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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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asiert, frisiert und obenher fein gekleidet saß Waldur, hoch auf Kissen gestützt, im Bett.
Gudrun musste jeden Moment hereinkommen, die herzerfrischende Gudrun. Ob sie weiß, dass sie in jenem Leben Alf gewesen ist, überlegte Waldur, und wir bereits damals befreundet waren? Anzunehmen, folgerte er, denn sie hat bei vielen Gelegenheiten ihre weit zurückliegende Freundschaft betont, allerdings stets so, als seien wir seinerzeit beide Männer gewesen. Genaues weiß sie demnach nicht.
Waldur merkte auf - waren das ihre Schritte auf dem Flur? Ja, Gudruns wieseligen Schritte. Sie kamen rasch näher, und jetzt ging die Tür auf - ein dicker, bunter Blumenstrauß und dahinter die lachende Gudrun. Im nächsten Moment saß sie auf Waldurs Bettrand und drückte, die Blumen noch in der Hand, ihr Gesicht an seine Brust.
Er umarmte sie: „Gudrun“, und streichelte ihren kurzlockigen Kupferkopf.
Nach einiger Zeit richtete sie sich auf, strahlte ihn mit ihrem noch immer leicht sommersprossigen Gesicht an und forderte: „Lass dich anschauen.“ Dazu beugte sie sich etwas zurück: „Famos siehst du aus.“ Gleich drauf strich sie staunend mit den Fingern über seine Gesichtsnarbe: „Donnerkeil, ‘ne echte Heldennarbe! Und wie sie dich veredelt, siehst damit noch umwerfender aus als früher, ehrlich. - Aber jetzt verrate mir, wie geht es dir? Wenn du mir auch sonst gefällst, deine Augen sind zu verhangen, hast du solche Schmerzen oder grübelst du zuviel?“
„Sprechen wir nicht davon. Erzähle mir lieber von dir und deinen Kindern, ja?“
„Gleich, Waldur, erst muss ich die Blumen versorgen.“
Mit wenigen Handgriffen stellte sie den Astern- und Dahlienstrauß in eine Bodenvase, goss Wasser hinein und platzierte die Vase so in den Raum, dass Waldur die Blumen auch gut im Auge habe. Anschließend setzte sie sich auf einem Hocker zu ihm, wobei sie erklärte: „Ich soll nicht zu lange bleiben, hat Hermod mir aufgetragen, und du sollst nicht zu viel sprechen, damit du kein Fieber bekommst. Also, werde ich reden.“
„Wunderbar, Gudrun, du weißt nicht, wie erpicht ich darauf bin, endlich zu erfahren, wie es dir und deinen Kindern all die Jahre ergangen ist.“
„Aufregend war es, auch habe ich mir viele Sorgen um euch Frowanger gemacht, aber letztendlich ist ja alles für euch und auch für uns gut ausgegangen.“
Sie schilderte ihm, wie schwer es zunächst für sie in Miltenberg gewesen war, sich der zudringlichen Besatzer zu erwehren, und dass sie der Stadt schließlich deshalb den Rücken gekehrt habe, weil ihr ein Offizier anvertraut hatte, Chrodegilde setze immer einige Soldaten gezielt gegen die Heilshexen des Maintals an.
Dann fuhr sie in wieder heiterem Ton fort. In Heidelberg habe sie dann schnell Fuß gefasst. Sie habe mit ihren Kindern bald eine passende Wohnung und als Heilkundige Beschäftigung gefunden, und es gefalle ihr dort jeden Tag besser. Siglind erwähnte sie mit keinem Wort. Dafür berichtete sie ausführlich und stets in ihrer frech-fröhlichen Art von ihren beiden Kindern, der lebhaften Inga und dem bereits vierzehnjährigen Udo, der ein Ebenbild Hilibrands sei.
Über ihr Erzählen waren ihr und Waldur entgangen, wie die Zeit verflossen war. Erst als sie vom Flur her vernahmen, dass bereits Mittagessen verteilt wurde, erschrak Gudrun: „Oh wei“, und erhob sich flugs, „ich komme heute Nachmittag wieder, darf ich?“
„Gerne doch“, stimmte Waldur zu. „Wie lange bleibst du in Frowang?“
„Bis übermorgen.“
Doch statt den Raum zu verlassen, blieb sie vor Waldurs Bett stehen, betrachtete ihn kritisch und hielt ihm dann vor: „Du guckst wirklich trüb, solange ich jetzt hier bin. Rührt das von der hiesigen Krankenatmosphäre her? - Bestimmt. Und dann immer so alleine, da muss man ja trübsinnig werden. Warum hast du dich auch hierher gelegt?“
„Doch nicht freiwillig, Hermod hat . .“
„Hermod“, wiederholte sie vorwurfsvoll, „schiebe das nicht auf den unschuldigen Druiden. Und jetzt sei still, ich überlege.“
Die Brauen zusammengezogen, starrte sie an die Zimmerwand. Aber nicht lange, „ich hab’s“, sagte sie, „du kommst rüber in deine Wohnung, in dein Erkerzimmer. Müssen Hermod und die Pfleger eben immer zu dir rübermarschieren. - Unterbrich mich nicht!“ Er hatte nicht mal den Ansatz dazu gemacht. „Also, Waldur“, erklärte sie ihm nun genauer, „du wirst in deine vertraute Aufenthaltsstube umgebettet. Allerdings muss ich sie zuvor herrichten, und dich werde ich

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