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Die Hexe von Hitchwick

Die Hexe von Hitchwick

Titel: Die Hexe von Hitchwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Gaede
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begibt, die Blätter sich rot färben und das Leben beginnt zu schlafen, suche sie nach Opfern. Obgleich sie sich nicht jeden Herbst erhebe aus den Tiefen der Hölle. Manchmal vergingen Jahre, sogar Jahrzehnte, bis sie wieder zur Gewissheit wurde, vielleicht weil die menschliche Ernte reichlich gewesen war. Dann gab es auch Zeiten, in denen soll sie jedes Jahr umhergezogen sein. Die Ältesten im Dorf hatten als Kinder die Umtriebe der Hexe erlebt. So erzählten sie zumindest und gaben damit die Angst von Generation zu Generation weiter.
Keiner wusste, seit wann die Hexe Opfer forderte.
Keiner wusste, was mit den Mädchen geschah. Sie verschwanden, für immer.
Manche sagten, die Hexe würde die armen Dinger in Stücke hacken und eine Suppe aus ihnen kochen, auf dass sich ihre Jugend stets erneuere. Andere munkelten, die Mädchen seien schon immer anders gewesen. Die Hexe hole nur, wer zu ihrer Sippe gehöre. Doch keiner kannte die Wahrheit.
Eve weigerte sich an all das zu glauben, nur würde sie ihrer Mutter nicht sagen, was sie dachte. Sie war die Belehrungen, die Strafen, die Schläge überdrüssig. Brav tat sie, was von ihr erwartet, verlangt wurde, dazu gehörte auch das Schweigen.
In der Hierarchie stand sie an einer der untersten Stellen, niemand wollte wissen, was sie dachte. Sie hatte nur zu gehorchen, eine fügsame Tochter zu sein und ein unauffälliges Mitglied der Gemeinschaft. Und so saß sie bei ihrer Mutter und flickte Kleidungsstücke im flackernden Licht der Gehorsamkeit.

Die Äste der mächtigen Blutbuche kratzten an das Fenster von Eves Zimmer. Wenn der Wind über das Land zog, die Nacht alles verschluckte und die Bäume ächzten, konnte Eve die Angst der Menschen nachvollziehen. Selbst sie, die nicht an Hexen, Geister und Dämonen glaubte, geriet des Nachts ins Wanken, konnte sich nicht der unheimlichen Atmosphäre entziehen.
Sie lag wach in ihrem Bett, beobachtete die dunklen Schatten am Fenster.
Konnten all diese Schauermärchen wahr sein?
„Gebt Euch nicht dem Aberglauben hin. Es gibt nur einen Glauben, den an unseren Herrn. Glaubt an den Herrn und nicht an Hexen, denn das ist lästerlich.“ Der Pfarrer predigte diese Worte immer und immer wieder.
„Wir glauben an den Herrn und an seinen Schutz. Möge er uns vor der Hexe schützen.“ Diese Antwort der treuen Kirchengänger war meist der Auftakt für lange Diskussionen. Auf dem Land gab es nicht viel Abwechslung, da waren Streitgespräche mit dem Pfarrer eine willkommene Zerstreuung.
Eve verstand nur nicht, wie der Pfarrer sagen konnte, die Menschen sollten nicht an Hexen glauben, obwohl die Kirche noch vor hundert Jahren selbst Jagd auf sie gemacht hatte.
War die Hexe von Hitchwick eine der Frauen, die auf dem Scheiterhaufen ihr Ende gefunden hatten?
Trieb sie deswegen ihr Unwesen, um Rache zu nehmen?
Eigentlich glaubte Eve nicht an diese Geschichten. Ihr war noch nie ein Werwolf begegnet, noch nie hatte ein Geist zu ihr gesprochen und noch nie hatte eine Hexe versucht, sie zu fressen.
Gwen, Eves Freundin seit den Kindertagen, hatte erzählt, dass ihre Cousine mit einem fahrenden Händler fortgelaufen sei. Vielleicht hatten die verschwundenen Mädchen genau dasselbe getan.
Sich verliebt.
Sich befreit von der weiten Enge dieser Gegend.
Vielleicht waren sie jetzt in London. Bestaunten den Fortschritt der Zeit, den es nur in den Städten gab.
Eve erschrak.
Setzte sich auf. Starrte aus dem Fenster.
Da war ein Kratzen gewesen. Nicht das dumpfe, klopfende Kratzen der Äste.
Nein, ein Quietschendes, von Nägeln erzeugt oder von Krallen.
Sie horchte, suchte mit den Augen das Fenster ab.
Nichts, nur die Schatten, die jede Nacht über das Fenster und die Wände huschten. Und die Geräusche waren ebenso altbekannt.
„Nur meine Phantasie“, flüsterte sie sich selbst zu.
Langsam rutschte sie wieder unter die Decke, die Augen immer noch auf das Fenster gerichtet.
Die Angst hatte sich, gleich einer Seuche, ausgebreitet und jedes Haus befallen. Eve befürchtete, dass sie sich ebenfalls angesteckt habe. Sie konnte es spüren, wie ein juckender Hautausschlag zog sich das Gefühl der Beklommenheit über ihre Glieder, ließ die kleinen Härchen aufrecht stehen.
Noch befand sich das Bakterium der Furcht auf ihrer Haut. Wie lange würde es brauchen, um in sie einzudringen, ihr Blut zu vergiften?
Wie lange noch, bis auch sie sich mit Hasenpfoten behängen würde? Bis sie anfing, Gebete vor sich her zu murmeln, sobald ein Ast

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