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Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)

Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)

Titel: Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stöckler
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das Kind, weil die jünger war als sie. Sie sprach einen Zauber, dass es sterbe. Der Valentin sagt, die andern Kinder waren nicht geplant, da sei der Zauber zu groß gewesen. Sie sei aber froh, dass es die auch erwischt habe.«
    Empörung ließ das Blut in Luzias Wangen steigen. Welche Niedertracht! Und da hätte sie beinahe Mitleid mit diesem Aas gehabt. Die Böttcherin schwatzte ungerührt weiter. »Das also gestand sie dem Amtmann, aber erst, nachdem er sie hat foltern lassen. Hinterher widerrief sie. Um sicher zu gehen, spannte er sie wieder auf die Folter. Das gleiche Spiel: erst gestehen, dann widerrufen. So ging der Amtmann zum Oberamtmann und fragte ihn um Rat. Da war aber schon der Zentgraf am Ort und übernahm den Prozess. Dem fiel gleich das Hexenmal ein. Der Teufel zeichnet die Seinen mit einem Mal, das versteckt er unter den Haaren. So eins hatte die Catharine. Demgemäß war ihre Schuld bewiesen, der Zentgraf ließ sie nochmals unter Folter gestehen und sprach sie gleich schuldig. Der Henker sagte, er werde schon dafür sorgen, dass sie nicht noch einmal widerrufe. So tat er’s.«
    »Wie das denn?«
    Vertraulich beugte sich die Böttcherin zu ihr herunter und flüsterte. »Die Zunge schnitt er ihr heraus. Das war, weil sie fluchte und verwünschte. Damit sie die Amtspersonen nicht verhexte, dafür tat er’s. Jemandem, der sich an Kindern vergreift, dem gehört es so. Weißt du, was sie gemacht hat mit den armen Würmern?«
    Luzia runzelte die Stirn, weil sie nicht folgen konnte. »Damit die Kinder starben? Wollte sie denn nicht nur eines töten?«
    »Nachdem sie die umgebracht hatte, Dummchen! Eines war noch nicht getauft, stell dir vor! Das hat sie gestohlen und in Stücke geschnitten. In einem Topf hat sie es so lange gekocht, bis es nur Brei war, und eine Salbe draus gemacht.«
    »Eine Salbe? Für Pickel?«
    »Luzia, du kleiner Engel, du bist ja so unschuldig! Vor elf Jahren, da haben wir alles erfahren, was die Hexen so tun, wie sie den Satan anbeten. Diese Salbe ist ein Zaubermittel. Sie wird gekocht mit einem ungetauften Säugling und bitteren Kräutern aus dem Wald. Giftpilze kommen hinein. Du nimmst einen Besenstiel und streichst die Schmiere drauf. Und dann reitest du den Besenstiel.«
    »Puh, das werde ich ganz gewisslich nicht tun! Was soll ich auf einem Besenstiel? Ich stieg einmal auf ein Pferd und zerriss mir beinah den Rock. Der Knecht zeigte mir, wie die vornehmen Damen reiten. Wohl eine Stunde blieb ich obendrauf und war froh, dass ich wieder herunter durfte. Alles tat mir weh!«
    »Ja doch nicht so wie auf einem Pferd! Als erstes musst du nackt sein. Die Salbe bappt da, wo du hockst. Du setzt dich in die Salbe rein. Verstanden? Und wenn du so auf dem Stiel sitzt und so tust wie ein Knäblein mit dem Steckenpferd …«
    »… dann?«
    Die Böttcherin stand auf und packte den Speck weg, bevor Luzia sich auch noch den letzten Rest von der Schwarte schneiden konnte. »Ja, was glaubst denn du? Was machen denn die Hexen beim Hexensabbat? Hab ich es denn nicht erzählt, was sie tun im Wald?«
    »Du sagst, dann kommt Satan? Grauenvoll! Und das hat die Schultheißin getrieben?«
    Mit einem Nicken verschränkte die Böttcherin ihre Arme vor der Brust, als ob sie kein Wort mehr zu diesem Thema sagen wolle. Luzia schenkte ihr noch ein verlegenes Lächeln und ging in ihre Kammer. Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, musste sie schmunzeln. Wie leichtgläubig die Leute hier waren! Glaubten die doch, man könne Satan mit Giftpilzen rufen. Wenn die Hexe Giftpilze gesammelt hatte, dann sicher nicht, um sie sich sonst wohin zu schmieren, damit hatte sie wohl die Kinder vergiftet.
    Und was die Hexen im Wald mit dem Satan treiben sollten! Vor Lachen wäre Luzia beinahe laut geworden. Als ob’s nicht Mannsbilder genug hätte, die’s ihnen besser besorgten! Mit einem wohligen Schauer dachte sie an den Söldner des Kaufmanns, den sie letzte Nacht getroffen hatte. Das war ein Mann. Drunten am See unter einem Apfelbaum hatte er ihr die Kleider abgestreift und ihr Stunden unglaublicher Lust bereitet. Feuchtigkeit sammelte sich in ihrem Schoß, als sie an seine Lippen dachte, die sich fest um ihre Brust geschlossen hatten, während seine rauen Hände den Rücken hinab tasteten und ihr Gesäß umfassten. Seine Haut hatte nach der groben Seife aus dem Badehaus gerochen, sich weich angefühlt unter ihren Fingerspitzen. Sie hatte ihn geneckt, indem sie die winzigen Locken seines Brustfells zerzaust hatte,

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