Die Hexenfalle
störende Olive. Ich begann mich allmählich
wieder wohl zu fühlen.
»Wie
sind Sie denn mit Elaine zurechtgekommen ?« erkundigte
sich Iris beiläufig.
»Ich
bin wieder ins Fettnäpfchen getreten«, gestand ich. »Sie ist wütend auf mich,
weil ich nicht an den Hexenzauber glaube. Nachdem sie mich auf dem Hügel hat
stehenlassen, habe ich mich verlaufen, und dann entdeckte mich Tante Emma .« Ich rollte die Augen. »Sie schlug die Entjungferung als
eine Therapie vor, die Elaine vor einem viel schlimmeren Schicksal bewahren
würde. Wirklich ein interessanter Vormittag.«
Iris
war amüsiert. »Sie müssen sämtliche Leute hier für verrückt halten, Larry .«
»Außer
Ihnen«, gestand ich wahrheitsgemäß. »Was macht Wendover eigentlich beruflich ?«
»Er
ist Verleger beziehungsweise war es. Vor fünf Jahren erbte er von seinem Vater
einen kleinen renommierten, aber wenig einträglichen Verlag, den er zwei Jahre
später sehr günstig an einen großen Konzern verkaufen konnte. Im Augenblick
lebt Alec nur seinen Neigungen. Er redet zwar immer wieder davon, ins
Verlagsgeschäft zurückzukehren, aber ich glaube nicht daran. Er hat sich nie
sonderlich für Bücher interessiert, nicht einmal für die Werke, die sein Haus
veröffentlicht hat .«
»Daß
er Geld hat«, grunzte ich, »macht ihn nicht sympathischer .«
»Er
kann ungeheuer lästig sein«, pflichtete sie mir bei, »aber im Grunde ist er
kein schlechter Kerl .«
»Davon
müssen Sie mich erst überzeugen .« Ich zuckte resigniert
die Schultern. »Vielleicht wäre es richtiger, wenn ich heute nach Manhattan
zurückführe. Ich will Sie auf Wendovers Party
keinesfalls in Verlegenheit bringen .«
»Keine
Sorge«, schnurrte sie. »Ich möchte, daß Sie das ganze Wochenende bleiben, Larry .« Ihre Augenlider flatterten, die langen Wimpern fächelten
mir eine warme, tropische Brise zu. »Sie werden es nicht bereuen, wenn Sie
bleiben. Das verspreche ich Ihnen .«
Derartige
Versprechen bekommt man höchstens alle fünf Jahre einmal. »Was sollte ich auch
in Manhattan ?« seufzte ich beglückt.
Mrs.
Robins unterbrach unser trauliches Beisammensein mit der Ankündigung, daß
angerichtet sei. Da Elaine und Tante Emma während der Mahlzeit kein einziges
Wort äußerten, entschädigte nicht einmal Konversation für den servierten
Schlangenfraß. Nach Tisch schlug Iris vor, ich solle mich ein bißchen hinlegen,
was mir durchaus verlockend erschien, bis ich mich auf dem Bett ausstreckte.
Trotz der gußeisernen Matratze schlief ich jedoch
innerhalb weniger Minuten ein. Als ich aufwachte, war es halb sieben, und eine
halbe Stunde später stieg ich geschniegelt und gebügelt ins Wohnzimmer
hinunter.
Da
Iris mir freie Benutzung der Alkoholvorräte gestattet hatte, machte ich mir einen Martini und knipste dann eine Tischlampe an. Wenig
später trat Elaine wie auf Stichwort ins Zimmer. Sie hatte sich umgezogen und
trug ein schmales dunkelblaues Kleid, in dem sie sehr jung und zart aussah. Sie
lächelte mir unsicher zu.
»Ich
wollte mich entschuldigen, daß ich heute vormittag so
unhöflich gewesen bin«, sagte sie atemlos. »Ich habe vorhin noch einmal über
alles nachgedacht. Es war töricht von mir, zu erwarten, daß Sie an einen Fluch
über diesem Haus glauben .«
»Was
für ein Fluch genau soll das denn sein ?« fragte ich.
»Es
geht um den Standort des Hauses. Tante Emma sagt, die Stelle, wo die Wasser
zusammenfließen, sei schon immer ein bevorzugter Versammlungsplatz der Hexen
gewesen. Daher treffen sie sich fast jede Nacht am Seeufer. Sie wollen dieses
Haus für sich, verstehen Sie? Sie haben Tante Sarah in der Hoffnung umgebracht,
die übrige Familie würde danach fortziehen. Und weil das nicht geklappt hat,
suchen sie jetzt einen anderen Weg, uns loszuwerden .« Sie schauderte leicht zusammen. »Ich weiß nicht, wie, aber es wird etwas
Schreckliches sein, wenn es uns nicht gelingt, sie aufzuhalten .«
»Wie
wollen Sie das bewerkstelligen ?«
Sie
schüttelte langsam den Kopf. »Ich weiß es nicht. Tante Emma versucht es seit
dem Tod ihrer Schwester ununterbrochen, aber nichts hat bisher genützt. Deshalb
hoffte ich, ein Mann könnte vielleicht etwas erreichen .«
»Hören
Sie, Elaine«, sagte ich sehr behutsam. »Sie können doch nicht im Ernst daran
glauben, daß sich jede Nacht am Seeufer die Hexen versammeln und womöglich auch
noch auf Besenstielen durch die Luft geritten kommen. Die letzten Hexenprozesse
in diesem Land haben meines Wissens Anfang des
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