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Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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fehlgeschlagenen
Patrouillen beteiligt gewesen war, würde sie niemals wieder mit der Aufgabe betraut werden, das Nest zu bewachen.
    Arifiel stützte sich auf ihren langen Speer, während sie über das Wasser des Sees blickte, das so still wie Eis wirkte. Es war vollkommen ruhig in der windstillen Nacht. Oder doch nicht? Arifiel reckte den Hals aus dem Fenster. Hatte sie einen Schrei gehört? Sie horchte erneut auf das Geräusch. War es Einbildung gewesen? Vielleicht der Ruf eines fernen Nachtvogels?
    Gerade, als sie entschieden hatte, dass sie nichts gehört hatte, erklang ein zweiter Schrei, der gerade eben noch zu hören war. Aber er kam nicht von außerhalb des Turms. Sie zog den Kopf ins Zimmer zurück und ging zu den Stufen, die nach unten führten, um die Tür zu öffnen. Als sie sich quietschend öffnete, hörte sie die Geräusche erneut – möglicherweise. Oder war es nur das Quietschen der Türangeln gewesen?
    Dann war unmissverständlich der Ruf einer Stimme zu hören, mehrere, genau genommen, aber es war zu weit weg, als dass sie hätte die Worte ausmachen können. Was war geschehen? Kämpften einige der Walküren gegeneinander? Sie erhob sich und nahm das Glockenseil in die Hand. Und hielt inne. Wenn sie Alarm schlug und die ganze Insel aufweckte, nur weil irgendein Streit ausgebrochen war, würde man sie auch dieser schlichten Aufgabe für unwürdig befinden. Die Glocke war für richtige Notfälle gedacht. Sie ließ das Seil los.
    Eine Bewegung draußen erregte ihre Aufmerksamkeit. Vom untersten Stock aus hatte sich eine Walküre in die Luft geschwungen und flog jetzt auf ungleichmäßige, taumelnde Weise durch die Luft. Alkohol war für weibliche Himmelsdrachen strikt verboten, aber die Gestalt dort unten stand eindeutig unter dem Einfluss von etwas. Arifiel zuckte zusammen, als die Flügel der Walküre nachgaben und sie auf die gespickte Stahlfläche prallte. Arifiel konnte nicht sehen, wo sie aufkam, aber
es war beinahe sicher, dass der Aufprall tödlich gewesen war. Das Nest war kein angenehmer Ort, um abzustürzen.
    Jetzt fiel ihr die Entscheidung leicht, die Glocke zu läuten. Arifiel drehte sich um und stellte fest, dass sie nicht mehr allein im Turm war. Oben auf der Treppe stand ein Mensch, ein junger weiblicher Mensch mit einer Fackel in der einen Hand und einer langen, schwarzen Klinge in der anderen. Die Fackel zog eine blaue Rauchschwade hinter sich her. Arifiel atmete einen Hauch von dem beißenden Qualm ein, und sofort verschwamm ihre Sicht. Ihre Beine wurden wackelig. Sie konnte nur dadurch noch stehen bleiben, dass sie sich auf ihren Speer stützte. Instinktiv biss sie die Zähne zusammen und hielt den Atem an. Das Mädchen lächelte ein teuflisches, zufriedenes Lächeln; sie war offensichtlich überzeugt davon, dass sie diesen Kampf bereits gewonnen hatte. Sie stieß die Fackel in ihre Richtung und hüllte Arifiel in die dichten Schwaden.
    Arifiel fiel nach hinten, und der Speer rutschte aus ihren Vorderklauen. Sie packte ihn jedoch mit den Hinterklauen, während sie sich rücklings durch das offene Fenster fallen ließ. Sie nutzte die Wucht ihres Absturzes zu ihrem Vorteil und stieß den Speer mit der verbleibenden Kraft von sich, während ihr Körper über den Fenstersims stürzte.
    Als sie hinunter auf die Spitzen zu fiel, verspürte sie einen Stich der Verzweiflung, aber nicht wegen ihres bevorstehenden Todes, sondern weil sie in aller Stille nach unten fiel – sie hatte mit dem Speer auf die Hauptglocke gezielt, um Alarm zu schlagen, allerdings ihr Ziel verfehlt. Ihr Körper war jetzt schlaff, aber als der Wind über sie hinwegrauschte, drängte frische Luft in ihre Lunge. Wenige Fuß entfernt von den Stahlspitzen breitete sie die Flügel aus und flog eine scharfe Kurve, die sie vom Turm wegführte. Einige Herzschläge später befand sie sich über dem See und damit ein gutes Stück entfernt
von dem lähmenden Rauch. Ihre Kraft kehrte zurück. Sie flog eine Kurve und sah zum Glockenturm hin, dachte über eine Strategie nach, wie sie wieder hineinfliegen und ihre Angreiferin außer Gefecht setzen könnte, um dann das Glockenseil zu ziehen. Während sie ihre Kreise zog, sah sie andere Himmelsdrachen in der Luft, die aus Fenstern sprangen und sich auf Dächern aufrichteten. Zwanzig Schwestern waren dem Rauch entkommen, und mit jeder Sekunde gelangten noch mehr in Sicherheit.
    Ein großer Himmelsdrache rief mit Befehlsstimme: »Walküren! Kreisformation bilden!«
    Arifiel gehorchte

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