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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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können, in Durovernum zurückzubleiben«, erwiderte sie schließlich. »Bist du nicht froh, daß du mich nicht geheiratet hast? Nur wenige Männer werden von einer Priesterin aus Avalon gesund gepflegt.«
    Es war keine schwere Verletzung, doch der Oberschenkel war durch das Gewicht des gestürzten Pferdes gequetscht worden. Außerdem mußte die klaffende Wunde sorgsam gereinigt werden. Und das tat weh.
    »Du hast deine schönen Haare abgeschnitten!« rief er schließlich vorwurfsvoll, als er sich aufsetzte.
    »Ich wäre mit langen Haaren kaum glaubwürdig als Junge in der Feldküche aufgenommen worden«, erwiderte sie lachend. »Du bist doch Römer. Gefalle ich dir nicht?«
    »Du denkst an die Griechen ... « Er wurde verlegen und murmelte dann: »Ich hoffe, ich habe dir gezeigt, was mir gefällt ... « Sie reichte ihm ein Stück Leder. »Beiß jetzt fest darauf. Ich werde die Wunde mit Wein betupfen.« Er zuckte zusammen, weil der Alkohol brannte. Schweiß trat ihm auf die Stirn. »Kau auf dem Leder, während ich nähe. Du wirst eine denkwürdige Narbe als Erinnerung an diese Schlacht behalten!«
    Als sie die Wunde vernäht hatte, zitterte er und war aschfahl geworden. Doch außer Stöhnen war kein Laut über seine Lippen gekommen. Behutsam wusch sie ihn und half ihm in eine saubere Tunika. Als Ennius Claudianus kam, um sich nach seinem Herrn zu erkundigen, schlief Vortimer bereits. Viviane hatte eine Tunika des toten Tribuns gefunden, die ihr als Gewand dienen konnte. Sie hatte sich ebenfalls frisch gemacht und sah wieder so aus, daß er sie erkannte und ihre Anweisung entgegennahm. Ein Blick auf den Schlafenden genügte, und er glaubte der Priesterin, daß der Prinz nach der Behandlung nicht gestört werden durfte.

    Die Schlacht bei Rutupiae hatte einen hohen Preis gefordert, doch es bestand kein Zweifel am Sieg. Selbst das traurige Geschäft des Zählens und Begrabens der Toten konnte das Hochgefühl nicht vertreiben.
    Hengist war verschwunden - nicht nur vom Festland, sondern aus Britannien. Seine drei Schiffe waren über das Meer gefahren - ob nach Germanien oder zur germanischen Hölle, die Britonen wußten es nicht, und es war ihnen auch gleichgültig. Doch wo immer er auch sein mochte, wahrscheinlich würde er dort bleiben, denn wie sollte er nach einer solchen Niederlage Männer finden, die ihm noch einmal in eine Schlacht folgten.
    »Dann ist es wirklich vorbei? Wir haben gewonnen?« Viviane schüttelte staunend den Kopf. Die Sachsen waren so lange eine Bedrohung gewesen, daß sie gewissermaßen zum Leben dazugehörten.
    Vortimer verzog das Gesicht, stand auf und setzte sich wieder, denn sein Bein schmerzte immer noch. »Wir haben Hengist geschlagen. Er war unser gefährlichster Feind. Aber in Germanien vermehren sich die Barbaren wie die Würmer in einer Leiche. Sie alle sind hungrig. Eines Tages werden neue kommen, und wenn nicht, dann haben wir immer noch die Pikten und die Iren, die uns bedrohen. Es ist nicht vorbei, aber wir haben eine Frist gewonnen.« Er wies auf die neuen Gräber. »Ihr Blut hat uns die Zeit zum Wiederaufbau geschenkt. Im Westen und im Süden gibt es immer noch Reichtum. Jetzt werden die Leute dort uns bestimmt helfen!«
    Sie sah ihn neugierig an. »Was hast du vor?«
    »Ich will zu Ambrosius gehen. Weiß Gott, ich habe Britannien gerettet. Er und mein Vater werden jetzt auf mich hören müssen. Ich könnte mich über die Köpfe von beiden hinweg zum Kaiser ausrufen, aber ich will das Land nicht weiter spalten. Trotzdem gibt mir der Sieg Spielraum für Verhandlungen. Mein Vater ist alt. Wenn ich Ambrosius für die Zeit nach seinem Tod meine Unterstützung zusage, wird er mir vielleicht jetzt schon die Hilfe geben, die ich brauche.«
    Viviane lächelte. Ihr schien, als sei alles, was geschehen war, vom Schicksal vorherbestimmt gewesen. Endlich verstand sie ihre Entscheidung, ihn zu begleiten. Was konnte angemessener sein, als daß der Retter Britanniens eine Priesterin aus Avalon an seiner Seite hatte, die ihn beschützte und beriet?

    Vortimer bot ihr ein anderes Pferd an, aber Viviane mochte den Wallach inzwischen und wollte sich nicht mehr von ihm trennen. Sie hatte das Gefühl, daß sie trotz seines harten Gangs auf ihm bequemer saß als Vortimer auf seinem Hengst.
    Ihr Wunsch, in Rutupiae zu bleiben, bis seine Wunde verheilt war, ging nicht in Erfüllung. Vortimer erklärte, er müsse sich mit Ambrosius treffen, solange die Nachricht von seinem Sieg in aller Munde war.
    Der

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