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Die Herrschaft Der Seanchane

Die Herrschaft Der Seanchane

Titel: Die Herrschaft Der Seanchane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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finster an, dass sie, falls sie Lauscher waren, ihn vermutlich allein schon deswegen melden würden. »Vielleicht wirst du es anders sehen, wenn sie Andor erreichen«, knurrte er, drängte sich in die Menge und stieß jeden zur Seite, der sich ihm in den Weg stellte. Es hätte Mat nicht überrascht, wenn es zu einer Prügelei gekommen wäre. Vermutlich war der Mann sogar darauf aus.
    Thom wollte sich ihm mit Olver anschließen, aber Mat packte ihn am Ärmel. »Beruhige ihn, wenn du kannst, Thom. Und beruhige dich selbst, wenn du schon mal dabei bist. Eigentlich sollte man glauben, dass du mittlerweile genug davon hast, dich blind zu rasieren.«
    »Ich habe einen kühlen Kopf und versuche, auch diese Sache abzukühlen«, sagte Thom trocken. »Aber er kann nicht einfach still dasitzen; es ist seine Heimat.« Ein leises Schmunzeln erhellte kurz sein faltiges Gesicht. »Du sagst, du wirst keine Risiken eingehen, aber du wirst es doch tun. Und wenn du es tust, wirst du alles, was Beslan und ich unternehmen könnten, dagegen wie einen Abendspaziergang im Garten aussehen lassen. Mit dir in der Nähe ist sogar der Barbier blind. Komm, Junge«, sagte er und setzte sich Olver auf die Schultern. »Riselle lässt dich vielleicht nicht deinen Kopf an ihren Busen betten, wenn du zu spät zu deinem Unterricht kommst.«
    Mat sah ihm stirnrunzelnd nach, als er sich entfernte und mit Olver auf den Schultern besser vorankam als Beslan. Was hatte Thom damit gemeint? Er ging nie ein Risiko ein, es sei denn, es wurde ihm aufgezwungen. Niemals. Er warf der dürren Frau und dem Burschen mit dem Dung an den Stiefeln einen unauffälligen Blick zu. Licht, sie konnten Lauscher sein. Jeder von ihnen. Es reichte, um bei ihm ein Jucken zwischen den Schulterblättern hervorzurufen, so als würde man ihn beobachten.
    Je näher er zu den Docks kam, desto dichtgedrängter mit Menschen, Tieren und Wagen schienen die Straßen zu sein, aber er kam dennoch ein ordentliches Stück voran. Die Buden auf den Kanalbrücken hatten ihre Läden geschlossen, die Straßenhändler hatten ihre Decken vom Boden aufgehoben und die Jongleure und Akrobaten, die für gewöhnlich an jeder Straßenkreuzung ihr Handwerk ausübten, hätten keinen Platz für ihre Kunst gehabt, wenn auch sie nicht gegangen wären. Es waren zu viele Seanchaner da, einfach zu viele, und vermutlich war einer von fünfen ein Soldat, wie man eindeutig an dem harten Blick ihrer Augen und ihrer Körperhaltung erkennen konnte, die sich so sehr von jener der Bauern und Handwerker unterschied, selbst wenn sie keine Rüstung trugen. Gelegentlich kam eine Sul'dam mit ihrer Damane die Straße entlang und man ließ ihnen einen gehörigen Freiraum, der selbst noch größer war als der für die Soldaten. Das geschah nicht aus Furcht, zumindest nicht bei den Seanchanern. Man verneigte sich respektvoll vor den Frauen, deren blaue Gewänder rote Rechtecke mit Blitzsymbolen aufwiesen, und lächelte voller Anerkennung, wenn die Paare vorbeigingen. Beslan hatte den Verstand verloren. Keiner würde die Seanchaner jemals wieder vertreiben, abgesehen vielleicht von einem Heer aus Asha'man, so wie jenes, das Gerüchten zufolge vor einer Woche im Osten gegen sie angetreten war. Oder jemand, der mit den Geheimnissen der Illuminatoren bewaffnet war. Was beim Licht konnte Aludra mit einem Glockengießer wollen?
    Er gab sich Mühe, nicht in Sichtweite der Docks zu gelangen. Diese Lektion hatte er gelernt. Eigentlich suchte er ein Würfelspiel, und zwar eines, das bis spät in die Nacht andauern würde. Vorzugsweise so spät, dass Tylin bereits schlief, wenn er in den Palast zurückkehrte. Sie hatte ihm die Würfel weggenommen und behauptet, es würde ihr nicht gefallen, wenn er spielte, allerdings hatte sie es getan, nachdem er sie, als er noch ans Lager gefesselt gewesen war, zu einem Liebespfand als Einsatz überredet hatte. Würfel ließen sich überall finden, und bei seinem Glück war es sowieso immer besser, die Würfel der anderen Männer zu benutzen. Unglücklicherweise hatte er nach der Entdeckung, dass sie nicht im Traum daran dachte, das Liebespfand, ihn gehen zu lassen, auch einzulösen - die Frau hatte tatsächlich so getan, als wüsste sie überhaupt nicht, wovon er da sprach! Folglich hatte er ihr etwas von ihrer eigenen Medizin zu kosten geben. Ein schwerer Fehler, so viel Spaß es seinerzeit auch gemacht hatte. Nachdem die Liebespfänder alle eingelöst worden waren, war sie doppelt so schlimm wie

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