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Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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Augen war geschwollen, als hätte er nicht gut geschlafen. Er hatte sich auf seinem großen, goldenen Kissen ausgebreitet, und die Federschuppen seiner Schwingen waren nicht so gut gekämmt, wie sie es eigentlich hätten sein sollen. Er klang der Verzweiflung nahe, als er sagte: »Mein Vater hat Blasphet mehr als ein Jahrzehnt gefangen gehalten. Wieso bin ich so unfähig, ihn an seinen Machenschaften zu hindern?«
    Pet suchte nach den passenden Worten, um den Sonnendrachen zu trösten. »Es war Euer Vater, der Blasphet freigelassen hat, und dann hat er ihm ein Heer von Bauarbeitern gegeben, um die Freie Stadt errichten zu lassen. Mit den Möglichkeiten, die ihm zur Verfügung gestanden haben, könnte Blasphet ein Dutzend geheimer Eingänge errichtet haben.«
    »Schon möglich«, sagte Shandrazel. »Trotzdem hätte ich der Bedrohung, die er darstellte, ein Ende bereiten können. Ich hätte seine Hinrichtung verordnen können.«

    »Wieso habt Ihr es nicht getan?«, fragte Pet.
    »Ich glaube nicht, dass der Tod als Mittel der Strafe eingesetzt werden sollte«, erwiderte Shandrazel. »Ich weiß von unschuldigen Drachen, die wegen falscher Verbrechen angeklagt und wegen politischer Ziele von meinem Vater getötet worden sind. Ich wollte mit dieser Vergangenheit brechen und den Hinrichtungen ein Ende bereiten.«
    »Das ist ein edles Ziel«, sagte Pet. »Aber vielleicht könnt Ihr bei Blasphet eine Ausnahme machen.«
    »Vielleicht nicht nur bei Blasphet«, sagte Shandrazel. »Die Ereignisse der vergangenen Tage haben mir die Augen geöffnet. Ich hatte geglaubt, dass Konzepte wie Gleichberechtigung und Freiheit jedem vernunftbegabten Wesen einleuchten würden. Ich hatte geglaubt, dass diese Wahrheit für sich spricht. Offensichtlich habe ich mich geirrt. Die Welt ist zu lange von Gewalt beherrscht worden. Die Herrschaft durch grausame Macht hat nicht erst mit meinem Vater begonnen, und sie kann mit ihm auch nicht enden, fürchte ich.«
    »Was wollt Ihr damit sagen?«
    »Es ist Zeit, dass ich aufhöre mir zu wünschen, Frieden und Gerechtigkeit würden von allein entstehen. Wenn ich der König sein will, der dem Zeitalter der Könige ein Ende bereitet, dann muss ich wohl zunächst einmal die Rolle des Königs annehmen. « Shandrazel blickte zu dem Wandteppich, auf dem abgebildet war, wie Albekizan die Rebellion der Menschen bei Conyar zerschlagen hatte. »Ich muss den Respekt der anderen Sonnendrachen zurückgewinnen, indem ich zeige, dass ich noch immer die größte Armee befehlige, die diese Welt je gesehen hat. Und wenn ich möchte, dass die Walküren dabei sind, während wir uns über die Zukunft des Gemeinwesens Gedanken machen, dann werde ich sie wohl in Ketten herschleifen lassen müssen.«

    »Ihr solltet nicht überreagieren«, sagte Pet. »Ihr habt viele Rückschläge erlitten, aber – «
    Bevor Pet den Satz beenden konnte, kam ein Erddrache zu ihnen. Er hielt einen Holzeimer in der Hand, der von den Resten einer zitronengelben Paste beinahe glühte.
    »Herr, wir haben mehrere dieser Eimer gefunden. Ich dachte, es würde Euch interessieren.«
    Androkom nahm den Eimer und untersuchte den Inhalt. Er streckte seine Schnauze hinein und schnüffelte. »Honig und Zitronenöle«, sagte er. »Und … darunter ein Hauch von Stechapfel. «
    »Stechapfel?«, fragte Pet.
    »Dacorn widmet ihm in seiner Abhandlung über Botanik ein ganzes Kapitel«, erklärte Androkom. »Wenn der Stechapfel reif ist, bildet er eine dornige Samenkapsel aus, in der sich pinkfarbene Beeren befinden. Die Flüssigkeit hat halluzinogene Eigenschaften. Es gibt nur ein Fenster von zwei oder drei Tagen Reife, an denen die Wirkung als Droge gewährleistet ist. Wenn man sie zum falschen Zeitpunkt einnimmt, ist sie giftig.«
    Der Erddrache hatte noch etwas anderes mitzuteilen. »Herr, mir ist auch gesagt worden, dass eine der Wachen auf dem Dach zwei Sonnendrachen hat in der Nacht wegfliegen sehen. Sie schienen nicht verletzt gewesen zu sein. Das Einzige, was der Wache seltsam vorkam, war die Tatsache, dass es aussah, als würde jemand auf ihnen reiten.«
    »Reiten?«, fragte Androkom.
    »Menschen«, sagte die Wache. »Frauen, wie er glaubt.«
    »Zweifellos die Schwestern der Schlange«, sagte Androkom.
    »Was plant Blasphet jetzt Übles?«, fragte Shandrazel und erhob sich von seinem Kissen, um zu einem langen Stück Pergament zu stapfen, das an der Mauer hing. Das Pergament zeigte eine Karte der bestehenden politischen Grenzen des

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