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Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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an Wimpern beizubehalten, und er suchte und beseitigte immer wieder irgendwelche ausgefransten Haarenden. Er besaß etliche schöne Zahnbürsten, mit denen er sich nach jeder Mahlzeit die Zähne putzte und polierte; er wusch sogar seine Zunge dreimal täglich, um sicherzugehen, dass sein Atem immer frisch roch.
    Und doch fragte er sich jetzt, als er im Spiegel in seine strahlend blauen Augen blickte, ob seine äußere Vollkommenheit ihn möglicherweise innerlich getrübt hatte. Er hatte reinrassige Hunde gesehen. Je besser die Zucht war, desto wahnsinniger schienen sie zu werden. Hatte das Zuchtziel der körperlichen Vollkommenheit ihm eine verbogene Persönlichkeit beschert? Er verführte häufig Frauen, die er nicht wirklich begehrte. Er wollte Jandra nur, schätzte er, weil sie ihn nicht wollte. War das verbogen? Um sie zu beeindrucken, hatte er wiederholt sein Leben aufs Spiel gesetzt. Das konnte nicht gesund sein. Und so irrational sein Verhalten in Bezug auf Jandra auch war, seine Handlungen, was die Drachen betraf, waren erst richtig ungesund.
Wieso hatte er Shandrazel wegen der Angelegenheit mit den Bogen so angebrüllt? Was kümmerte es ihn, ob Menschen Bogen hatten? Vielleicht hatte er durch die vielen Jahre, die er durch Sonnendrachen unterdrückt worden war, den verborgenen Wunsch entwickelt, nur einmal einen anzubrüllen?
    Oder vielleicht konnte er Leidenschaft auch nur dann aufbringen, wenn er vorgab, ein anderer zu sein. Er spielte die Rolle von Bitterholz, weil dieser Mann ein Held war. Pet war nur, na ja, ein Schätzchen, so etwas wie ein Haustier, wie sein Name in einer anderen, alten Sprache verriet. Er war genau das philosophische Gegenstück zu einem Helden. Wäre er gegenüber den anderen Menschen, die zu den Gesprächen gekommen waren, ehrlich, so würde er ihnen sagen müssen, was er wirklich glaubte: dass die Menschen ein besseres Leben hätten, wenn sie einfach nur härter daran arbeiten würden, die Drachen glücklicher zu machen. Behandelte man einen Drachen mit Schmeichelei und Gehorsamkeit, wie er es bei Chakthalla getan hatte, konnte man dafür mit einem leichten, ruhigen Leben belohnt werden.
    Würde er es wagen, in den Friedenssaal zu gehen und seinen Mitmenschen diese Wahrheit zu sagen?
    Er seufzte und schüttelte den Kopf. Wenn diese Wahrheit jemals aus ihm herauskam, würden sie ihn dafür töten. Besser, für eine Lüge gelobt zu werden, als für die Wahrheit zu sterben.
    Mit dem Gefühl, für diesen Tag genug in sich hineingehorcht zu haben, zog er sich leise an und schlich aus dem Zimmer, sorgfältig darauf bedacht, seinen Gast nicht zu stören.
     
    Als Pet an diesem dritten Tag den Friedenssaal betrat, wirkte das Zimmer beinahe leer. Von den Sonnendrachen war noch kein einziger der Dutzend Gesandten eingetroffen. Shandrazel, Charkon und Androkom berieten sich gemeinsam. Ein paar
Menschen standen hier und da im Saal und unterhielten sich leise mit besorgten Blicken. Nur eine Handvoll Biologen war anwesend, und es gab keinen Hinweis darauf, dass die Walküren zurückgekehrt waren.
    Pet ging an den Menschen vorbei direkt zu Shandrazel. Der riesige Drache wirkte aufgewühlt. Bevor Pet den Thron auf dem Podest erreichte, stellten sich ihm drei Erddrachen in den Weg. »Halt!«, brüllten sie.
    Pet blieb verwirrt stehen. »Seid Ihr neu hier? Ich gehöre hierher.«
    »Kein Mensch darf sich dem König nähern!«, schnaubte eine der Wachen und senkte seinen Speer so weit, dass die Spitze auf Pets Hals deutete. »Noch einen Schritt weiter, und du wirst aufgespießt!«
    Glücklicherweise erregte der Aufruhr Shandrazels Aufmerksamkeit. »Waffen senken!«, befahl er. »Ich habe keinen Befehl dazu gegeben.«
    »Aber ich«, sagte Androkom. Der Hohebiologe war halb so groß wie Shandrazel, aber irgendwie wirkte er an diesem Morgen gefasster und handlungsfähiger als der junge König. »Ich hielt es für eine logische Vorsichtsmaßnahme.«
    »Eine Vorsichtsmaßnahme gegen was?«, fragte Pet, als die Wachen die Speere senkten.
    »Es mag nichts zu bedeuten haben«, sagte Shandrazel, »aber während der Nacht – «
    »Während der Nacht sind alle Gesandten der Sonnendrachen verschwunden«, sagte Androkom.
    »Was meint Ihr damit, verschwunden?«, fragte Pet. Das Wort »verschwunden« hatte mehrere Bedeutungen bekommen, seit er Jandra begegnet war. Nur, weil man etwas nicht sehen konnte, hieß das noch lange nicht, dass es nicht mehr da war.
    »Es wurden keine Nachrichten hinterlassen«, sagte

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