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Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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nichts, was bisher Teil ihres Sprachschatzes gewesen war. Ihr Wissen stammte von Jazz’ Wissensbombe. Neben der Tatsache, dass sie wusste, was Selbstwertgefühl war, kannte sie jetzt auch Eiscreme und hatte ein sehr klares mentales Bild von einem Flugzeug, sie wusste, dass Pinguine nur in der südlichen Hemisphäre lebten, und erinnerte sich, dass der erste Mann auf dem Mond Neil Armstrong gewesen war, und zwar am 20.Juli 1969. Das neue Wissen in ihrem Kopf kam ihr sinnlos und banal vor, da es keine angemessenen Verbindungen gab. Es war, als hätte jemand die losen Seiten von einer Million zufälliger Bücher in beliebiger Reihenfolge in ihren Kopf geschoben. Sie wusste plötzlich, wie man einen Kokosnuss-Mojito machte, nur dass sie nicht sicher war, was genau eine Kokosnuss war.
    Jazz zeichnete noch etwas weiter, dann hielt sie das Blatt so, dass Jandra es sehen konnte.

    »Gefällt es dir?«, fragte sie.
    Jandra neigte den Kopf. Die Bewegung verursachte überraschenderweise keinen zerreißenden Schmerz. Die Farbexplosionen waren vorüber. Auf dem brillant weißen Papier, das Jazz in der Hand hielt, war eine Bleistiftskizze von Jandra zu sehen, wie sie im Mondstaub lag, einen Arm über dem Kopf, den anderen auf der Brust, die Haare wie ein dunkler und doch strahlender Heiligenschein um sie herum. Sie hatte die Augen geschlossen. Ihr Gesicht wirkte friedlich, die Lippen schienen ihr jedoch auf der Zeichnung ein bisschen zu voll.
    »Du wirst mir verzeihen, dass ich nicht begeistert darüber bin, dein Modell zu sein.«
    »Ich weiß. Ich komme dir wahrscheinlich wie ein Ungeheuer vor. Aber ich bin kein Ungeheuer. Ich bin ein Mensch wie du. Manchmal bin ich einsam. Ich habe Leute, die mich anbeten, aber keine richtigen Freunde. Ich glaube, mit ein paar Veränderungen können wir beide sehr gut miteinander zurechtkommen.«
    »Du meinst, Veränderungen bei mir, schätze ich«, sagte Jandra und setzte sich auf. Und merkte, während sie das tat, dass Jazz recht hatte. Der größte Schmerz war verschwunden. Lediglich die Erinnerung an ihn verfolgte sie noch und brachte sie dazu, sich langsam und vorsichtig zu bewegen, als sie aufstand und sich den Staub aus den Kleidern klopfte.
    »Du gewinnst mehr durch die Veränderungen als ich«, sagte Jazz. »Und du wirst eine ganze Menge gewinnen, wenn du meine Freundin bist. Ich habe deine Erinnerungen durchsucht, als du dich ausgeruht hast.«
    »Du hast … kannst du meine Gedanken lesen?«
    »So in etwa. Während meine Naniten deine Hirnverschaltungen aufgezeichnet haben, haben sie mir die bestehenden Daten zurückgemeldet. Du bist ein verwirrtes kleines Mädchen. Du bist von einer lebenden Echse aufgezogen worden, die dir nicht
beigebracht hat, mit den Emotionen der Menschen umzugehen. Du bist ein Tarzan im zweiunddreißigsten Jahrhundert.«
    Jandra nickte. Sie hatte bei der Ankunft auf dem Mond noch nicht gewusst, wer Tarzan war, und es fühlte sich falsch an, dass sie es jetzt wusste. Aber Jazz hatte recht. Tarzan war zwischen zwei Welten gefangen gewesen, weder zivilisierter Mensch noch Dschungeltier. Jandra empfand Mitgefühl mit ihm.
    »Dieser Pet hat dich wirklich angemacht«, sagte Jazz. »Ich verstehe, dass du ihn ablehnst, weil er ein Trottel ist. Aber du hast ihn auch abgewiesen, weil du Angst vor deiner eigenen Sexualität hast. Du hast einfach keine Freundinnen, mit denen du über solche Sachen reden könntest. Ich kann einspringen.«
    »Ich wusste nicht, dass du mich für eine Psychoanalyse hierher gebracht hast.« Eine Psychoanalyse ? Gab es das Wort wirklich? Eine Synapse feuerte, und sie wusste plötzlich, dass eine Zigarre manchmal nur eine Zigarre war. Sie wusste auch, dass Bitterholz recht gehabt hatte, als er sie darauf hingewiesen hatte, dass sie sich in Drachenschuppen kleidete. Sie hatte sich unbewusst immer als hässlich empfunden, weil sie schuppenlos, flügellos und schwanzlos war. Sie war in den Körper einer Frau hineingewachsen, ohne auf den Gedanken vorbereitet zu sein, dass es etwas Gutes sein könnte, ihn zu besitzen.
    »In Ordnung«, sagte Jandra. »Vielleicht müssen wir keine Feinde sein. Vielleicht gibt es etwas, das ich von dir lernen könnte. Zum Beispiel, wie ich meine Nanotechnologie besser benutzen kann. Du arbeitest offenbar auf einer ganz anderen Ebene als ich.«
    »Das ist der richtige Geist«, sagte Jazz.
    »Also bleibe ich und bin deine Freundin«, sagte Jandra. »Aber nur, wenn du Bitterholz, Hex und Zeeky gehen lässt.«
    »Hmm. Ein

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