Die Herrschaft Der Seanchane
stolz wie die silbernen Blitze auf den roten Stoffrechtecken auf ihren Röcken. Die in Grau gekleideten Damane knieten aufrecht, von ihrem eigenen Stolz erfüllt. Bis auf die arme Lidya, die zusammengesunken auf den Knien hockte und versuchte, das tränennasse Gesicht auf das Deck zu pressen. lanelle, die die Leine der rothaarigen Damane hielt, starrte stirnrunzelnd auf sie herab.
Tuon seufzte. Lidya war für ihre Wut am gestrigen Abend verantwortlich gewesen. Nein, sie hatte sie ausgelöst, aber Tuon war für ihre eigenen Gefühle verantwortlich. Sie hatte der Damane befohlen, ihr die Zukunft vorherzusagen, und hätte nicht anordnen sollen, ihr mit der Rute eine Tracht Prügel zu verpassen, weil ihr nicht gefiel, was sie zu hören bekam.
Sie beugte sich vor, nahm Lidyas Kinn in die Hand, legte die langen, rot lackierten Fingernägel auf die sommersprossige Wange der Damane und zog sie hoch, bis sie auf den Fersen saß. Was ein Zusammenzucken und frische Tränen hervorrief, die Tuon abwischte, während sie die Damane hochzog, bis sie kniete. »Lidya ist eine gute Damane, lanelle«, sagte sie. »Bestreicht ihre Striemen mit Sorfatinktur und gebt ihr Löwenherz gegen die Schmerzen, bis sie verschwunden sind. Und bis sie verschwunden sind, soll sie zu jeder Mahlzeit einen süßen Vanillekuchen bekommen.«
»Wie die Hochlady befiehlt«, erwiderte lanelle förmlich, aber sie lächelte schmal. Alle Sul'dam mochten Lidya, und es hatte ihr nicht gefallen, die Damane zu bestrafen. »Sollte sie fett werden, werde ich sie rennen lassen, Hochlady.«
Lidya drehte den Kopf, um Tuons Handfläche zu küssen, und murmelte: »Lidyas Herrin ist freundlich. Lidya wird nicht fett.«
Tuon schritt die beiden Reihen ab, sprach ein paar Worte zu jeder Sul'dam und tätschelte jede Damane. Die sechs, die sie mitgebracht hatte, waren ihre besten, und sie strahlten sie mit einer Zuneigung an, die jener gleichkam, die sie für sie empfand. Sie hatten eifrig darum gekämpft, erwählt zu werden. Dali und Dani, beide pummelig und blond, zwei Schwestern, die kaum die Anleitung einer Sul'dam brauchten. Charral, deren Haare so grau wie ihre Augen waren, die aber noch immer die geschickteste im Wirken eines Gewebes war. Sera, die rote Schleifen in ihren dichten schwarzen Locken trug, die stärkste von ihnen und so stolz wie eine Sul'dam. Tiny Mylen, die noch kleiner als selbst Tuon war. Mylen war Tuons ganz besonderer Stolz.
Viele hatten es seltsam gefunden, als Tuon sich bei Erreichen des Erwachsenenalters als Sul'dam hatte testen lassen, obwohl ihr damals niemand widersprechen konnte. Mit Ausnahme ihrer Mutter, die es er laubte, indem sie geschwiegen hatte. Natürlich war es undenkbar für sie, Sul'dam zu werden, aber sie fand in der Ablichtung von Damane genauso viel Freude wie in der von Pferden, und sie war in einem so gut wie im anderen. Mylen war der Beweis dafür. Als Tuon sie auf den Docks von Shon Kifar gekauft hatte, war die blasse kleine Damane vor Furcht und Verzweiflung halb tot gewesen und hatte jegliche Nahrung und Flüssigkeit verweigert. Alle Der'sul'dam hatten aufgegeben und ihr vorhergesagt, dass sie nicht mehr lange leben würde, aber jetzt lächelte Mylen zu Tuon hoch und beugte sich vor, um ihr die Hand zu küssen, bevor sie die Hand ausstreckte, um der Damane über das dunkle Haar zu streichen. Einst nur noch Haut und Knochen, setzte sie Gewicht an. Statt sie zurechtzuweisen, verzog Catrona, die ihre Leine hielt, ihr für gewöhnlich strenges schwarzes Gesicht zu einem Lächeln und murmelte, Mylen sei die perfekte Damane. Es stimmte, niemand würde mehr glauben, dass sie sich einst Aes Sedai genannt hatte.
Bevor Tuon ging, gab sie noch ein paar Befehle, die die Ernährung und die Übungen der Damane betrafen. Die Sul'dam wussten, was sie zu tun hatten, genau wie die zwölf anderen in Tuons Gefolge, andernfalls wären sie nicht in ihren Diensten gewesen, aber sie vertrat die Meinung, dass man keinem erlauben sollte, Damane zu besitzen, wenn derjenige kein ausgeprägtes Interesse für sie aufbrachte. Sie kannte die Eigenarten einer jeden von ihnen so gut wie ihr eigenes Gesicht.
In der äußeren Kabine nahm die Totenwache in ihren in Blutrot und fast schwarzem Grün lackierten Rüstungen bei ihrem Eintritt Haltung an. Das heißt, sie nahmen Haltung an, wenn Statuen Haltung annehmen konnten. Diese hartgesichtigen Männer und fünfhundert andere ihres Schlages waren persönlich für Tuons Sicherheit verantwortlich. Sie alle
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