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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Mißtrauen gegen ihre Mutter sie fortgetrieben? Viviane wußte es nicht.
    Sie gingen durch das Atrium, und als Viviane die elegant gekleideten Römerinnen unter den Gästen sah, kam sie sich wie ein kleines Mädchen vor, das die Kleider seiner Mutter angezogen hatte. Diese Frauen mochten britonischer Abstammung sein, aber sie klammerten sich an den Traum vom kaiserlichen Römischen Reich.
    Im Garten spielten Flöten, und im Atrium vollführten Akrobaten zum Schlag einer Trommel Sprünge und lustige Kunststücke. Die Erfrischungen, so sagte man ihr, seien bescheiden im Vergleich zu dem, was in besseren Tagen aufgetischt worden wäre, aber sie waren hervorragend zubereitet. Das Fest war ein Erfolg, und die Gäste fühlten sich wohl. Viviane wollte es ihnen gleichtun. Aber trotz all der Versuche, die inneren Sinneswahrnehmungen zum Schweigen zu bringen, hätte sie am liebsten geweint.
    »Was ist?« Vortimers Hand auf ihrer Schulter riß sie aus ihren Gedanken.
    Viviane blickte ihn an und schüttelte den Kopf. Er lächelte. Sie hatten sich gefragt, ob sie nach der Vereinigung im Ring der Steine schwanger sei. Aber sie und der Prinz lebten nun schon seit zwei Monaten zusammen, und ihre Mondblutungen hatten nicht ausgesetzt. Vortimer würde kein Kind von ihr bekommen. Viviane vermutete, daß ein Mann im Angesicht des Todes etwas zurücklassen wollte. Auch sie hatte auf ein Kind gehofft.
    »Ich bin nur müde. Ich bin diese heißen Sommertage nicht gewohnt.«
    »Wir können bald gehen«, sagte er mit einem Lächeln, das ihren Puls schneller schlagen ließ. Er sah sich prüfend um, und sie überlegte.
    Er hat den ganzen Tag auf etwas gewartet , dachte sie. Wenn wir allein sind, werde ich ihn bitten, mir zu sagen worauf .
    Als sie sich das erste Mal in jener Schicksalsnacht geliebt hatten, hatten sie auch ihre Herzen füreinander geöffnet. Seitdem waren sie ständig unterwegs. Wenn sie sich umarmten, konnte sich Viviane ihm nicht mehr so rückhaltlos hingeben. Vortimer beklagte sich nicht; vielleicht sah er mit seiner größeren Erfahrung darin kein Problem.
    Vielleicht , dachte sie traurig, verlaufen Beziehungen zwischen Männern und Frauen immer so. Vielleicht war unsere erste Liebesnacht die Ausnahme .
    Plötzlich wurde sie ungeduldig, legte ihm die Hände auf die Arme und schob die trennenden Grenzen mit Willenskraft beiseite. Es gelang ihr, zu ihm durchzustoßen.
    Zuerst spürte sie die Wärme seiner Gefühle für sie, dann eine Mischung aus Leidenschaft, Zuneigung und auch Ehrfurcht. Er öffnete sich ihr. Er vertraute ihr. Er liebte sie. Das Wissen, dem sie sich verweigert hatte, stellte sich schlagartig ein, und Viviane sah ...
    Vortimer stand wie ein Toter vor ihr. Ihre Hände versicherten ihr, daß sein Körper immer noch lebte und daß es sich nur um eine Wahrnehmung aus einer anderen Ebene handelte. Unter ihrem inneren Blick löste er sich jedoch vor ihren Augen auf. Erschrocken rang sie nach Luft und zwang sich dazu, schnell den Kopf abzuwenden. Doch es half nichts. Kaum einer der Männer im Raum war noch am Leben. Sie blickte auf die Stadt und sah verlassene Straßen, zerstörte Gebäude und verwilderte Gärten. Sie konnte das Ausmaß der Zerstörung nicht ertragen. Sie wollte die Wahrheit nicht sehen! Mit einer letzten Anstrengung schloß sie die Augen und sperrte alle Bilder aus. Als sie wieder klar denken konnte, standen sie auf der Straße, und Vortimer drückte sie zärtlich an sich.
    »Ich habe den Leuten gesagt, du fühlst dich nicht wohl. Ich bringe dich nach Hause ... « flüsterte er ihr ins Ohr.
    Viviane nickte. Das war eine gute Entschuldigung. Sie mußte verhindern, daß er ahnte, was sie gesehen hatte.

    In dieser Nacht lagen sie sich bei geöffneten Fensterläden in den Armen, damit sie den Dreiviertelmond auf seinem Weg über den Himmel beobachten konnten.
    »Viviane ... « Vortimers Finger glitten über ihr dichtes Haar. »Als ich dich zum ersten Mal sah, bist du eine Göttin gewesen. Und das warst du wieder, als du dich mir geschenkt hast. Als ich dich bat, mit mir nach Cantium zu gehen, war ich noch geblendet und glaubte fest, du seist die Glücksbringerin, die mir den Sieg bringen würde.« Er küßte sie sanft und seufzte. »Jetzt mache ich mir jedoch Sorgen um die sterbliche Frau.« Er hob eine Haarsträhne und ließ sie durch die Finger gleiten. »Heirate mich. Ich möchte, daß du in diesem Leben unter meinem Schutz und dem meiner Familie stehst.«
    Viviane zitterte. Er war dem Tod

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