Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)
wir von deinem Vater, besonders du, weil dein Vater die Schnitzereien des Bugs ganz alleine dir übertragen hat.“
„Das stimmt auch“, gebe ich zu, „nur komme ich dadurch seit Monden zu kaum noch etwas anderem. Und jetzt schaut die Fürstin jeden zweiten, dritten Tag bei uns herein, um die Schnitzereien zu begutachten.“
„Sie werden deine bisher beeindruckendsten Arbeiten, erzählt sie hier jedem.“
Darauf strahle ich ihn stolz an. Dann kommt mir etwas in den Sinn - ob ich ihn wohl fragen kann . . , ich will doch allzu gerne wissen, wozu dieses schmucke Schiff, neben den vier Handelsschiffen, die unser Stamm doch besitzt, auf einmal gebraucht wird. Wir in der Werft zerbrechen uns den Kopf darüber, und die Dörfler erkundigen sich ebenfalls bei uns danach, besonders neben uns die Fischer.
„Du“, frage ich Alf jetzt frei heraus, „was ist das für ein Geheimnis mit diesem Schiff? Im Dorf wird gemunkelt, du brauchtest es für eine Brautwerbefahrt. Ist denn da was dran?“
Darauf blickt er verlegen aus dem Fenster in die herbstlich kahlen Eichen. Erst nach einiger Zeit rückt er mit der Sprache heraus: „Schön, Suava, dir will ich es anvertrauen - es geht um Idun, die gotische Königstochter.“
„Sag bloß“, staune ich. „Stimmt, ich erinnere mich, dass sie im Frühjahr bei ihrem Besuch hier gehörigen Eindruck auf dich gemacht hat. Und jetzt willst du um sie werben?“
„Ja, nächstes Jahr zwischen Walpurgis und Pfingest will ich bei ihren Eltern um ihre Hand anhalten. Aber das wissen, außer jetzt auch dir, bisher nur die Fürstin und ich, es soll erst an Ostern bekannt gegeben werden.“
„Ich werde meinen Mund halten. Alf, ich freue mich für dich, Idun und du würdet fabelhaft zusammenpassen, das war mir damals aufgefallen. Sie mag doch auch dich?“
Darauf seufzt er: „Wenn ich das nur genauer wüsste.“
„Klar mag sie dich, hat man ihr doch angemerkt. Außerdem lässt sie dir von Schiffsboten häufig Grüße bestellen, hast du mir erzählt, also! Und ich gebe mir jetzt noch mehr Mühe mit der Schnitzerei, schließlich willst du mit diesem Schiff mal deinem Glück entgegensegeln.“
„Danke, Suava!“
Da es mich während unseres Gesprächs immer heftiger danach gedrängt hat, mich mit meinen neuen Erkenntnissen über Isolf auseinander zu setzen, stehe ich jetzt auf, wobei ich vorgebe: „Ich muss schleunigst zurück, Alf, Vater weiß nicht, wo ich stecke.“
A uf meinem Heimweg lasse ich mir in Ruhe nochmal Alfs Worte durch den Kopf gehen.
Ich dürfte mich also als Isolfs Frau nicht mehr in der Werft betätigen. - Hinterhältig von Isolf, mir diese Tatsache zu verschweigen! Ja, er kann wirklich manchmal hinterhältig sein, ist mir schon aufgefallen. Oder kennt er diese Vorschrift nicht? Doch, Isolf kennt jede Residenzvorschrift. Und? Soll ich dann etwa auf meine Tätigkeit in der Werft verzichten, auf die reizvollen Drechsel- und Schnitzarbeiten, die in letzter Zeit alle ich durchführen darf? Es dauert nicht lange, bis mein Entschluss feststeht - nein, Isolf, das werde ich nicht. Ich kann viel für dich aufgeben, nicht aber meinen Beruf. Würdest du umgekehrt für mich auch nicht tun, da bin ich sicher.
Wie ich nun das Werftgelände betrete, bestätige ich mir nochmal energisch - nein, unter dieser Bedingung werde ich ihn nicht heiraten. Müssen wir uns eben trennen, so schwer mir das auch fällt.
V or acht Wochen habe ich Isolf meine Entscheidung mitgeteilt. Er hat mir erst nicht glauben wollen, ist völlig verzweifelt gewesen und hat mit allen Mitteln versucht, mich umzustimmen. Tagelang. Es ist mir schwer, sehr schwer gefallen, standhaft zu bleiben.
Inzwischen herrscht Winter und die Raunächte feiern ihre stürmischen Feste. Ich bin alleine in der Werkshalle und will mich, wie nach jedem Feierabend, wieder in Ruhe an meine Schnitzerei begeben. Bevor Vater gegangen ist, hat er mir die Lehmöfen nochmal bestückt und mehrere der hängenden Tranlampen in meine Arbeitsecke gezogen. Nun ist es wohlig in der tagsüber so zugigen, lärmenden Halle. Der Harz- und Holzduft verwöhnt meinen Geruchsinn, nur noch das Bullern der Öfen ist zu hören und draußen die herumtosenden Sturmalben, die dann und wann wütig an den zugeklappten Fensterläden rütteln, als begehrten sie Einlass. Mich stört ihr nicht, ihr Wüteriche, tobt nur, ihr regt damit eher meine Schaffensfreude an und meine Phantasie.
Aus ein paar Schritten Entfernung betrachte ich mir jetzt mein bald vollendetes Schnitzwerk, das
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