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Die Hexenfalle

Die Hexenfalle

Titel: Die Hexenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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    »Vermutlich
schon«, räumte ich ein. »Und wie verbringen Sie so Ihre Tage ?«
    »Elaine
verkauft Zeichnungen an ein paar zweitklassige Zeitschriften, und ich mache in
Keramik .« Sie lachte leise. »All diesen schrecklich
teuren, auf primitiv gequälten Plunder. Jeder echte Primitive würde sich
darüber krank lachen . Aber Gott sei Dank habe ich ein
paar Chi- chi -Geschenkläden in Long Island, die mir
mit Vergnügen alles abnehmen .« Sie stand auf. »Jetzt
muß ich allerdings etwas tun. Entschuldigen Sie mich bitte. Ich werde Ihnen
Elaine zurückschicken, damit sie Ihnen das Grundstück zeigt .«
    »Übrigens,
wegen der Party heute abend «, fragte ich. »Muß ich
mich da in Schale werfen ?«
    »Ein
Blazer reicht vollkommen .« Sie zögerte einen
Augenblick. »Eines sollten Sie noch wissen: Das Haus, in das wir heute gehen,
gehört einem gewissen Alec Wendover. Aus irgendeinem Grunde betrachtet er mich
als sein Privateigentum«, ihr ganzer Körper schien bei diesen Worten mitzuschnurren,
»aber ich gehöre ihm durchaus nicht. Ich möchte also nicht, daß Sie sich durch irgend etwas , das er heute abend sagt oder tut, gehemmt fühlen, Larry. Weder auf der Party noch später.«

3
     
    Als
ich Elaine endlich auf der Hügelspitze eingeholt hatte, mußte ich mich
zusammennehmen, um nicht laut zu schnaufen. Vor uns lag die nicht sonderlich
erhebende Aussicht auf See, Fluß und Haus samt einem Stück dichten Waldes.
Elaine, in Herrenhemd und Blue jeans , sah noch jünger
aus als am Morgen. Seit sie fünf Minuten nach dem Aufbruch ihrer älteren
Schwester in die Küche zurückgekehrt war, hatte sie nicht mehr als ein Dutzend
einsilbiger Worte von sich gegeben. Auch jetzt starrte sie gebannt auf den See,
die schmalen Schultern vorgebeugt und die Arme unter den kleinen Brüsten
verschränkt.
    »Sind
Sie wütend auf mich ?« fragte ich.
    Resigniert
schüttelte sie den Kopf. »Es klappt einfach nicht, Larry. Ich muß verrückt
gewesen sein, auch nur einen Augenblick daran zu glauben .«
    »Wovon
reden wir eigentlich ?«
    »Ich
hätte gleich wissen müssen, daß es aus ist, sobald Sie Iris kennenlernen .« Sie lachte kurz auf. »Ein Skalp mehr an ihrem Gürtel.
Tante Emma war natürlich auch nicht der richtige Empfang .«
    » Gestern nacht haben Sie älter gewirkt«, murmelte ich. »Ich
meine, ich wußte nicht, daß Sie erst...«
    Sie
wandte den Kopf und blickte mit ihren kalten blauen Augen durch mich hindurch.
»Ich wundere mich immer wieder über die unglaubliche Eitelkeit der Männer. Wie
kommen Sie überhaupt auf die Idee, ich hätte mich je körperlich von Ihnen
angezogen gefühlt, Mr. Baker ?«
    »Tut
mir leid«, erwiderte ich, »dann habe ich mich wohl geirrt. Warum wechseln wir
nicht das Thema? Soll ich Ihnen ein paar heitere Geschichten aus dem
Fernsehgeschäft zum besten geben ?«
    »Ich
hoffte, Sie könnten uns helfen«, fuhr sie kläglich fort, als hätte sie mich gar
nicht gehört. »Vier Frauen leben in diesem Haus, und die einzige, die uns zu
schützen versucht, ist Tante Emma. Aber allein kann sie auch nicht viel
ausrichten .«
    »Tante
Emma ist eine reizende alte Dame .« Ich versuchte
diplomatisch zu sein. »Es muß ein entsetzlicher Schock für sie gewesen sein,
die Leiche ihrer Schwester im See zu finden. Aber halten Sie es nicht für
möglich, daß sich der ganze Hexenspuk nur in ihrem Kopf abspielt ?«
    »Ich
wußte, daß Sie so etwas sagen würden !« Es klang
zornig. »Iris brauchte bei Ihrem Anblick nur tief Luft zu holen, und schon
glauben Sie ihr alles, was sie sagt. Nun, ich habe es jedenfalls versucht .«
    Sie
drehte mir den Rücken zu und begann schnell den Abstieg. Da sie auf meine
Begleitung offensichtlich keinen Wert legte, gab ich ihr zwei Minuten Vorsprung
und setzte mich dann ebenfalls in Bewegung. Am Fuß des Hügels verlor ich sie im
dichten Gestrüpp aus den Augen, was mich jedoch wenig bekümmerte, da ich mir
durchaus zutraute, den Weg selber zu finden. Zehn Minuten später befand ich
mich plötzlich am Ufer des Sees, das vom Haus am weitesten entfernt lag. Ich
fluchte sekundenlang leise vor mich hin. Da fragte eine neckische Stimme hinter
mir: »Kleine Meinungsverschiedenheiten zwischen Liebesleuten, Mr. Baker ?«
    Das
mußte Tante Emma sein. Als ich mich umwandte, stand sie mit seitlich geneigtem
Kopf hinter mir und beobachtete mich wie ein Raubvogel seine Beute. Ich fühlte
das dringende Bedürfnis wegzulaufen, aber abgesehen von der Möglichkeit, in den
See zu springen, gab

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