Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)
Luzia Ritzen und Vorsprünge für ihre Finger und Fußspitzen, warf Lukas noch einen Blick zu, legte die Hände auf die Steine und schwang sich hoch. In einem Moment war sie auf der Mauerkrone und sah herunter auf Lukas.
»Luzia«, rief er ihr zu. »Ich werde dich heiraten. Als meine Frau hast du nichts zu befürchten. Wir lassen uns in Mainz trauen und gehen als Mann und Frau nach Marburg. Niemand weiß dann mehr, was hier geschah. Niemand wird dich anklagen.«
Luzia zögerte. Was wollte sie eigentlich? Da wartete eine Kiepe voll Diebesgut auf sie. Ein paar hundert Gulden war das wert.
»Luzia, ich liebe dich.« Und da war er wieder, der Tonfall, bei dem ihr die Tränen in die Augen stiegen. Wenn er sie so ansprach, konnte sie nicht widerstehen. Wollte sie ihm weiter nachlaufen, immer in Acht, dass die Schwester sie nicht erwischte? Wenn sie ihr Leben weiterführte, wie sie es gewohnt war, würde sie genug Männer kennenlernen, die ihr jeden Wunsch erfüllten. Aber nicht so wie Lukas.
Energisch biss Luzia die Zähne zusammen. Sie würde sich Handelswaren besorgen und wieder irgendwo als unbescholtene Krämerin leben. Ein Taschendiebstahl bei Gelegenheit, damit konnte sie gut leben. Wenn die Ware zu Ende ging, begann sie mit den Einbrüchen. In Verstecken legte sie dann so viel zurück, dass sie irgendwann nicht mehr arbeiten musste. Und weiter? Kinder wären schön. Sich dafür aber einem Ehemann unterordnen, dessen Recht es war, sie jederzeit zu gebrauchen, und der sie vielleicht schlug, wenn sie nicht mochte? Die krankhafte Angst Magdalenes hatte sie nicht, aber ihren Standpunkt verstand sie schon. Lukas war nicht so. Lukas wollte kein Weib als Matratze, damit der Strohsack nicht piekte, sondern eine Frau, die sich für seine Studien interessierte und die ihn liebte. Das Bett bedeutete krönenden Höhepunkt, nicht tägliche Pflicht. Dabei war Lukas großartig. Sie hatte noch nie so viel Spaß mit einem Mann gehabt wie mit ihm. Sie musste nur daran denken und spürte schon, wie ihr Körper sich nach ihm sehnte. Er brauchte lediglich über ihre Wange streicheln und sie wollte ihn. Nicht nur das, sie sah in seine Augen und das Herz tat weh. Er konnte alles von ihr haben.
Luzia suchte Trittsteine für ihre Füße. Langsam, vorsichtig kletterte sie auf der Innenseite der Mauer wieder herunter. Unten angekommen drehte sie sich herum und sah Lukas an. Mit dem ersten Schritt zögerte sie, aber dann flog sie Lukas in die Arme. Er erwartete sie auf dem Pflaster der Gasse und zog sie an sich, küsste sie wieder und immer wieder. Schließlich riss Luzia ihre Lippen von seinen, um in diese unglaublich braunen Augen zu sehen. »Bin ich denn wahnsinnig!«, murmelte sie.
»Dass du zu mir zurückkehrst?«
»Dich verlassen zu wollen. Ich liebe dich. Das habe ich noch nie einem Mann gesagt, Lukas. Ich liebe dich. Ich will immer bei dir bleiben. Und wenn auch Gott und der Teufel sich dazwischen stellen.«
Nachwort
Zentgraf Balthasar Noß klagte von 1602 bis 1606, in den drei Jahren seiner Berufung, wohl siebenhundert Frauen im Hochstift Fulda der Hexerei an und folterte sie. Mindestens zweihundertfünfzig richtete er hin, größtenteils verbrannte er sie lebendig. Erst nach dem Tod seines Gönners, des Fürstabts von Dernbach, wurde er gefangen genommen. Dreizehn Jahre büßte er im Kerker, bis er enthauptet wurde.
Wie geht es mit der Diebin Luzia weiter? Lesen Sie die Fortsetzung in:
Die Huren des Apothekers
von Tatjana Stöckler
ISBN 978-3-943531-10-7
Marburg 1608: Die Diebin Luzia zieht nach ihrer Heirat mit dem Gelehrten Lukas unweit der Stadt in die einsamen Lahnberge. Ihre einzigen Nachbarn, die gottesfürchtige Dame Mechthild und ihr Gemahl Henslin Nungässer, ein anerkannter Marburger Apotheker, heißen sie freundlich willkommen.
Mechthild leitet eine Zuflucht für Frauen, die dort ihre ungewollten Kinder zur Welt bringen. Wegen dieser Aufopferung für die liederlichen Weiber wird sie weithin geschätzt. Doch sind tatsächlich all diese Mädchen so moralisch verkommen? Warum herrscht hinter den Mauern Angst und Entsetzen? Und was steckt hinter den sonderbaren Lieferungen des Apothekers aus dem fernen Ägypten?
Was Luzia herausfindet, bringt sie in Lebensgefahr.
Nach „Die Hexe muss brennen“ ist dies der zweite historische Thriller um die Diebin Luzia mit der Garantie für spannende Leseunterhaltung.
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