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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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geschäftlichen Gründen geschlossen, nicht aus Liebe; das wusste ich, trotzdem hatte ich noch nie ein solch freimütiges Geständnis gehört.
    »Ich war achtzehn«, erzählte sie leise und mit einer verträumten Note. »Ich bildete mir ein, zu begreifen und zu akzeptieren, wie es in dieser Welt zuging. Ich hatte eine gute Partie gemacht, und das genügte vollends.«
    Ich spürte, wie ich mich versteifte. Auch wenn ich meinem Gemahl keinen Adelstitel schenke, hat sie kein Recht, mich so offen zu erniedrigen!, durchfuhr es mich. Trotzig reckte ich das Kinn und sagte frostig: »Mylady, ich weiß, worauf Ihr hinauswollt …«
    Sie nahm meine Hand. »Nein, weißt du nicht. Lass mich ausreden! Ich heiratete nicht aus Liebe, doch Gott war gütig und schickte sie mir dennoch. Mir war ein guter Gemahl geschenkt, vor allem aber ein ehrenwerter und wundervoller Mann, den ich von ganzem Herzen zu lieben lernte. In den Jahren meiner Ehe habe ich eines erkannt, nämlich dass Liebe wichtiger ist als Besitz, Titel oder Macht.«
    Für einen Moment war ich sprachlos. »Ja, Madam, und ich liebe John«, sagte ich schließlich.
    »Zweifellos, Isobel, und ich freue mich, dass euch von Beginn an Liebe beschieden ist und ihr nicht Jahre verschwenden müsst, um sie zu finden. Mir sind alle meine Söhne lieb, doch John bringt eine besondere Eigenschaft mit. Er ist ein Romantiker. Männer wie er lieben nicht leichthin, und haben sie einmal ihr Herz verschenkt, gilt es für immer. Er mag stark erscheinen, aber sein Herz ist verwundbar. Deshalb wird er in Zeiten großen Kummers deinen Beistand brauchen. Mag Gott verhüten, dass es jemals nötig sein wird, doch wir leben in einer ungewissen Welt, und wer kann sagen, was das Leben uns bringt? Du siehst also, Isobel, dass es eine große Bürde für dich ist, aber auch ein immenser Segen, so geliebt zu werden.«
    »Ich werde immer an seiner Seite sein, und ich bete, dass ich mich seiner würdig erweise.«
    Sie drückte meine Hand. »Ich gestehe, dass ich mir Sorgen machte, als John deinetwegen zu uns kam. Doch zweifle nicht! Du bist seiner Hingabe sehr wohl würdig.«
    Aufs Neue drohten mich meine Gefühle zu überwältigen. Die Countess zog ein Seidentaschentuch aus dem Ärmel. »Kind, ruiniere die Arbeit deiner Kammerdienerin nicht!«, sagte sie und tupfte behutsam meine Tränen weg. »Und jetzt ist es Zeit, dass du mein Geschenk bekommst.« Sie wandte sich zur Tür und rief: »Jane!« Eine junge Frau kam mit einem kleinen Korb herein, den sie vor der Countess auf den Tisch stellte. Erst als sie wieder gegangen war, sprach Countess Alice weiter.
    »Mein Sohn Richard war acht Jahre, als man ihn mit Nan Beauchamp verheiratete, also gab ich ihr dieses Geschenk nicht. Mein Sohn Thomas vermählte sich mit einer Witwe, deshalb erhielt auch sie dies nicht, und mein jüngster Sohn, George, ist ein Mann der Kirche und hat folglich keine Verwendung hierfür.« Sie öffnete den Korb und drehte ihn zu mir. »Jetzt kenne ich den Grund, aus dem ich mich nicht früher hiervon trennte. Sie war für dich bestimmt.«
    Funkelnd im hellen Sonnenschein, lag dort eine Kette, die wie aus Spitze gewundene Rosen aussah, die Blütenblätter aus Rubinen, die Stempel aus Diamanten. Ich hielt den Atem an und sah staunend zur Countess auf.
    Sie lächelte. »Ja, für dich. Wer wäre besser geeignet? Ich bekam sie von der Mutter meines Gemahls, Joan Beaufort, daher die roten Rosen Lancasters. Mir scheint es sehr passend, da du von Lancaster zu uns gekommen bist.«
    Ich verneigte mich tief vor ihr, doch sie zog mich gleich wieder nach oben. »Tochter, sei glücklich, liebe ihn, und alles wird gut sein, noch in der größten Finsternis! Wir, die mit Liebe gesegnet sind, haben alles.«
    Wir erhoben uns beide, und sie legte mir die Kette um.
    Ich befühlte sie ehrfürchtig. »Euer Geschenk wird mich stets an den rubinroten Sonnenaufgang meines Vermählungstages erinnern«, flüsterte ich. »Und an Euch.«
    Die Countess of Salisbury nahm mich in die Arme und hielt mich. »An diesem wunderschönen Tag heiratest du in großer Freude. Möge dich auf deinen Wegen Frieden begleiten.« Dann drehte sie sich um, öffnete die Tür, und ein ganzer Schwarm von Damen stürmte auf mich zu: Johns hübsche Schwestern Alice, Eleanor, Katherine, Joan und Margaret. In einem bunten Durcheinander von Rosa, Violett und Scharlachrot flatterten sie durch mein Gemach und priesen untereinander, was sie sahen. Zwei von ihnen halfen mir in mein Kleid, zwei

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