Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
Vom Netzwerk:
mit meinem Sohn John zugestimmt und den Preis auf eintausend Pfund gesenkt, die Hälfte der ursprünglich verlangten zweitausend. Ich erklärte mich bereit, sie in Raten über sechs Jahre zu zahlen. Eine solch hohe Summe verlangt gewisse Opfer, vor allem betrübliche Entbehrungen für Euch beide. Allerdings versichert John mir, er wolle lieber Euch als alles Gold im Himmel, und daher bin ich gewiss, dass Ihr einen Weg findet, mit dem Spärlichen auszukommen, das Euch bleibt. Natürlich werde ich helfen, so gut ich kann. Willkommen in unserer Familie, mein Kind!«
    Willkommen in unserer Familie …
    Hatten sich der Himmel und sämtliche Engel Gottes zusammengetan, um uns ein Wunder zu schenken? Schwindlig vor Begeisterung, drehte ich mich wieder zu John um. Unsere Blicke begegneten sich. Wir standen gemeinsam da, atmeten im Gleichtakt, und Feuerblumen regneten auf uns herab.

9
    F EBRUAR 1457
    Trotz der klirrenden Kälte fuhren Leute Schlittschuh oder rodelten auf der gefrorenen Themse. Kinder bewarfen sich in den Schlossanlagen mit Schneebällen. Doch ich nahm von alldem kaum Notiz, war ich doch eingehüllt in einen Kokon aus reinster Freude und süßen Träumen, während ich wartete, dass John aus dem Norden zurückkehrte. Ich blieb bei Hofe. Da Somerset noch in Wales war und Elizabeth Woodville kürzlich zu ihrem Familienanwesen in Grafton Regis gereist war, wo sie die Vermählung mit Sir John Grey vorbereitete, herrschte eine angenehmere Stimmung, die nicht einmal durch die Nachrichten getrübt werden konnte, die am dritten Februar eintrafen, dem Tag nach Lichtmess.
    Zwar hatte die Königin ihre Einwilligung zu unserer Heirat gegeben, aber der König stellte seine eigenen Bedingungen, und ehe wir vermählt werden konnten, mussten die drei Richards – der Earl of Salisbury, der Duke of York und der Earl of Warwick – sie erfüllen. Die Verhandlungen sollten umgehend beginnen. Zu diesen Bedingungen gehörte eine Demonstration der Friedfertigkeit und des Wohlwollens seitens der obersten Yorkisten gegenüber den verfeindeten Lancastrianern. Die Yorkisten sollten eine Kantorei bauen, in der für die Gefallenen von St. Alban gebetet werden konnte, und der Duke of York sollte Entschädigungen an Somerset und dessen Mutter für den Verlust des Vaters zahlen. Johns Bruder Warwick war gefordert, die Familie von Lord Clifford finanziell zu entschädigen.
    Boten kamen und gingen mit ihren Nachrichten, und gelegentlich erschienen auch der Earl of Salisbury oder der Duke of York zu kurzen Unterredungen bei Hofe, doch John wurde durch Grenzstreitigkeiten im Norden festgehalten und konnte sie nicht begleiten. Letztlich wurde eine Einigung gefunden. Um den Pakt zu besiegeln und das Ende der Feindseligkeiten zu feiern, sollte am fünfundzwanzigsten März, dem Tag von Mariä Verkündigung, ein »Fest der Liebe« begangen werden. Unsere Verlobung würde im Anschluss an die Zeremonie in St. Paul’s gefeiert werden.
    Ende Februar trafen die Yorkisten und Lancastrianer nach und nach mit ihrem Gefolge in der Stadt ein. Die Nevilles waren unter den Ersten und mein Wiedersehen mit John geradezu ekstatisch. Von dem Moment an, da ich ihm in die Arme flog, waren wir unzertrennlich.
    Als Nächstes kamen der Duke of York und seine Duchess Cecily, auf die ich schon neugierig gewesen war, denn sie beide hatten das rare Glück, ebenfalls in Liebe verbunden zu sein, und angeblich konnten sie nicht voneinander lassen. Cecily war ihrem Lord überallhin gefolgt, sogar nach Frankreich und an den Rand des Schlachtfelds; weder ihre Schwangerschaft noch die Entbehrungen dieser Reisen hatten sie abgeschreckt.
    Der feuchte Flussgeruch wehte durch die offenen Fenster ihrer Residenz Baynard’s Castle hinein, und Möwen grüßten uns kreischend, als wir hinkamen, um dem Paar unsere Aufwartung zu machen. Die ganze Familie war im Sonnenzimmer versammelt, wo jeder seinen Beschäftigungen nachging. Der Duke stand an einem großen Tisch mit aufwendigen Schnitzarbeiten, wo er mit seinem Verwalter rechtliche Angelegenheiten besprach, während die Duchess die Diener beim Auspacken ihrer Sachen beaufsichtigte. Sie trug eine opulente Robe aus azurblauem Samt mit Hermelinbesatz und war wahrhaft wie eine Königin gewandet. Als Johns Vater mich vorstellte, machte ich einen tiefen Knicks und küsste ihnen die Hand. Trotz der grauen Schläfen wirkte York mit seinem sonnengebräunten Antlitz und dem nussbraunen Haar dunkler als seine blonde Gemahlin, jedoch weniger streng

Weitere Kostenlose Bücher