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Die Hexe von Hitchwick

Die Hexe von Hitchwick

Titel: Die Hexe von Hitchwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Gaede
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Weile hier wegholen.“
Eves Herz zog sich auf seltsame Weise zusammen, geradeso, als hätte ihr jemand eine schlechte Nachricht überbracht.
„Wie - wie kommen Sie darauf?“
„Aber mein Kind, ihr wisst sehr genau, was man sagt. Sie durchstreift neuerlich die Gründe dieses Landstrichs. Gestern noch hat mir Mrs. McSwell berichtet, dass die reizende Gwen zu ihren Verwandten nach Bath geschickt wird. Eltern tun gut daran, ihre Töchter von hier fortzuschicken, zumindest für eine Weile.“
Auch sie , diese gebildete Dame, die so oft in der modernen Stadt verweilte, glaubte an Hexen, Eve konnte es nicht fassen.
„Wenn meine Augen mich nicht trügen und das tun sie nicht, dann seid ihr schon zum Gespräch geworden“, sagte Mrs. Cooper und nickte unauffällig in Richtung der drei geschwätzigen Damen.
„Seht euch vor mein Kind und entrichtet eurer Mutter Grüße, ich befürchte, man wird nicht auf mich warten.“
Die Reisende ging ihres Weges und ließ Eve verwirrt und ein wenig verängstigt zurück.
Eve konnte nicht einfach so stehen bleiben und die Leute anstarren, sie würden sich noch mehr den Mund zerreißen, als sie es scheinbar schon taten. Der Gedanke an ihnen vorbeizugehen, machte die Sache allerdings nicht besser. Natürlich bestand die Möglichkeit einen anderen Weg einzuschlagen. Jener Weg würde sie ebenfalls nach Hause führen, obschon er länger war und ein Stück durch den Wald verlief, was keine besonders behagliche Alternative darstellte.
„Weder vor Hexen, noch vor der Nacht, noch vor Menschen habe ich Angst“, flüsterte sie sich zu und reckte das Kinn nach oben.
Festen Schrittes ging sie die Straße entlang, nicht gewillt irgendeiner unvernünftigen Emotion nachzugeben. Auf seltsame Weise schien die Strecke länger und länger zu werden. Ihre Beine hoben sich nur widerwillig vom Boden, geradeso, als laufe sie über stark matschigen Grund.
Unfreiwillig lauschte Eve auf die Worte der Kinder, als sie, aus einem Impuls heraus, langsamer an ihnen vorbeischritt. Wohl hatten sie sich darauf geeinigt Fangen zu spielen.
„Du bist die Hexe, du musst uns fangen!“
„Ich will nicht die Hexe sein.“
„Besser die Hexe sein, als von ihr gefressen werden.“
„Na gut, dann bin ich die Hexe, aber ich gebe euch keinen Vorsprung.“
Kaum hatte das kleine Mädchen ihren Satz beendet, rannte es auch schon los, mit den Armen wild rudernd und greifend. Die beiden anderen kreischten und rannten kopflos davon, auf Eve zu, wichen ihr in letzter Sekunde jedoch aus. Nur die kleine Hexe schaffte es weder stehenzubleiben, noch auszuweichen und stieß mit Eve zusammen.
Lachend blieben die Gejagten stehen, zeigten mit dem Finger auf Eve und riefen voll Freude: „Die Hexe hat dich! Die Hexe hat dich! Jetzt frisst sie dich!“
Das Blut schoss Eve ins Gesicht, färbte es rot vor Schreck und Zorn.
„Macht, dass ihr wegkommt! Spielt woanders!“, schrie sie und ging mit zittrigen Knien weiter.
Unheilvoll lachend rannten sie davon, ihrem wieder aufgenommenen Spiel folgend. Eve zwang sich, ihnen nicht nachzuschauen, obgleich sie kurz zur Seite blickte, in das Gesicht des greisen Colver, dessen Mund zu einem schiefen Grinsen verzogen war.
„Sie wissen es. Sie wissen, dass ich von Ihr auserkoren wurde. Nein, nein, nein! So ein Unsinn.“ Flüsterte die Furcht und widersprach der Verstand.
Angestrengt versuchte Eve nicht auf das Flüstern des Damenkränzchens zu hören, als sie diese letzte Hürde hinter sich brachte. Vergebens, die Worte drangen an ihr Ohr, in ihren Verstand, wie sehr sie sich auch weigerte sie hereinzulassen.
Nur Fetzen von Sätzen, Worte aus dem Zusammenhang gerissen und doch verrieten sie ihr mehr als sie wissen wollte.
„Blass … ängstlich … rechte Alter … seltsam … Sie …“
Hatte das Dorf sie bereits auserkoren? Zum Opfer der Hexe ernannt? War es ihre Jugend?
Sie war ein wenig jünger als Gwen, eignete sie sich deswegen besser als Opfergabe für die Hexe, damit diese ihr Leben erhalten konnte?
Oder befand man, dass sie anders sei, seltsam und die Hexe sie deswegen zu sich holen würde?
Sie hole nur, wer zu ihrer Sippe gehöre.
Eve verweigerte sich diesem Gedanken, sie war nicht seltsam. Nur weil sie sich dem Aberglauben nicht hingab und dem Fortschritt wohlgesonnen entgegenblickte, war sie noch lange keine Hexe und auch nicht so viel anders als die anderen Mädchen.
Erleichtert und erschöpft betrat sie ihr Heim. Ihr Herz schlug schnell, ihr Atem kam in kurzen

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