Die Herrschaft Der Seanchane
mit einem Zischen wie bratender Speck und dem Gestank nach verbranntem Fleisch über eine ausgestreckte Hand. Das Ding fauchte, bewegte sich so flüssig wie Quecksilber, versuchte dem Medaillon auszuweichen und nach Mat zu greifen. Sobald es auch nur eine Hand an ihn legte, war er so gut wie tot. Diesmal würde es nicht versuchen, mit ihm zu spielen, wie es das im Rahad getan hatte. In ständiger Bewegung traf er es mit dem Fuchskopf an der anderen Hand, dann im Gesicht, und beide Male zischte es und stank, als hätte er es mit einem glühenden Eisen getroffen. Der Gholam wich mit gebleckten Zähnen zurück, blieb aber leicht geduckt, die Hände zu Krallen geformt, dazu bereit, beim kleinsten Anzeichen von Schwäche zu springen.
Mat wirbelte das Medaillon unablässig umher, stieß sich unsicher auf die Beine und betrachtete das Ding, das wie ein Mann aussah. Er will dich genauso sehr tot sehen, wie er sie will, hatte es ihm im Rahad mit einem Lächeln gesagt. Jetzt sprach oder lächelte es nicht. Mat wusste nicht, wer ›er‹ oder ›sie‹ waren, aber alles andere war glasklar. Hier war er nun, kaum dazu in der Lage, auf eigenen Beinen zu stehen. Sein Bein und seine Hüfte brannten wie Feuer, genau wie seine Rippen. Ganz zu schweigen von den Schultern, auf denen der Gholam gelandet war. Er musste zurück auf die Straße, unter Menschen. Vielleicht würden genügend Leute das Ding ablenken. Eine kleine Hoffnung, aber die einzige Hoffnung, die er sah. Er konnte das Stimmengewirr hören, das die Entfernung kaum dämpfte.
Er machte einen vorsichtigen Schritt zurück. Sein Stiefel rutschte in etwas aus, das scheußlich stank. Mat prallte gegen die Schenkenwand. Nur wildes Herumgefuchtel mit dem silbernen Fuchskopf hielt den Gholam zurück. Die Stimmen auf der Straße waren verführerisch nah. Sie hätten genauso gut in Barsine sein können. Barsine war seit langem tot und er würde es bald auch sein.
»Er ist in der Gasse!«, rief ein Mann. »Folgt mir! Beeilt Euch! Er kommt davon!«
Mat hielt seine Augen auf den Gholam gerichtet. Dessen Blick flackerte an ihm vorbei, zur Straße, und er zögerte. »Ich habe den Befehl, mich keinem erkennen zu geben, nur denen, die ich ernte«, fauchte er Mat entgegen, »also wirst du noch eine Weile leben. Eine kleine Weile.«
Er fuhr herum und rannte in die Gasse, rutschte leicht in dem Schlamm aus und schien trotzdem immer noch zu fließen, als er hinter die Schenke sprang.
Mat rannte ihm hinterher. Er hätte dafür keinen Grund nennen können, außer dass das Ungeheuer versucht hatte, ihn zu töten und es wieder versuchen würde. Seine Nackenhaare sträubten sich. Also würde es ihn töten, wenn es ihm passte? Wenn das Medaillon das Ding verletzen konnte, vielleicht konnte er es dann damit auch töteten.
Er erreichte die Ecke der Schenke und sah den Gholam in demselben Augenblick, in dem dieser zurückblickte und ihn ansah. Wieder zögerte das Ding einen Augenblick lang. Die Hintertür der Schenke stand offen und ließ den Lärm von Zecherei hören. In der Rückwand des gegenüberliegenden Gebäudes fehlte ein Stein. Die Kreatur stieß ihre Hände in das Loch. Mat erstarrte. Sie schien kaum Waffen zu brauchen, aber wenn sie dort eine versteckt hatte... Wenn das Ding ihm mit einer Waffe entgegentrat, würde er es bestimmt nicht überleben. Arme folgten Händen, dann verschwand der Kopf des Gholams in dem Loch. Mat klappte der Mund auf. Die Brust des Ungeheuers schlängelte sich hindurch, dann die Beine, und schon war es verschwunden. Durch eine Öffnung, die vielleicht so groß wie Mats beide Hände war.
»Ich glaube nicht, dass ich jemals etwas Ähnliches gesehen habe«, sagte jemand leise neben ihm, und er zuckte zusammen, als er begriff, dass er nicht länger allein dort stand. Der Sprecher war ein weißhaariger alter Mann mit gebeugten Schultern und einer großen Hakennase im traurigen Gesicht, der ein Bündel auf dem Rücken trug. Er schob einen sehr langen Dolch in eine Scheide unter seinem Mantel.
»Ich schon«, sagte Mat in hohlem Tonfall. »In Shadar Logoth.« Manchmal trieben verloren geglaubte Teile seiner eigenen Erinnerung aus dem Nichts an die Oberfläche; diese war gerade aufgetaucht, als er den Gholam betrachtet hatte. Es war eine Erinnerung, die besser verschollen geblieben wäre.
»Nur wenige überleben einen Besuch dort«, sagte der alte Mann und schaute ihn an. Irgendwie kam Mat sein faltiges Gesicht bekannt vor, aber er konnte es nicht unterbringen.
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