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Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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stürmte auf den Damm zu, über dessen massive Steinmauer er rasch hinwegflog. Von dort aus blickte er auf das tiefe silberblaue Wasser des Bergsees hinunter. Das Nest, eine beeindruckende Festung aus Stein und Stahl, ragte wie eine Erinnerung aus der Tiefe hervor. Er kannte diesen Platz in seinem tiefsten Innern. Innerhalb dieser Mauern war er geboren worden. Die Luft roch wie Träume, als er sie in großen Zügen durch die Nase einsog.

    Überall um ihn herum schossen jetzt dunkle Gestalten über den Himmel. Ein Dutzend Walküren hatten ihn bemerkt, aber keine von ihnen war näher als eine halbe Meile. Solange keine von ihnen so schnell wie Träne war, würde ihn auch niemand aufhalten können, ehe er sein Ziel erreichte. Er bog nach oben ab, als er die äußere Mauer der Festung erreichte, und schob sich über die Eisenspitzen, die darauf entlangliefen. Im Nest abzustürzen, war gar nicht gut, denn der Boden war voller scharfer, nach oben ragender Metallspitzen, die die männlichen Drachen davon abhalten sollten, hier zu landen. Ein Stück voraus ertönte Alarm von der Hauptglocke, und dann hörte er jemanden weiter unten rufen: »Zur Seite! Die Tore schließen sich!« Ein Rumpeln kam von tief unterhalb der Insel, als uralte Mechanismen sich in Gang setzten.
    Er flog auf den größten Turm der Festung und einen davon abgehenden Balkon zu. Als er über den Rand gelangte, sah er die Tür zum Zimmer dahinter offen stehen. Ein Metallrost glitt nach unten, um den Raum zu verschließen. Er erinnerte an die zackigen Zähne einer großen Bestie. In der Hoffnung, dass der Marmorboden dahinter so glatt war, wie er aussah, machte er sich so dünn wie möglich und glitt unter den Zähnen hindurch. Er rutschte über den Marmor und zog den Schwanz gerade rechtzeitig ins Zimmer, als das Tor sich schloss. Eine Weile wirbelte er noch herum und drehte sich rutschend im Kreis, während er die Flügel ausbreitete, um wieder auf die Hinterklauen zu kommen. Er hatte die scharfen Klauen in dem verzweifelten Versuch, irgendwo Halt zu finden, ausgestreckt, aber er rutschte weiter und kam erst wenige Zoll vor der gegenüberliegenden Wand zum Stillstand.
    Er öffnete den Kiefer und ließ die Schriftrolle fallen, fing sie, während er sich umdrehte, mit der Vorderklaue auf. Die Rolle war feucht von seinem Speichel. Er streckte die Flügel von
sich, um sich zu ergeben, als unzählige Walküren ins Zimmer stürmten und ihre Speere auf ihn richteten.
    »Seid gegrüßt«, sagte er mit der ruhigsten Stimme, zu der er fähig war. »Ich habe eine Nachricht vom König zu überbringen.«
    Die Walküren bildeten einen Halbkreis um ihn herum, während er sich mit dem Rücken an die kalte Steinwand drückte.
    »Deinesgleichen ist der Zutritt hier verboten«, knurrte eine.
    »Wir sollten dich an Ort und Stelle ausweiden«, schnappte eine andere.
    »Das sollten wir«, erklang eine feste Stimme hinten im Zimmer. »Aber nicht jetzt.«
    Graxen sah über die Mauer aus Walküren hinweg zu einem gealterten weiblichen Himmelsdrachen, der sich auf einen knorrigen Stock stützte. Ihr Körper war gebeugt, aber ihre Augen strahlten. Ihr Gesicht verströmte eine unverwechselbare Aura der Würde. Die Matriarchin!
    »Er hat es mit seiner kostbaren Botschaft bis hierher geschafft«, sagte sie mit einer Stimme, die vom Alter heiser war, der es aber nicht an Autorität mangelte. »Wir werden ihn sagen lassen, was er zu sagen hat.«
    »Danke, Matriarchin«, sagte Graxen. Er blickte zu den Wachen hin. »Ich habe den Auftrag, allein mit dir zu sprechen. Würdest du bitte deine Aufseher wegschicken?«
    »Glaubst du, wir fallen auf diesen Trick rein?«, schnaubte eine Walküre und stieß ihren Speer vor, bis er knapp vor Graxens Rippen verharrte.
    »Speere senken!«, befahl die Matriarchin, während sie näher kam und Graxen mit einem kühlen Blick musterte. »Wir haben von diesem armseligen Exemplar nichts zu befürchten. Er ist nichts weiter als eine überaus große Brieftaube.«
    »Ich ziehe es vor, mich als Gesandter des neuen Reiches zu bezeichnen.«

    »Ah, ja, das neue Reich. Die Gerüchte reisen schneller als du, Graxen. Ich habe bereits von Albekizans Tod gehört. Shandrazel ist jetzt König.«
    »Im Augenblick, ja«, sagte Graxen.
    »Eine seltsame Ausdrucksweise«, sagte die Matriarchin.
    »Eine angemessene Ausdrucksweise für seltsame Zeiten.«
    »Erkläre dich.«
    »Das tue ich«, sagte er und warf wieder einen Blick auf die Wachen. »Wenn wir allein sind.«
    Die

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