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Die Herrschaft Der Seanchane

Die Herrschaft Der Seanchane

Titel: Die Herrschaft Der Seanchane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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geben.
    Zehn hart erkämpfte Schritte durch die Menschenmenge und er kam zu einer schmalen und dunklen Gasse. Sie war nicht gepflastert. Der weiße Verputz auf den fensterlosen Wänden war gesprungen und an einigen Stellen abgefallen, um die darunter liegenden Ziegel zu enthüllen. Die Luft stank nach Verfall, und auch wenn das, was unter seinen Stiefeln schmatzte, einen widerwärtigen Geruch absonderte, hoffte er dennoch, dass es sich um Schlamm handelte. Es war niemand in Sicht. Er konnte schnell ausschreiten. Zumindest so schnell, wie er dazu fähig war. Er konnte kaum den Tag abwarten, an dem er wieder ein paar Meilen gehen konnte, ohne keuchen zu müssen. Schmerzen zu haben oder sich auf einen Stock stützen zu müssen. Verwinkelte Gassen durchzogen die Stadt in einem Labyrinth, in dem man sich leicht verirren konnte, wenn man den Weg nicht kannte; die meisten von ihnen waren so schmal, dass seine Schultern beide Häuserwände berührten. Er nahm niemals eine falsche Abzweigung, selbst wenn sich eine enge, gebogene Passage plötzlich in drei oder sogar vier neue gabelte, die sich alle scheinbar in ungefähr die gleiche Richtung schlängelten. Es hatte einige Gelegenheiten in Ebou Dar gegeben, bei denen er neugierige Blicke meiden musste, und er kannte diese Gassei} wie seine Hand. Obwohl er seltsamerweise noch immer das Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Aber das würde sich wohl kaum ändern, solange er diese verfluchten Sachen tragen musste.
    Um von einer Gasse zur anderen zu gelangen, musste er sich durch die Massen aus Menschen und Vieh kämpfen und gelegentlich auch den Weg über eine Brücke erzwingen, die wie eine solide Menschenmauer erschien, trotzdem würde er es noch immer in der Zeit zum Palast schaffen, die er sonst allein für drei Straßen gebraucht hätte. Als er in die dunkle Passage zwischen einer hell erleuchteten Schenke und einem geschlossenen Lackwarenladen eilte, fragte er sich, was die Palastköche wohl vorbereitet haben würden. Diese Gasse war geräumiger als die meisten, breit genug für drei, wenn sie freundlich gesinnt waren, und führte auf den Mol Hara-Platz, der sich fast genau vor dem TarasinPalast befand. Suroth lebte dort, und seit sie die Köche nach ihrer ersten Mahlzeit hatte auspeitschen lassen, übertrafen sie sich beinahe in ihrer Fertigkeit. Möglicherweise gab es Austern mit Sahne und vielleicht Bratfisch und Tintenfisch mit Pfeffer. Nach zehn Schritten in den Schatten trat er gegen etwas, das nicht nachgab, und er fiel mit einem Grunzen in den kalten Schlamm. Im letzten Augenblick konnte er sich noch so drehen, dass er nicht auf seinem schlimmen Bein landete. Eiskalte Flüssigkeit drang durch den Mantelstoff. Er hoffte, dass es Wasser war.
    Da krachten von oben Stiefel auf seine Schultern und er grunzte erneut. Der Springer stolperte fluchend von ihm herunter, taumelte durch den Schlamm tiefer in die Gasse hinein, fiel auf ein Knie und schaffte es gerade noch, sich an der Schenkenwand abzustützen, bevor er selbst der Länge nach hinschlug. Mats Augen waren an das Dämmerlicht gewöhnt, es reichte, um einen schlanken, unauffälligen Mann auszumachen. Ein Mann, der scheinbar eine große Narbe auf der Wange hatte. Nur dass es sich um keinen Menschen handelte. Mat hatte gesehen, wie die Kreatur seinem Freund mit der nackten Hand die Kehle herausgerissen und sich ein Messer aus der Brust gezogen und zurück in seine Richtung geschleudert hatte. Und wäre er gerade eben nicht gestolpert, wäre das Ding genau vor ihm gelandet, in bequemer Reichweite. Vielleicht hatte ja eine kleine ta'uerett-Beeinflussung zu seinen Gunsten gewirkt, dem Licht sei Dank! Das alles raste ihm in dem Augenblick durch den Kopf, den es dauerte, zu sehen, wie der Gholam sich an der Wand abfing und den Kopf drehte, um ihn böse anzustarren.
    Mit einem Fluch schnappte sich Mat seinen zu Boden gefallenen Wanderstab und schleuderte ihn wie einen Speer unbeholfen auf das Ungeheuer. Auf seine Beine, in der Hoffnung, es zum Stolpern zu bringen, einen Augenblick zu gewinnen. Das Ding floss zur Seite wie Wasser und entging dem Stab, dann warf es sich Mat entgegen. Aber der Aufschub hatte gereicht. Der Stab hatte noch nicht Mats Hand verlassen, als er auch schon unter dem Hemd nach dem Fuchskopf-Medaillon tastete. Er riss es heraus, und dabei ging das Lederband entzwei, an dem es hing. Der Gholam warf sich auf ihn und er schwang verzweifelt das Medaillon. Silber, das kühl auf seiner Haut gelegen hatte, fuhr

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