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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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durch einen Tritt und einen Biß mit seinen langen Zähnen. Der Sachse fand das Pferd gefährlicher als seine Reiterin und wich zurück. Das war ein Fehler, denn Viviane griff nach ihrem Dolch und stieß die Klinge dem Mann in den Hals. Der Wallach machte einen Satz zur Seite, der Sachse schrie blutend auf und ließ die Zügel los.
    Ein zweiter rannte auf sie zu. Viviane klammerte sich an die Mähne, als der Wallach mit beiden Hinterbeinen ausschlug. Sie ließ die Zügel los, weil das Pferd bockte und stieg. Die Sachsen wagten sich nicht an das scheuende Pferd heran, das im wilden Galopp davonstürmte. Als es schaumbedeckt und keuchend langsamer wurde, hatte sich Viviane so weit gefaßt, daß sie wieder klar denken konnte. Sie hielt immer noch den blutigen Dolch umklammert. Schaudernd wollte sie ihn wegwerfen, als ihr ein Gedanke kam.
    Mit dem Blut besaß sie etwas von der Lebenskraft des Feindes. Der Dolch war ein Geschenk Vortimers. Er hatte ihn in seiner Jugend benutzt. Sie richtete den Blick auf die Schlacht in der Ferne, legte die blutige Klinge quer über ihr Handgelenk und sang eine Beschwörung.
    Viviane rief die Schärfe des Dolches in die Schwerter der Britonen, damit sie wie er den Feinden das Leben nahmen. Aus den Wunden der Sachsen sollte das Blut hervorquellen, so wie das Blut ihres Angreifers geflossen war. Sie bat die Geister des Landes, daß sich das Gras in den Füßen der Eindringlinge verfangen sollte. Sie beschwor die Luft, die Feinde zu ersticken, das Wasser, sie zu ertränken, und das Feuer, in ihren Herzen zu erlöschen, damit sie keinen Kampfgeist mehr besaßen.
    Viviane wußte nicht, was sie sang, denn sie fiel in Trance und flog wie ein Rabe hoch über dem Schlachtfeld. Sie sah, daß sich Vortimer einen Weg zu einem großen Mann mit einem goldenen Torque und grauen Zöpfen bahnte, der seine schwere Streitaxt wie ein Spielzeug schwang. Mit einem lauten Warnruf flog sie über Vortimers Kopf und auf seinen Feind zu.
    Der Mann war empfänglicher für ihre strafende Kraft als seine Gefährten. Er hob verunsichert den Kopf und wich zurück. Sein nächster Schlag verfehlte das Ziel. Die Raserei in seinen Augen wich dem Zweifel.
    » Du bist dem Tode geweiht, du bist dem Tode geweiht. Du mußt fliehen! «
    Der Rabe umkreiste dreimal seinen Kopf und flog dann in Richtung Meer.
    Vortimer griff an. Sie hieben aufeinander ein, doch der große Sachse war nach dem Fluch gezwungen, sich zu verteidigen. Der Prinz erkannte einen Vorteil, riß sein Pferd zur Seite und stieß mit dem Schwert zu. Die Axt hob sich ihm entgegen, traf die Klinge mit lautem Klirren, glitt ab, durchschnitt Vortimers Kettenpanzer am Oberschenkel, die Spitze glitt ab und traf seinen Hengst. Das Pferd stieg, wieherte und stürzte. Vortimer lag halb unter dem Tier und konnte sich nicht bewegen. Doch anstatt anzugreifen, rief der Sachse etwas in seiner eigenen Sprache und lief auf das Wasser zu.
    Ein halbes Dutzend sächsischer Schiffe lag im seichten Wasser am Ufer. Als die anderen Krieger sahen, daß sich ihr Anführer zurückzog, folgten sie ihm. In wenigen Augenblicken hatte sich ein Kriegsschiff gefüllt und legte vom Ufer ab. Die Männer, die es nicht rechtzeitig erreicht hatten, blieben zurück. Die Britonen stürzten sich wie eine rasende Meute auf sie, und das Wasser färbte sich rot. Das zweite Schiff schwankte unter der Last der Männer, die dem Blutbad entfliehen wollten. Hengist stand vor dem dritten Schiff und wehrte sich heldenmütig gegen die Angreifer, während seine Krieger an ihm vorbeirannten. Es setzte sich in Bewegung, und er sprang mit letzter Kraft an Bord.
    Nur drei Schiffe entkamen der Niederlage. Ein paar wenigen Sachsen gelang es, über den Kanal zum anderen Ufer zu schwimmen. Unter den Zurückgebliebenen hielten die Britonen blutige Ernte. Der Rabe kreiste über den Kämpfenden, bis ein paar Männer ihren Anführer unter dem Pferd hervorholten. Sie sah, wie Vortimer aufstand. Seine Schmerzen verwandelten sich in Freude, als er begriff, daß sie gesiegt hatten.

    Als Viviane wieder zu sich kam, lag sie im Gras. Der Wallach weidete friedlich in der Nähe. Stöhnend richtete sie sich auf; ihre Muskeln schmerzten, als hätte sie selbst in der Schlacht gekämpft. Sie stieß den Dolch in die Erde, um ihn vom Blut zu säubern, wischte ihn ab und schob ihn wieder in die Scheide. Dann stand sie auf und näherte sich dem Pferd. Es gelang ihr, die Zügel zu ergreifen und sich in den Sattel zu ziehen.
    Zu den wenigen

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