Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)
noch immer nicht ausreiche, sollen sie vom Sommer an gnadenlos die Ernte ihrer Hausgärten plündern, um sie auszuhungern, ihnen ihre letzte Kampfkraft zu rauben. So hatte Chlodwigs gründlich durchdachter Befehl gelautet.
Das aber schien dieser Kommandeur vergessen zu haben, und seine ihm anvertrauten Soldaten mussten ihm gehorchen. Man könnte fast sagen, gnade ihm der Himmel, wenn Chlodwig von dessen blinder Zerstörungswut erfährt.
D och offensichtlich nahm in Frowang die gefährliche Eigenmächtigkeit jenes Befehlshabers eher zu.
„Noch immer keine Reaktion der Bürger!“, fluchte er, dem Verzweifeln nah. Die Zeit drängte, es war bereits Hochsommer. Nur eins noch könne die Frowanger aus der Reserve locken, meinte er schließlich, die Demolierung ihrer Bier- und Apfelweinschänken.
Die Frowanger aber bezwangen sich selbst noch, als die Soldaten dann nacheinander ihre hübschen Gartenschänken mit all ihren Tischen, Bänken und den vielen bunten Keramiklämpchen rigoros zerschlugen.
Das einst von den Bürgern mit so viel Mühe und Liebe verschönerte Frowang wurde zum Trümmerfeld.
Damit noch immer nicht genug. Nun befahl der Kommandant jenen Soldaten, die von Frowangs Bezirksdörfern für die Besatzer ihre Heiz- und Lebensmittelrationen zu beschaffen hatten, die Felder, Gärten und Stallungen dieser Bauern zu verwüsten.
Als Waldur dann von einem mutigen Geheimboten von diesen Zerstörungen erfuhr, wandelte er ihren ‚Grubenplan’ entsprechend ab und ließ die betroffenen Bauern über den Geheimboten von dieser Abwandlung unterrichten.
„V erfluchte Bande!“, hörten die Offiziere ihren Kommandeur oben in seinem Privatraum wieder lautstark wettern. Vor Wut trapste er mit all seinem Gewicht auf den Holzdielen hin und her, trommelte mit den Fäusten gegen die Wände und dann gegen seinen kahlen Schädel: „Sind diese Frowanger überhaupt Menschen? Non, Faultiere sind das, Schnecken, Schildkröten!“ Mehr aber noch regten ihn seine eigenen Soldaten auf, deren Kampfeifer merklich nachließ. „Die dürfen nicht schlapp machen, non, non, non! Ich will mich nicht vor meinem König blamieren!“
Als er sich dann ein wenig beruhigt hatte, kam ihm eine Idee, die er sofort aufgriff - Weiber. „Oui“, frohlockte er, „solch ein Plaisier hat bisher schon in jedem Soldaten Tatenfeuer erweckt.“
H ünenhaft, breitbeinig und die Hände in die Seiten seines bulligen Körpers gestemmt, stand er am nächsten Morgen vor seinem am Offiziersquartier aufmarschierten Heer und verkündete ihm seinen schönen neuen Befehl. Da den burschenhaften Soldaten jedoch zu seinem Erstaunen, nicht das geringste Leuchten in die Augen geriet, wurde er deutlicher:
„Wie gesagt, euer erstes Ziel ist das Färberviertel im Südosten der Stadt. Zu zwölft dringt ihr jeweils in ein Haus ein und verteilt euch in die Wohnungen. Dort gleich ein Weib ergreifen, die Hosen runter und dann ran - ha, ha, ha! - rein ins Vergnügen! Und stets im Beisein des Ehemanns oder Vaters, den ein anderer Soldat mit Waffengewalt zum Zuschauen zwingt. Das ist das Entscheidende, die Männer sollen zusehen.“ Er fuhr sich mit lüsternem Ausdruck über die Glatze, bevor er hinzufügte: „Mon dieu, wie würde ich mich daran gern beteiligen, schon weil ich von unseren Vorgängern weiß, dass die Frowangerinnen Rasseweiber sind.“
Den Burschen dagegen stand das Entsetzen im Gesicht, so unmenschlich hatten die Anweisungen seiner Majestät aber längst nicht gelautet. Da der Kommandant nun erkannte, dass er den falschen Ton getroffen hatte, schleuderte er ihnen mit schneidender Stimme entgegen: „Irgendwelche Einwände? Befehlsverweigerer kommen bei mir schlecht weg. Ihr wisst, dass ich drei geschulte Strafvollzieher mitgebracht habe, und die warten schon ungeduldig auf Aufträge von mir.“
Diese Drohung saß, die Soldaten nahmen augenblicklich eine möglichst schneidige Haltung an.
Der Kommandant nahm es zufrieden zur Kenntnis und setzte seine Ansprache fort: „Bien. Auf diese Weise versetzen wir Frowangs Männer so in Brass, dass sie ihren feigen Fürsten an den Haaren aus dem Schloss zerren und uns übergeben. Welch hohen Lohn dann jeder von euch in Soissons aus den Händen seiner Majestät empfängt, ist euch bekannt. - Macht euch also bereit, den heutigen Tag gebe ich euch frei, und ab Morgen zeigt ihr den Frowangerinnen, was wahre Männlichkeit ist.“
Die Soldaten setzten sich in Bewegung. Und wie sie dann in Richtung Druidenhügel zu ihrem Quartier
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