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Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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vorn und hob die Flügel, um auf den Stein herunterzuschweben. Dann sah er die Walküren an und öffnete die Vorderklauen, um ihnen zu zeigen, dass er keine Waffe bei sich trug.
    Die Walküren kamen rasch näher, aber es sah nicht so aus, als wollten sie landen. Graxen blieb, wo er war. Es verstieß nicht gegen das Gesetz, auf diesem Felsen zu stehen. Das Land außerhalb des Sees gehörte zum Herrschaftsgebiet des Königs
der Sonnendrachen. Graxen durfte sich ebenso frei auf diesem Stein aufhalten, wie er beim Brunnen im Kolleg der Türme stehen durfte.
    Er musterte die erste Walküre, die auf ihn zugerast kam. Auf den ersten Blick waren die Unterschiede zwischen einem männlichen und einem weiblichen Himmelsdrachen geringfügig. Irgendeine uralte Schicht in Graxens Hirn war jedoch eifrig damit beschäftigt, die Feinheiten zu vermerken, die die Walküre als jemanden des anderen Geschlechts kennzeichnete. Die Köpfe von Himmelsdrachen erinnerten etwas an Ziegenschädel, nur dass sie mit Schuppen bedeckt waren; lange Federschuppen standen in einem Saum vom Schädel ab und reichten bis zum Nacken hinunter. Der Helm der Anführerin verbarg einige dieser Schuppen, aber diejenigen, die er sehen konnte, waren tiefblau wie das Meer und wurden zu den Spitzen hin blasser bis weiß – ein Muster, das nur bei Frauen existierte. Die Anführerin war auch etwas größer als ein durchschnittlicher männlicher Himmelsdrache, deren Flügelspannen im Durchschnitt achtzehn Fuß maßen, während die der Anführerin zwanzig Fuß lang waren. Ihr Rumpf zeugte von einem Leben im Himmel; die meisten männlichen Himmelsdrachen dagegen hatten die weicheren Körper von Gelehrten.
    Die Walküren stießen kraftvolle Kriegsschreie aus, heftige, ursprüngliche Schreie, bei denen sich Graxens Eingeweide zusammenzogen. Die Anführerin richtete ihren Speer auf Graxens Brust, als wollte sie ihn hineinstoßen. Er blieb reglos stehen wie eine Statue. Am Gürtel der Anführerin hing eine große silberne Glocke mit einem Klöppel, der mit einer Lederkappe versehen war. Eine Glocke, mit der sie Verstärkung herbeirufen konnte, vermutete er. Als sie noch fünf Schritt entfernt war, hob sie den Kopf und schlug mit den Flügeln. Dann flog sie über Graxens Kopf hinweg. Ihr Speer verfehlte sein Gesicht nur um einen
Fuß. Wind wehte über seine Wangen, als sie an ihm vorbeistrich. Er nahm einen schwachen Duft von Brombeeren wahr.
    Die zweite Walküre schoss vorbei, dann auch die dritte – dicht genug, dass sich seine grauen Augen in den großen versilberten Platten ihrer ledernen Brustrüstung spiegeln konnten. Zwei Eisenschellen hingen an ihrem breiten Gürtel und drohten an seine Wange zu stoßen, aber er neigte den Kopf leicht, und so glitten sie vorbei, ohne ihn zu berühren. Graxen hatte ein sehr gutes Vorstellungsvermögen für Raum und Vektoren. Wenn es um Geschwindigkeit und Reflexe ging, konnte es niemand mit ihm aufnehmen. Aber war er bekannt als Graxen der Schnelle? Oder als Graxen der Geschickte?
    »Graxen der Graue!«, rief die erste Walküre, während sie ihn umkreiste und sich schließlich auf dem Stein niederließ, der gleich vor ihm aus dem Fluss ragte. »Deinesgleichen hat hier nichts zu suchen! Verschwinde!«
    »Ich bin ein Gesandter des Königs«, sagte Graxen, der etwas überrascht war, dass sie ihn erkannt hatte, es aber schicksalsergeben hinnahm. Als einziger grauschuppiger Himmelsdrache, der seine Geburt überlebt hatte, hatte er wenig Hoffnung auf Anonymität. »Ich komme mit wichtigen Neuigkeiten. Es ist mir ausdrücklich aufgetragen worden, die Nachrichten persönlich der Matriarchin zu übergeben.«
    Eine zweite Walküre landete rechts von ihm. »Dein Auftrag interessiert uns nicht«, knurrte sie. »Die Domäne des Königs endet am See.« Graxen bemerkte, dass diese Walküre jünger war als ihre Kameradinnen, vielleicht nicht einmal zwanzig. Obwohl sie wie alle weiblichen Himmelsdrachen einen Größenvorteil besaß, vermutete Graxen, dass er dennoch größer war als sie.
    »Gut, dass ich den See noch nicht erreicht habe«, sagte Graxen. »Ich bitte euch, lest diese Schriftrolle hier, damit ihr die Wichtigkeit meines Auftrags selbst beurteilen könnt.«

    Die dritte Walküre, die mit den Schellen am Gürtel, landete links von ihm. Sie war größer als ihre beiden Kameradinnen und – so kam es ihm vor – auch entspannter. Die anderen hatten eine Haltung eingenommen, die ihre Bereitschaft verriet, sich jederzeit gegen ihn zu

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