Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)
feingliedrige und auffallend wortkarge Kommandant bereits kurz nach seiner Ankunft allen weit sympathischer als sein Vorgänger.
D ie Soldaten müssten schleunigst ihren Wintervorrat besorgen, erkannte Ulrich bald, hinsichtlich der nur noch spärlich bestückten Vorratskammern in der Soldatenküche, in den dortigen Speichern sowie in den Holz- und Kohleschobern, und er schickte die zweihundert dafür zuständigen Burschen mit Pferdefuhrwerken zu den Dörfern.
Doch jene Bauern, die für die Versorgung der Frowanger Besatzer vom fränkischen Militär eingeteilt worden waren, hatten sich laut ‚Grubenplan’ zwei Vorratsstätten angelegt, eine in Erdgruben verborgene für sich selbst, die reich gefüllt war, und eine in ihren für die Besatzer zugänglichen Speichern zum Plündern. In Letzterer aber lagerte Kohl und nochmals Kohl - für Franken ein Gräuel. Daneben noch ein paar Hände voll Rüben, ein paar zum Trocknen auf Schnüre gezogene Apfel- und Karottenringe, vielleicht auch mal einen halben Sack Getreide oder eine Dose Salz, damit es glaubhaft wirkte.
Wie die ausgesandten Soldaten dann bei ihnen eintrafen und diese Bescherung vorfanden, stellten sie erzürnt jeden Bauernhof auf den Kopf. Und? - Nirgends Räucherfleisch, nirgends Wurst, Schmalz oder Käse, nicht mal ausreichend Salz, geschweige denn Heizmaterial, und in den Ställen kein Vieh. Das hätten sie sich selbst zuzuschreiben, erklärten ihnen die Bauern mit unterdrückter Schadenfreude, schließlich hätten sie Anfang Herbst ihre Felder, die Gemüseanbauten wie auch die Stallungen samt dem Vieh vernichtet. Selbst ihre Transportwagen hätten sie nicht verschont, weshalb sie sich weder Zucker noch Salz hätten besorgen können.
Was half’s? Mussten sich die schuldbewussten Burschen eben mit den Kohlköpfen und dem wenigen anderen begnügen.
Ulrich geriet in Fahrt, als er dann die Berichte der Zurückgekehrten vernahm und die armseligen Wagenladungen mit überwiegend Kohl in Augenschein nahm - seine Majestät müsse doch über die hiesigen Zustände informiert sein! Dann müssten sie sich eben zu Fuß bei den Frowangern nach brauchbareren Lebensmitteln und vor allem mehr Heizmaterial umsehen, wies er die Soldaten an, und zwar jeweils zu zweit bei einer Familie, und ein jeder mit zwei Ziehkarren ausgerüstet, die ja ausreichend hier zu finden seien. Morgen in aller Frühe sollten sie damit beginnen.
Allerdings versprach sich Ulrich von diesem Unternehmen, wegen der gänzlich verwahrlosten Hausgärten hier, in deren Ställen sicher nur mageres Kleinvieh zu finden sei, keine anständige Beute. Und wenn seine Leute tatsächlich auch bei den Städtern nur unzureichende Vorräte ergattern, überlegte er, dann müssten sie eben alle hier in den folgenden Monden den Gürtel etwas enger schnallen, was man von Soldaten schließlich verlangen könne.
Bei den Frowangern aber bot sich den Burschen ein noch ärmlicheres Bild als bei den Bauern. Natürlich hielten die Frowanger kein Vieh in ihren Gärten, das wussten sie längst, weshalb sie stets sogleich nach anderem Ausschau hielten. Doch in den zum Plündern eingerichteten Vorratskammern fanden sie bestenfalls etwas Baumobst - einige Äpfel, Birnen oder Dörrpflaumen - aus den von ihnen selbst zertrampelten Hausgärten, und jedes Mal so wenig, dass sich kaum ein Soldat überwinden konnte, den Leutchen alles wegzunehmen, die meisten luden nur einen Teil der Früchte auf ihre Handkarren. Bei Brennholz oder gar Kohle hätten sie ohne Zögern voll zugegriffen, aber wo sie auch hinkamen, alle Schober waren gähnend leer.
„Wir verwenden zum Kochen unserer bescheidenen Süppchen Herbstlaub und getrocknete Gartenabfälle“, schwindelten die Frowanger den Soldaten vor, „damit kommen wir gut zurecht. Solltet ihr ebenso machen.“
„Herbstlaub, getrocknete Gartenabfälle!“, murrten die Burschen verärgert, nachdem sie etliche Schober vergebens inspiziert hatten, „das reicht vielleicht zum Kochen bescheidener Süppchen, aber doch nicht für eine anständige Soldatenmahlzeit!“ - Nur, woraus sollten denn ihre Köche eine anständige Mahlzeit zubereiten?
Es war bereits finster und regnete in Strömen, als die Soldaten nach und nach auf dem Druidenhügel bei ihrem Quartier eintrafen und jeweils ihrem neuen Kommandeur, außer dem wenigen Obst, nichts, gar nichts vorzuweisen hatten. Ulrich konnte nach jedem Zurückkehren zweier Soldaten mitselten mal zwei, meist jedoch nur einem einzigen gefüllten Karren und stets der
Weitere Kostenlose Bücher