Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz
Licht um sie herum nachließ. »Du kannst es beenden.«
»Recanna!«
Sie war weg. Alles war dunkel. Bitterholz öffnete die Augen. Sonnenlicht flackerte auf der Wasseroberfläche weit
über ihm, und Luftblasen stiegen von der Stelle auf, an der er ihren Namen gerufen hatte. Sein Hemd wurde von Albekizans Kiefer festgehalten, während der Drache dem Grund entgegensank.
Mit einer einzigen Bewegung seiner Hand könnte er das Hemd losreißen und sich zur Luft emporarbeiten, wo jeder Atemzug weiteren Schmerz bedeutete. Oder er könnte tiefer und tiefer sinken und seine Kämpfe beenden und für immer vom Schmerz befreit sein.
Das Licht wurde schwächer und schwächer.
Kapitel Fünfundzwanzig
Gerechtigkeit
V ater!« Shandrazels Stimme hallte durch den Thronsaal. Shandrazel spürte, wie sich sein Herz verkrampfte, als er die toten Fackeln sah. Nicht, dass er tatsächlich glaubte, sie würden die Geister seiner Ahnen bewahren, aber es erfüllte ihn dennoch mit Kummer, sie erloschen zu sehen. Wer konnte so etwas getan haben?
»Vater!«, rief Shandrazel noch einmal. Er näherte sich dem Thron. Seine Nasenflügel bebten, als er Blut roch: Drachenblut. Er kniete vor dem Thron nieder und fand einen dunklen, klebrigen Fleck. Das Blut war ein paar Stunden alt. Vielleicht stammte es von einer der Wachen? Sie hatten inzwischen ein Dutzend Leichen gefunden.
»Hier ist niemand«, sagte Androkom. Sein Blick schweifte durch das Zimmer; er wirkte leicht beunruhigt.
Und dann, als Widerspruch zu der Bemerkung des Biologen, sagte eine vertraute Stimme: »Ich bin hier. Euer Vater wird nicht antworten, Shandrazel.«
»Zeigt Euch«, sagte Shandrazel und sah sich in der Halle um.
»Ich hatte nicht vor, mich vor Euch zu verstecken«, sagte die Quelle der Stimme und trat hinter einer Säule hervor. Es war Metron, der außerordentlich zerbrechlich und müde wirkte, als er jetzt zu ihnen humpelte. »Ich wollte nur vorsichtig sein. Ich bin Blasphet entkommen und hierher zurückgekehrt, um Eurem Vater von unserer Notlage zu erzählen. Als ich hierherkam, habe ich nur Tote vorgefunden. Ich habe die Stimme Eures Vaters gehört und bin ihr zum Dach gefolgt. Er hat sich dort in die Luft erhoben, mit einem Menschen zwischen den Kiefern. Der König ist in den Fluss gestürzt und nicht mehr aufgetaucht.«
»Ihr lügt«, sagte Shandrazel.
»Nein«, entgegnete Metron. »Meine Worte sind wahr. Ihr seid jetzt König. Ihr müsst die Worte des Hohebiologen beachten … Herr.«
»Das werde ich auch tun«, erklärte Shandrazel mit einem zustimmenden Nicken. »Dennoch werde ich nicht auf Euch hören.«
»Was meint Ihr damit?«
»An diesem Tag anerkenne ich, dass ich König bin. Obwohl ich nicht vorhabe, es lange zu bleiben, werde ich den Vorteil des Vorrechts nutzen, einen neuen Hohebiologen zu ernennen. Ich erwähle Androkom.«
»Aber Ihr könnt bis zu meinem Tod keinen neuen Hohebiologen ernennen«, wandte Metron ein.
»Es sei denn, Ihr würdet des Verrats überführt werden. Und wer ist der Richter in diesen Angelegenheiten?«
»Der König …«, sagte Metron.
Shandrazel hielt ihm ein Stück Papier entgegen. »Dies ist die Nachricht, in der Ihr Blasphet über unseren Besuch in
Kenntnis setzt und ihn bittet, uns zu beseitigen. Die Strafe dafür ist, wie alle vorherigen Könige entschieden haben, der Tod.«
»Aber …«
»Aber«, sagte Shandrazel, »ich bin nicht wie die früheren Könige. Mein Urteil lautet Verbannung.«
»Ihr solltet in Betracht ziehen«, sagte Metron, »dass ich dem Königreich über Generationen hinweg treu gedient habe. Ich habe nichts anderes im Sinn gehabt als das Wohl aller Drachen. Ihr könnt so etwas nicht tun.«
»Doch, ich kann. Und jetzt sprecht die Wahrheit. Wo ist mein Vater?«
»Ich habe die Wahrheit gesagt, was das betrifft, Herr.«
Shandrazel stand einen Moment reglos da, während er begriff, dass Metron zumindest in dieser Sache ehrlich war.
»Nun …«, sagte er und seufzte tief. Er schritt zur geöffneten Tür und betrachtete die Wolken dahinter. »An diesem Tag habe ich sowohl meinen Vater als auch meine Mutter verloren, denn Blasphet rühmt sich, sie ebenfalls getötet zu haben.«
»Das tut mir leid«, sagte Androkom.
»Danke für deine Anteilnahme.« Shandrazel seufzte erneut. »Ich fürchte, ich selbst habe keine Zeit für meinen Kummer. Ich werde später trauern. Jetzt muss ich mich vorbereiten.«
»Worauf?«, fragte Metron.
Shandrazel warf einen Blick zur Freien Stadt und auf die Menge, die
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