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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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nur lächerlich machen, will dich als Schwächling, als Versager darstellen, um hier doch noch Kronprinz zu werden. Lass dir das nicht gefallen, du musst kämpfen, musst um deine Idun kämpfen und auch um deine Ehre!“
„Beruhige dich“, unterbricht er mich, wobei er mir mit seinem Ärmelzipfel die Tränen abtupft, „um mich geht es hierbei nicht mehr.“
„Natürlich geht es um dich, in erster Linie sogar. Nur einen Tag nach Ostern, also direkt nach der Bekanntgabe deiner beabsichtigten Brautwerbung hat doch dieser skrupellose Ehrgeizling seine schmutzige Idee entwickelt. Ich hasse ihn dafür!“
Alf antwortet nicht, blickt nur dumpf vor sich hin. Jetzt tut er mir Leid, weshalb ich meinen Arm um ihn lege und ihm Hoffnung mache: „Noch ist nicht alles verloren, Alf, hörst du? Vielleicht lässt Idun ihn ja abblitzen, und dann wäre er es, der als Versager dasteht und damit sein Gesicht verliert.“
„Ach, Suava“, gibt er mutlos zurück, „welche Jungfer kann denn Isolf widerstehen.“
Zwei Tage später bin ich noch immer Sklave meines aufgebrachten Zustandes. Zumal ich mich auch vor meinen Mitarbeitern und den Dörflern schäme, die natürlich alle von meiner Entlobung und Isolfs bevorstehender Brautwerbung um Idun erfahren haben.
Um endlich Abstand zu gewinnen, habe ich heute Abend mit meinem Lieblingsbruder Frodi einen Spazierritt landeinwärts unternommen. Jetzt liegen wir ausgestreckt nebeneinander auf einer Schafsweide und blicken in den fein bewölkten Frühlingshimmel. Frodi hat, seit wir hier liegen, nur taktvoll geschwiegen, doch gerade das animiert mich, ihm nun die Hintergründe meiner Entlobung preiszugeben. Er hört mir wortlos zu, während ich ihm die ganze Geschichte erzähle.
Nachdem ich geendet habe, setzt er sich auf und kündet mir mit aufgewühltem Blick an: „Ich werde dir und Alf Genugtuung verschaffen.“ Er deutet zu den Bergen: „In einer der dortigen Felsgrotten haust Grogin, der Schwarzhexer. Ich reite morgen zu ihm und erbitte seine Hilfe.“
Mich schaudert. Bereits als Kind sind ich und meine Freundinnen dem schlangenäugigen Grogin, der damals im Dorf einen Schmuck- und Kräuterhandel betrieben hat, stets furchtsam aus dem Weg gegangen. Zumal er mit Schwarzhexerei schon viel Schaden angerichtet haben sollte, was man ihm allerdings nie hat nachweisen können. Bis er schließlich vor vier Jahren unserem damaligen Bürgermeister gegen harmlose Halsschmerzen einen Tee verkauft hat, an dem er schon nach den ersten Schlucken erstickt ist. Erst darauf haben ihn die Dingmitglieder aus unserem Stamm ausschließen und ihm alle Stammesrechte absprechen können. Er ist ein Verbannter.
Deshalb versuche ich, Frodi von seinem Vorhaben abzubringen: „Lass das besser sein, wer weiß, was Grogins Zauber anrichten würde, er könnte Isolf gefährlich werden.“
„Wäre doch Sinn der Sache.“
„Schon, aber er könnte ihn töten.“
„Suava“, wird Frodi jetzt eindringlich, „du hast so viel Stolz und solchen Kampfgeist, willst du, dass dein und Alfs Gesicht gewahrt wird, oder willst du das nicht?“
Damit hat er bei mir ins Schwarze getroffen - ich stimme zu: „Bei allen Göttern, ja. Unsere Ehre vor seiner.“
    F rodi ist bei Grogin gewesen. Er hat einen mit schwarzmagischen Runen ausgestatteten Armreif mitgebracht und ihn dann, beim Beladen des Schiffs, unter Isolfs Brautwerbegaben geschmuggelt. Der dem Reif anhaftende Zauber soll bewirken, dass Isolf auf seiner Fahrt Wetter-Dämonen erscheinen, die ihn derart in Panik versetzen, dass er auf halbem Weg umkehrt und kein zweites Mal wagt, um Idun zu freien.
    A lle Mann sind an Bord. Ich stehe mit meinen Arbeitskollegen auf dem Schiffssteg und sehe mit zu, wie im Schein der Morgensonne die weißen Segel gehisst werden, eins nach dem anderen. Derweil gleitet das Prachtschiff gemächlich gen Südosten - Thalon, Herr der Wogen.
Morgen Mittag soll es bei den Goten landen. Ich weiß, dass die Handwerker ein erhebendes Gefühl durchrieselt, in mir dagegen bebt die Angst. Wann wird der Zauber wirken? Noch heute, erst morgen? Und wie wird Isolf darauf reagieren? Fast bereue ich, was Frodi und ich in die Wege geleitet haben. Um mich wieder zu fassen, rufe ich mir Frodis gestrigen Ausspruch in Erinnerung: „Was immer geschehen wird, Suava, Isolf hat es selbst herausgefordert.
Erst wie uns die Matrosen und Isolf, dessen honigblondes Haar fröhlich sein Gesicht umflattert, vom Deck aus nicht mehr zuwinken, trotten die Handwerker zurück zur Werft.

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