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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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beantwortete, hörte ich ihn kaum, bis er fragte:
    »Stimmt ihr beide dieser Vermählung aufrichtig zu?«
    Erstmals blickten wir nicht einander, sondern den Priester an und antworteten im Chor: »Wir stimmen zu.« Und wie wir zustimmen!, dachte ich.
    George nahm den Ring von Warwicks blumenbekränzter kleiner Tochter Bella und segnete ihn. Dann gab er ihn John, der ihn auf drei Finger meiner linken Hand schob mit den Worten: »Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes«, bevor er ihn an meinen dritten Finger steckte. John sah mir in die Augen, verstummte kurz und sprach laut: »Mit diesem Ring bin ich dir vermählt.«
    Jubel brach um uns herum aus, und es gab ein lautes Klatschen, als Tausende Tauben aufflogen. Uns wurde eine Schale mit Münzen gereicht, Almosen für die Armen. Lachend warfen wir sie in die Luft, sodass sie einem Goldregen gleich auf die Menge niedergingen; sie erinnerten mich an die Feuerblüten, die ich mir in jener unvergessenen Nacht des Tanzes auf Tattershall Castle vorgestellt hatte. Umfangen von strahlendstem Glück und gefolgt von der Hochzeitsgesellschaft, betrat ich die Kapelle zum Gottesdienst.
    Der Earl hatte keine Kosten für unser Fest gescheut. Die große Halle war über und über mit Blumen geschmückt und von unzähligen Kerzen hell erleuchtet. Ich fühlte gar nicht mehr, dass meine Füße mich trugen, sondern schwebte auf einer duftenden Wolke, als John mich zur Haupttafel führte. Dort hatte man zwei hohe Stühle für uns aufgestellt, hinter denen ein goldener Taftvorhang mit silbernen Sternen angebracht worden war.
    Nachdem die Gäste Platz genommen hatten und der Wein ausgeschenkt war, stand John auf. Er hob mir seinen goldenen Kelch entgegen und sah mich voller Zärtlichkeit an. »Mein edles Weib, möge Gott dir Gesundheit, Ehre und Freude schenken!«
    »Und tausend Söhne!«, rief Thomas, worauf Gelächter ausbrach.
    Ich stand ebenfalls auf und hob meinen Kelch. »Und möge Gott dir Vergnügen, Frieden und Gesundheit schenken, mein edler Gemahl!« Es war das erste Mal, dass ich ihn »Gemahl« nannte, und das Wort hinterließ eine unsagbar süße Honignote auf meiner Zunge.
    Alle murmelten: »Amen.« Stoff raschelte, und Silber klimperte, als die Gäste auf unser Wohl anstießen. Dann gab der Earl ein Zeichen, und die Bediensteten servierten das Hochzeitsmahl aus Rindfleisch, Kalb, geräucherter Meeräsche, allen Arten von Wildbret, Enten, Kapaunen, Kaninchen, Wildschweinpastete mit Fenchel, Oliven und gehaltvollen Saucen. Von Fanfarenklang und Fackeln begleitet, trugen sie im Ganzen geröstete Wildscheine und Schwäne auf einem Bett aus ihrem Gefieder herein. Bier, aromatischer Met und Wein in allen erdenklichen Variationen – süß, dunkel und würzig – flossen endlos aus riesigen Fässern. Zwischen den Gängen führten uns Gaukler ihre Kunststücke vor, und Maskierte stolzierten auf hohen Stelzen zwischen uns umher. Troubadoure erzählten die Geschichten von Samson und Delilah, Priam, Helena und Odysseus und von Artus und Guinevere und spielten auf ihren birnenförmigen Lauten und Violen zu den Liebesliedern. Bevor die Süßspeisen serviert wurden, bat John einen Troubadour, mir ein Ständchen zu bringen, dessen Worte von ihm selbst kamen:
    Meiner Schönsten Liebreiz ist so klar und rein,
dass die bebende Zung’ mir versagt.
Ihre Anmut betöret mich immerdar.
Ein himmlisch’ Geschöpf muss sie sein.
    Am Ende des Liedes klatschten alle, und wir blickten einander liebevoll an. Unter dem großen Applaus warf John dem Troubadour einen Gold-Noble zu. Die Gäste erhoben sich und wetteiferten darin, uns in den höchsten Tönen zu preisen. Danach fassten sich alle bei den Händen und tanzten zu den Klängen von Laute, Viola und Tabor, während die Diener Marzipan, Reispudding, Ingwerbrot, Äpfel und kandierte Rosenblüten auftrugen. Gewiss war es in einer Burghalle nie munterer zugegangen.
    Als die Glocken zur Vesper riefen, standen John und ich von der Tafel auf, um unser Brautgemach aufzusuchen. Man hatte es uns in einem kleinen Cottage, das zur Burganlage gehörte, nahe einem hohen Wasserfall vorbereitet. Überall wurde gelacht, fiel es den stark angetrunkenen Gästen doch recht schwer, sich auf den Beinen zu halten. Trotzdem wollten alle mitgehen. Der Betrunkenste von allen war Thomas, der Größte Yorks Sohn Edward und der Nüchternste Bischof George.
    Schwankend warf Thomas einen Arm um Edwards Schultern. »Wo steckt ihr jetzt, ihr mutigen Percys?«,

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