Die Herrschaft Der Seanchane
verbreiteten für diese Arbeit zu wenig Licht, aber das war nicht der Grund, warum ihre Vögel alle Schlagseite zu haben schienen. Sie wünschte sich, in ihrem Bett zu liegen, und sie verabscheute Stickereien. Aber sie musste wach bleiben und das war die einzige Möglichkeit, einer Unterhaltung mit Chesmal zu entgehen. Was Chesmal Unterhaltung nannte. Die arrogante Gelbe saß auf der anderen Seite des Raums konzentriert über ihre eigene Stickerei gebeugt, und sie glaubte, dass jeder, der eine Nadel ergriff, auch ein tiefes Interesse an dieser Handarbeit hatte. Andererseits wusste Asne genau, dass wenn sie nun von ihrem Stuhl aufstehen würde, Chesmal sie in kürzester Zeit mit Geschichten über ihre eigene Wichtigkeit erfreuen würde. In den Monaten seit Moghediens Verschwinden hatte Asne die Geschichte, wie Chesmal dabei geholfen hatte, Tamra Ospenya der Befragung zu unterziehen, mindestens zwanzigmal gehört, und wie sie die Roten veranlasst hatte, Sierin Vayu zu ermorden, bevor sie ihre Verhaftung befehlen konnte, mindestens fünfzigmal! Wenn man Chesmal so zuhörte, hatte sie die Schwarze Ajah im Alleingang gerettet, und sie würde es erzählen, wenn sie die Gelegenheit erhielt. Diese Art von Gesprächen waren nicht nur langweilig, sie waren auch gefährlich! Sogar tödlich, wenn der Hohe Rat davon erfuhr. Also unterdrückte Asne ein neuerliches Gähnen, betrachtete die Arbeit mit zusammengekniffenen Augen und stieß die Nadel durch das fest aufgespannte Leinentuch. Vielleicht würde sie, wenn sie das Rotkehlchen größer machte, auch die Schwingen größer machen können.
Das Klicken des Türriegels ließ beide Frauen aufsehen. Die beiden Diener wussten, dass man sie nicht stören durfte, außerdem waren die Frau und ihr Mann schon längst am Schlafen. Asne umarmte Saidar und knüpfte ein Gewebe, das einen Eindringling bis auf die Knochen verbrennen würde, und auch Chesmal wurde von dem Glühen umgeben. Falls die falsche Person durch diese Tür schritt, würde sie es bereuen, bis sie starb.
Es war Eldrith; in der Hand hielt sie ihre Handschuhe, und ihr dunkler Umhang lag noch immer über ihren Schultern. Auch das Gewand der untersetzten Braunen war dunkel und schmucklos. Asne hasste es, einfache Wollkleider zu tragen, aber sie durften kein Aufsehen erregen. Die schmucklose Kleidung passte zu Eldrith.
Sie blieb bei ihrem Anblick stehen und blinzelte, auf ihrem runden Gesicht spiegelte sich momentane Verwirrung. »Du meine Güte«, sagte sie. »Was habt ihr geglaubt, wer ich bin?« Sie warf die Handschuhe auf den kleinen Tisch neben der Tür, dann wurde sie sich plötzlich ihres Umhangs bewusst und runzelte die Stirn, als wäre ihr erst jetzt klar geworden, dass sie ihn oben getragen hatte. Sie öffnete sorgfältig die Silberbrosche an ihrem Hals und warf den Umhang auf einen Stuhl, wo er in einem unordentlichen Haufen liegen blieb.
Das Licht Saidars um Chesmal verlosch, als sie den Stickereirahmen zur Seite schob, damit sie aufstehen konnte. Ihr strenges Gesicht ließ sie größer erscheinen, als sie war, und sie war eine große Frau. Die hellbunten Blumen, die sie gestickt hatte, hätten in einem Garten stehen können. »Wo seid Ihr gewesen?«, verlangte sie zu wissen. Eldrith nahm unter ihnen den höchsten Rang ein, außerdem hatte Moghedien ihr das Kommando übergeben, aber Chesmal nahm das, wenn überhaupt, nur flüchtig zur Kenntnis. »Ihr solltet heute Nachmittag zurück sein und jetzt ist die halbe Nacht vorbei!«
»Ich habe die Zeit vergessen«, erwiderte Eldrith scheinbar in Gedanken verloren. »Es ist lange her, seit ich das letzte Mal in Caemlyn war. Die Innenstadt ist faszinierend, und ich habe großartig in einem Gasthaus gegessen, an das ich mich erinnerte. Obwohl ich sagen muss, dass es früher dort weniger Schwestern gab. Jedoch hat mich niemand erkannt.« Sie schaute die Brosche an, als würde sie sich fragen, wo sie herkam, dann steckte sie sie in ihre Gürteltasche.
»Ihr habt die Zeit vergessen«, sagte Chesmal tonlos und verflocht die Finger auf Taillenhöhe. Vielleicht um zu verhindern, dass sie sie um Eldriths Kehle legte. In ihren Augen funkelte Wut. »Ihr habt die Zeit vergessen.«
Eldrith blinzelte wieder, als wäre sie überrascht, angesprochen zu werden. »Oh. Habt Ihr gefürchtet, Kennit hätte mich wiedergefunden? Ich versichere Euch, seit Samara habe ich große Sorgfalt walten lassen, dass der Bund verhüllt ist.«
Manchmal fragte sich Asne, wie viel von Eldriths
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