Die Herrschaft Der Seanchane
und glättete die Röcke. »Ja. Min Farshaw und ich müssen mehr über einander erfahren.« Sie warf Min einen zweifelnden Blick zu und richtete das Schultertuch, aber sie gingen mit untergehakten Armen.
Rand sah ihnen misstrauisch nach, als wüsste er, dass ihr Gehen Teil eines Plans war. Ein in die Ecke getriebener Wolf. Aber diese goldenen Adern leuchteten in ihrem Verstand.
»Da gibt es etwas, das sie von dir bekommen haben und ich noch nicht«, begann Elayne und verschluckte sich, während das aufsteigende Blut ihre Wangen beinahe verbrannte. Blut und Asche! Wie machten andere Frauen das bloß? Sorgfältig musterte sie das Bündel aus Gefühlen in ihrem Inneren, das ihn darstellte, und das Bündel, das Birgitte war. Noch immer keine Veränderung bei dem zweiten. Sie stellte sich vor, es in ein Taschentuch einzuwickeln, welches sie fest zusammenknotete, und Birgitte war verschwunden. Nur noch Rand war da. Und die leuchtenden goldenen Adern. In ihrem Bauch schlugen Schmetterlinge mit der Größe von Wolfshunden heftig mit den Flügeln. Sie schluckte schwer und holte tief Luft. »Du wirst mir bei den Knöpfen helfen müssen«, sagte sie unsicher. »Ich kann dieses Gewand nicht allein ausziehen.«
Als Min mit der Aielfrau in den Korridor hinaustrat, nahmen die beiden Gardistinnen Haltung an, aber nachdem Min die Tür wieder geschlossen hatte und ihnen klar wurde, dass sonst niemand mehr den Raum verließ, kam Bewegung in sie.
»Sie kann doch unmöglich so einen schlechten Geschmack haben«, murmelte die Stämmige mit dem müden Blick kaum verständlich; ihre Fäuste schlössen sich fester um die lange Keule. Min glaubte nicht, dass das jemand hatte hören sollen.
»Zu viel Mut und viel zu viel Naivität«, knurrte die Schlanke, die etwas von einem Mann an sich hatte. »Davor hat uns der Generalhauptmann gewarnt.« Sie legte die Hand in dem schweren Panzerhandschuh auf den Löwenkopfknauf.
»Wenn Ihr jetzt da hinein geht, wird sie Euch vermutlich die Haut abziehen«, sagte Min vergnügt. »Habt Ihr sie je wütend erlebt? Sie könnte einen Bären zum Weinen bringen!«
Aviendha löste sich von Min und trat einen Schritt zur Seite. Allerdings war ihr finsterer Blick auf die Gardistin gerichtet. »Bezweifelt ihr, dass meine Schwester mit einem einzigen Mann fertig werden kann? Sie ist Aes Sedai und hat das Herz einer Löwin. Und ihr habt einen Eid geschworen, ihr zu folgen! Dir folgt ihr, wohin sie euch führt, und steckt nicht eure Nasen in ihren Ärmel.«
Die Gardistinnen tauschten einen langen Blick aus. Die massigere Frau zuckte mit den Schultern. Die Drahtige schnitt eine Grimasse, aber sie nahm die Hand von dem Türknauf. »Ich habe den Eid geschworen, dieses Mädchen zu beschützen«, sagte sie mit harter Stimme, »und das werde ich auch tun. Und jetzt geht ihr Mädchen mit euren Puppen spielen und lasst mich meine Arbeit hin.«
Min überlegte, ein Messer zu ziehen und es auf diese angeberische Art über die Finger rollen zu lassen, die ihr Thom Merrilin beigebracht hatte. Nur um ihr zu zeigen, wer hier das Kind war. Die schlanke Frau war nicht jung, aber in ihrem Haar war keine graue Strähne zu entdecken, und sie sah ziemlich kräftig aus. Und schnell. Min hätte gern geglaubt, dass einiges von der Masse der anderen Frau Fett war, aber sie wusste es besser. Sie konnte bei keiner von ihnen Bilder oder Auren sehen, aber die beiden sahen nicht im Mindesten so aus, als fürchteten sie sich davor, das zu tun, was sie für nötig hielten. Nun, wenigstens ließen sie Elayne und Rand allein. Vielleicht war das Messer doch unnötig.
Aus dem Augenwinkel sah sie, dass die Aiel zögernd die Hand vom Gürtelmesser nahm. Wenn die Frau nicht bald aufhörte, ihr alles wie ein Spiegelbild nachzumachen, würde sie doch noch glauben, dass mehr an diesem Hokuspokus mit der Macht war, als man ihr gesagt hatte. Andererseits hatte es schon vor dem Hokuspokus angefangen. Vielleicht dachten sie ja alle gleich? Eine schreckliche Vorstellung. Licht, dieses ganze Gerede, dass er sie alle drei heiratete, war ja schön und gut, solange es Gerede war, aber wen würde er nun tatsächlich heiraten?
»Elayne ist mutig«, sagte sie zu der Leibwache. »So mutig wie alle anderen, die ich kennen gelernt habe. Und sie ist nicht dumm. Wenn ihr das glaubt, werdet ihr bald Ärger mit ihr haben.« Sie starrten aus der vorteilhaften Position der fünfzehn oder zwanzig Jahre Altersunterschied zwischen ihnen auf sie herunter, ungerührt und
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