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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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ist ihr Zweitältester, Edmund … und, oh, diese Kleinen bei ihnen sind so niedlich! Guck nur, wie der Kleinste sich hinter seiner Schwester versteckt! Das muss Dickon sein … Und da ist Lord Bolton mit seiner Gemahlin … und das sind die Conyers’ … Ich mag Conyers so gern, Ursula!«
    »Schweigt still, Isobel. Wie soll ich Euer Gesicht anmalen, wenn Ihr so wild herumzappelt?«
    Ich versuchte ja, ruhig zu sitzen, aber meine Augen und leider auch mein Kopf huschten immer wieder zum äußeren Burghof. Ich fragte mich, ob die Königin kommen würde. Sie hatte gesagt, vielleicht, doch ich bezweifelte es. Selbst nach der inszenierten Versöhnung wagte sie sich gewiss nicht so weit in Yorkisten-Gebiet.
    »Isobel«, unterbrach Ursula meine Gedanken. »Ihr seid jetzt für Euer Hemd bereit.«
    Das feine Leinenhemd fühlte sich wie Seide an, als ich hineinschlüpfte. Meine Schuhe, aus weichem Leder und mit Gold geprägt, umfingen meine Fesseln so leicht wie Schwanenfedern. Dann widmete Ursula sich meinem Haar. Sie wand die Bänder auf, mit denen sie die vorderen Strähnen zu Kringeln aufgewickelt hatte, und arrangierte die Ringellocken um mein Gesicht, ehe sie Kristalle und winzige weiße Rosenknospen in die längeren Strähnen flocht. Derweil blickte ich verträumt zu meinem Hochzeitskleid, das auf dem Bett ausgelegt war. Es war aus schimmernder weißer Seide und mit Feh gesäumt und Goldfaden bestickt. Daneben lag mein Schleier, den ein Reif aus Kirschblüten und weißen Rosen halten sollte. Er war mit goldener Spitze, Kristallen und glitzernden Perlen verziert.
    »Nun kommt Euer Kleid, meine Liebe«, sagte Ursula in dem Moment, in dem wir draußen die Stimme von Johns Mutter, Countess Alice Montagu, hörten; sie kam mit ihren Töchtern, um mir mit der Robe zu helfen und die letzten Schritte zu beaufsichtigen. Allerdings betrat die Countess meine Kammer allein, während Johns Schwestern und die Hofdamen im Vorzimmer blieben. Ursula warf mir hastig den Kamelhaarumhang über, damit ich nicht bloß im Hemdchen dastand.
    »Madam«, sagte ich und machte einen Knicks, wie es unserem förmlichen Umgang miteinander entsprach. Ich kannte sie bisher nicht besonders gut und konnte nicht sagen, was sie von mir hielt. Missfiel ihr, dass ihr Gemahl eine solch große Summe für meine Hand zahlte? Lehnte sie mich ab, weil ich aus dem Lager der Lancastrianer stammte? War ich ihr nicht gut genug für ihre illustre Familie, deren Stammbaum sich bis zu den europäischen Königen der Charlemagne-Linie zurückverfolgen ließ? Vor den Antworten auf diese Fragen graute mir, hatte ich doch insgeheim gehofft, die Countess könnte jene schmerzliche Lücke füllen, die der frühe Verlust meiner eigenen Mutter gerissen hatte. Nur brauchte sie mit einem halben Dutzend Mädchen gewiss keine weitere Tochter.
    »Perfekt«, sagte sie zu Ursula, nachdem sie am offenen Fenster mein Gesicht geprüft hatte. Mit einer Handbewegung bedeutete sie mir, mich umzudrehen. »Auch das Haar hast du hübsch hergerichtet. Ich kann daran nichts auszusetzen finden.«
    »Ich danke Euch, Mylady«, sagte Ursula und trat mit einem Knicks zurück.
    »Lass uns jetzt allein!«
    Prompt verkrampfte ich mich.
    »Setz dich, meine Liebe!«, sagte die Countess und wies auf die Bank. »Du bist schon recht lange Zeit auf den Beinen und musst gewiss ausruhen, ehe du dein Brautkleid anziehst.« Sie blickte mich mit einem Ausdruck an, den ich nicht deuten konnte. »Und wir haben Gelegenheit, ein wenig zu reden.« Sie setzte sich auf einen Stuhl und strich ihre Röcke glatt. »Wir konnten uns bisher nie länger unterhalten, und ich möchte damit beginnen, dir etwas von mir zu erzählen. Wie du vielleicht weißt, wurde meine Heirat seinerzeit arrangiert. Ich war das einzige Kind meines Vaters, Thomas Montagu, mein Gemahl, Richard, war ein jüngerer Sohn. Natürlich erbte er einiges Vermögen von seiner Mutter Joan, der Enkelin König Edwards III. und Tochter des großen Duke of Lancaster und seiner geliebten Katherine Swynford. Dennoch dürfte es Mylords Vater, Ralph Neville, dem Earl of Westmoreland, zugesagt haben, dass ich eine reiche Erbin war und dem Mann, der mich heiratete, einen Earl-Titel einbrachte.«
    Es war, wie ich vermutet hatte: Ihr gefiel nicht, dass ich John wenig geben konnte und ihn viel kostete.
    »Ich kann nicht behaupten, dass ich meinen Ehemann liebte, als ich ihn heiratete«, fuhr sie fort, und ich blickte erschrocken auf.
    Die meisten Ehen wurden aus

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