebläht und angekündigt von zwei Kähnen in Scharlachrot und Gold, auf denen sich zwanzig Minnesänger gegen allen anderen Lärm durchsetzten. Dreißig weitere Kähne folgten mit sechshundert Mannen seines Gefolges; alle waren gewandet in scharlachrote Wämser mit seinem Bären und dem verzweigten Stamm, vorn und hinten in leuchtendem Silber und Gold aufgestickt.
    Auf den Brücken und entlang der Ufer drängten sich die Leute dicht an dicht, manche sogar im Wasser, und jubelten ihm zu. Warwick stand am vergoldeten Bug seines Segelschiffes; er war in roten Samt und goldenes Tuch gehüllt. Die Sonne beschien sein Profil vor dem blauen Himmel und dem funkelnden Wasser, als er auf uns zuglitt. Er war eine imposante Erscheinung, doch fürchtete ich, dass dieser Empfang noch mehr Zorn und Neid auf die Nevilles ziehen könnte.
    Zwar reiste das Gros von Warwicks Gefolge mit ihm auf dem Seeweg an, doch einige kamen auch zu Pferd und brachten Karren mit großen Geschenketruhen durch das Tor der Residenz, was die allgemeine Aufregung noch steigerte. Wasservögel schrien, und Wellen schlugen an die gemauerte Uferpforte, als Warwick von seinem Schiff stieg und zum Rasen emporschritt, wo ich mit John, seinem Vater, dem Earl of Salisbury, seiner Mutter, Countess Alice Montagu, und Johns Bruder George, dem Bischof von Exeter, stand.

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