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Die Herrschaft Der Seanchane

Die Herrschaft Der Seanchane

Titel: Die Herrschaft Der Seanchane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Gai'don vor dem Kristallthron knien oder alles ist verloren.« Das besagten die Prophezeiungen des Drachen eindeutig.
    Anaths Stimmung schlug sofort um. Lächelnd legte sie beinahe besitzergreifend eine Hand auf Tuons Schulter. Das ging zu weit, aber sie war Soe'feia, und das Gefühl, dass es besitzergreifend war, bestand möglicherweise nur in Tuons Einbildung. »Ihr müsst vorsichtig sein«, schnurrte Anath. »Ihr dürft ihn nicht wissen lassen, wie gefährlich Ihr für ihn seid, bis es zu spät für ihn ist und er nicht mehr entkommen kann.«
    Sie hatte noch weitere Ratschläge, aber Tuon ließ sie über sich ergehen. Sie hörte nur mit einem Ohr zu, aber es war nichts dabei, das sie nicht schon Hunderte Male zuvor gehört hatte. Voraus konnte sie die Bucht eines großen Hafens erkennen. Ebou Dar, von wo aus sich die Corenne ausbreiten würde, so wie sie sich von Tanchico ausbreitete. Der Gedanke erzeugte bei ihr einen Schauder des Vergnügens, der Erfüllung. Hinter ihrem Schleier war sie bloß die Hochlady Tuon, die keinen höheren Rang als so viele andere Angehörige des Blutes einnahm, aber in ihrem Herzen war sie stets Tuon Athaem Köre Paendrag, die Tochter der Neun Monde, und sie war gekommen, um das zurückzufordern, was ihren Vorfahren gestohlen worden war.

KAPITEL 6
    Die Suche nach einem Glockengießer
    Der kastenähnliche Wagen erinnerte Mat an die Wagen der Kesselflicker, kleine Häuser auf Rädern, obwohl dieser mit seinen in die Wände eingearbeiteten Werkbänken und Vitrinen nicht zum Wohnen gedacht war. Der seltsam scharfe Geruch in seinem Inneren ließ ihn die Nase rümpfen, er rutschte unbehaglich auf dem dreibeinigen Hocker herum, der den einzigen Sitzplatz darstellte. Sein gebrochenes Bein und die gebrochenen Rippen waren beinahe verheilt, genau wie die Schnittwunden, die er erlitten hatte, als ihm das verdammte Haus auf den Kopf gefallen war, aber gelegentlich schmerzten die Verletzungen noch immer. Außerdem hoffte er auf Mitgefühl. Wenn man es richtig anstellte, liebten es die Frauen, Mitgefühl zu zeigen. Er zwang sich, nicht länger an dem großen Siegelring an seinem Finger herumzuspielen. Lass eine Frau wissen, dass du nervös bist, und sie bringt ihre eigene Deutung ins Spiel, und mit dem Mitgefühl ist Schluss.
    »Hört doch, Aludra«, sagte er und zeigte sein gewinnendstes Lächeln, »mittlerweile müsstet Ihr doch wissen, dass die Seanchaner dem Feuerwerk keinen zweiten Blick schenken. Wie ich gehört habe, vollbringen diese Damane etwas namens Himmelslichter, das Euer bestes Feuerwerk wie ein paar Funken aussehen lässt. Das soll keine Beleidigung sein.«
    »Ich habe dieses so genannte Himmelslicht noch nicht gesehen«, erwiderte sie abschätzig mit ihrem starken tarabonischen Akzent. Ihr Kopf war über einen hölzernen Mörser von der Größe eines kleinen Fässchens gebeugt, der auf einer der Werkbänke stand. Obwohl ein breites, blaues Tuch ihr taillenlanges schwarzes Haar im Nacken zusammenhielt, fiel es nach vorn und verhüllte ihr Gesicht. Die lange weiße Schürze mit den dunklen Flecken konnte nicht verbergen, wie eng sich ihr dunkelgrünes Kleid an ihre Hüften schmiegte, aber Mat war mehr an ihrem Tun interessiert. Nun ja, es interessierte ihn genauso sehr. Sie mahlte mit einem fast armlangen hölzernen Stößel ein grobes schwarzes Pulver. Das Pulver hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem, das er in aufgeschnittenen Feuerwerkskörpern gesehen hatte, aber er kannte noch immer nicht seine Zusammensetzung. »Wie dem auch sei«, fuhr sie fort, ohne sich seines forschenden Blickes bewusst zu sein, »ich werde Euch keine Gildegeheimnisse verraten. Das müsst Ihr doch verstehen, oder?«
    Mat zuckte innerlich zusammen. Seit ein zufälliger Besuch bei Valan Lucas Wanderzirkus enthüllt hatte, dass sie hier in Ebou Dar war, hatte er sie tagelang bearbeitet, um sie an diesen Punkt zu bringen, und die ganze Zeit hatte er befürchtet, dass sie die Gilde der Feuerwerker ins Spiel bringen würde. »Aber Ihr seid doch gar keine Illuminatorin mehr, schon vergessen? Sie haben Euch rausgeworfen... äh... Ihr habt gesagt, Ihr hättet die Gilde verlassen.« Nicht zum ersten Mal zog er in Erwägung, sie ganz beiläufig daran zu erinnern, dass er sie mal vor vier Gildenmitgliedern gerettet hatte, die ihr die Kehle hatten durchschneiden wollen. So etwas reichte für gewöhnlich aus, dass die meisten Frauen einem um den Hals fielen, einen mit Küssen bedeckten und anboten, was auch immer man

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