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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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Kommissar grinsend ein. »Aber als wahre Hüterin würde sie das Schwarze Buch niemals aufs Spiel setzen. Schon gar nicht zu eigennützigen Zwecken.« Santiagos schwarze Augen blickten in die Ferne. »Kara will ihre Macht mit niemandem teilen. Sie bildet sich ein, dass sie mit dem Schwarzen Buch machen kann, was sie will.«
    »Ist es denn nicht so?«
    »Sie ist die Hüterin des Schwarzen Buches«, erwiderte Santiago mit erhobenem Zeigefinger. »Nicht seine Eigentümerin. Muss ich Ihnen den Unterschied erklären ?«
    Nach sechseinhalb Minuten entstand an derselben Stelle ein zweites Portal, kein imposanter Wirbel wie zuvor, sondern eher ein unscheinbares Loch im Raum, durch das nur kleine Gegenstände hindurchpassten. Zum Beispiel eine in buntes Geschenkpapier verpackte und mit einer rosa Schleife verzierte Kassette. Santiago hob das Päckchen vom Boden auf und öffnete die daran befestigte Grußkarte.
    »Wie du siehst, halte ich mein Wort, Schwarzauge. Liebe Grüße. Kara.«
    Noch ehe der Kommissar die Unterschrift gelesen hatte, ging die Karte in Flammen auf und ihre Asche regnete auf das Pflaster des Innenhofs der Zitadelle. Kara hasste es, Spuren zu hinterlassen.
     
    »Sensationelle Wende im Fall T-Grad-Com. Vor wenigen Minuten gab der Dunkle Hof in einer offiziellen Erklärung bekannt, dass sich die Datenbank der T-Grad-Com in seinem Besitz befindet. Außerdem bestritt das Herrscherhaus aufs Energischste, dass Santiago an dem Hackerangriff auf die T-Grad-Com beteiligt gewesen sei. Der bei der Pressekonferenz persönlich anwesende Kommissar erklärte darüber hinaus seine Bereitschaft, sich einer Kommission der Herrscherhäuser zu stellen und Beweise für seine Unschuld vorzulegen.«
    T-GRAD-COM

KAPITEL NEUN
    »Bitte sehr, Eure Hoheit.« Der breitschultrige Lakai öffnete dienstbar die Kutschentür, um dem alten Mann beim Einsteigen zu helfen.
    »Warte.« Bruce zwickte die Augen zusammen, spähte angestrengt am mächtigen Körper des Dieners vorbei und runzelte die Stirn. »Gib acht, was ich dir sage, Proschka. Du wartest hier auf mich und schaust dich nicht um, verstanden?«
    »Verstanden«, bestätigte der Lakai, der die seltsamen Anwandlungen seines Herrn schon gewohnt war.
    »Wenn ich dich brauche, rufe ich dich. Es ist Besuch für mich da.«
    Auf seinen Gehstock gestützt humpelte Bruce langsam zur Umzäunung des Sucharew-Turms, hinter der sich im Halbdunkel drei Silhouetten abzeichneten.
    Die Besucher waren zu dritt. Der Erste war der Fürst des Dunklen Hofs, ein großer, schlanker, in einen schwarzen Mantel gehüllter Mann, dessen Kopf unter einer tief herabgezogenen Kapuze verborgen war. Bruce hatte ihn schon zweimal getroffen, dabei jedoch nie sein Gesicht gesehen. Nun – er war auch nicht sonderlich erpicht darauf. Der zweite Besucher war Robert von Ripp, der Großmagister des Ordens, der mit einem goldbestickten Kamisol protzte und seinen Ritterbart trotz der veränderten Sitten unter Peter dem Großen nicht abrasiert hatte. Neben von Ripp stand eine hellblonde Frau mit herrischem Gesichtsausdruck und riesigen grünen Augen, Jadwiga, die Königin des Grünen Hofs, eine alte und erfahrene Zauberin.
    Bruce rang sich ein beinahe freundschaftliches Lächeln ab, musterte seine Besucher aufmerksam und entbot ihnen eine flüchtige Verbeugung. Eine für alle drei.
    »Ich habe euch nicht erwartet.«
    »Du bist dem Tode nah, Schotte«, sagte der Fürst des Dunklen Hofs anstelle einer Begrüßung. »Deine Zeit läuft ab.«
    »Verbindlichsten Dank für die gute Nachricht«, erwiderte Bruce bissig, »aber um mir das zu sagen, hättet ihr nicht kommen brauchen. Über meinen Gesundheitszustand informieren mich meine Ärzte.«
    »Wie schön, dass dir auch im hohen Alter dein scharfsinniger Humor nicht abhandengekommen ist, Hüter«, kommentierte von Ripp. »Aber du wirst uns hoffentlich nicht weismachen wollen, dass du keine Angst vor dem Sterben hast.«
    »Das habe ich wohl«, bekannte Bruce nach kurzem Zögern. »Ich habe allerdings nicht die Absicht, mich darüber auszulassen, wie es sich anfühlt, mit einem Bein im Grab zu stehen. Ihr werdet es früh genug selbst erfahren. Und du, schöne Königin« – der Greis wandte sich zu Jadwiga – »bist die Erste von euch Dreien, die in den Genuss dieses Gefühls kommen wird.«
    »Verschone uns mit deinen prophetischen Ergüssen«, grummelte der Fürst und trat einen Schritt vor die Königin, deren Gesichtsausdruck ob der Bemerkung des Schotten erheblich verrutscht

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