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Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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verteidigen, falls er angreifen sollte. Diese Walküre dagegen schien nicht sehr beunruhigt zu sein.
    Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Anführerin zu, als diese erneut sprach. »Wenn die Botschaft wichtig ist, dann gib uns die Schriftrolle und verschwinde. Wir sorgen dafür, dass sie in die Hände der Matriarchin gelangt.«
    »Der König wäre sehr enttäuscht, wenn ich nicht persönlich mit ihr sprechen kann.«
    »Wäre der König auch enttäuscht, wenn dein Körper zwischen den Felsen flussabwärts gefunden werden würde?«, fragte die jüngere Walküre rechts von ihm. »Vielleicht würde ihn ja die Tatsache trösten, dass wir deine Tasche gefunden und die Schriftrolle ohne dich überbracht haben.«
    Stille trat ein, während die Walküren ihm Zeit gaben, die ausgesprochene Drohung auf sich wirken zu lassen. Graxen musterte die jüngste Walküre. Ihre Augen waren voller Verachtung, aber da war möglicherweise auch eine Spur Angst dabei. Sie erweckte den Anschein, als wäre sie jederzeit bereit, ihn mit dem langen Speer zu durchbohren, den sie in den Vorderklauen hielt. Wieder sah er die Anführerin an; ihr Gesicht war eine kühle Maske, die er unmöglich deuten konnte.
    Er legte den Kopf etwas schief und musterte die letzte Walküre, deren Augen kalte kleine Kupfersplitter waren. Graxen hielt die Luft an, als er auf ihrer Wange eine Stelle entdeckte, der die Farbe fehlte. Eine einzelne graue Schuppe in der Farbe von frisch gehauenem Granit hing wie eine Träne unter ihrem linken Auge. Ansonsten war ihre Haut makellos; tatsächlich wirkte sie, als wäre sie aus Saphir gemeißelt. Der geschmeidige,
muskulöse Körper war von anmutiger Form und einer Ebenmäßigkeit, die es mit den Statuen des Kollegs der Türme aufnehmen konnte. Der Blick dieser Walküre wirkte weiterhin beinahe gelangweilt.
    Da die eine Wache Desinteresse zeigte, während eine andere darauf vorbereitet war, ihn zu durchbohren, hielt Graxen es für das Beste zu versuchen, die Anführerin für sich zu gewinnen. »Offenbar hat man dich für würdig befunden, Befehlshaberin zu sein. Vielleicht solltest du dir also die Schriftrolle selbst ansehen«, sagte er, tastete in seiner Tasche herum und zog die Schriftrolle heraus. Er streckte seinen Flügel über das Wasser aus, um ihr die Nachricht zu geben, und als sie das zusammengerollte Pergament entgegennahm, strich ihre Vorderklaue kurz über seine. Diese kurze Berührung war sein erster Kontakt als Erwachsener mit einem weiblichen Himmelsdrachen. Eine Erfahrung, die seltsam … unbefriedigend war.
    Die Anführerin rollte die Schriftrolle auseinander. Sie neigte den Kopf und zog die Stirn kraus, während sie sich bemühte, die krakelige Schrift zu entziffern. Shandrazel hatte die Nachricht geschrieben, ein Sonnendrache. Da ihre Klauen doppelt so groß waren wie die geschickteren eines Himmelsdrachen, ernteten Sonnendrachen nur selten Lob für ihre Schrift.
    »Was steht da, Arifiel?«, fragte die jüngste Walküre ungeduldig.
    »Still, Spatz«, sagte der Drache mit der Tränenschuppe. Graxen vermutete, dass Spatz ein Spitzname war. Man begegnete nur selten einem Drachen, dessen Name etwas entsprach, das es in der Welt wirklich gab. Die Namen der Himmelsdrachen stammten allesamt aus der Ballade von Belpantheron. Das zweitausendseitige Werk war das älteste Dokument, das nachweislich von einem Drachen geschrieben worden war. Unglücklicherweise war es auch ein Dokument, dessen mysteriöse
Sprache zehn Jahrhunderte lang den Versuchen der Gelehrten widerstanden hatte, sich entschlüsseln zu lassen. Man ging allgemein davon aus, dass darin beschrieben wurde, wie die junge Rasse der Drachen die ältere der Engel getötet hatte. Weniger poetisch geneigte Gelehrte spekulierten, dass die Arbeit krankes Gequatsche war, das im Laufe der Zeit für heilig erklärt worden war.
    »Hier steht, dass er sicheres Geleit erhalten soll«, sagte Arifiel. Sie schwenkte die Rolle um dreißig Grad, während sie das Schriftstück entschlüsselte. »Aber das hier ist nicht Albekizans Zeichen.«
    »Albekizan ist nicht mehr König«, sagte Graxen. »Bitterholz hat ihn während eines Menschenaufstands in der Freien Stadt getötet. Sein Erbe Shandrazel hat mir diesen Auftrag gegeben.«
    Arifiel drehte die Schriftrolle gegen den Uhrzeigersinn. »Das hier könnte ein ›s‹ sein. Das hier ist vielleicht ein ›h‹ und das ein ›a‹. Shandrazel … Wäre möglich. Wie auch immer, das hier ist lediglich der Befehl für ein

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