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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Knechte zu ihrem Schutz den Heimweg angetreten hatte.
    Dieses Weib, etwa Mitte dreißig, war schon des Öfteren dem Grafen zu Diensten gewesen. Sie nannte sich »Salome«, war verschwiegen und schien sich reinlich zu halten. Ihre bisherigen Liebhaber waren allesamt »bessere« Herren gewesen, wie das Gesinde auf Schloss Ruhfeld hinter vorgehaltener Hand tuschelte. Seit einiger Zeit schien der Herr von Ruhfeld jedoch ihr einziger »Gönner« zu sein …
    Adelheid konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass ihr Vater von Helenes Verhaftung nicht so überrascht war, wie er vorgab. Daher war sie sehr aufgebracht, dass er nicht gewillt schien, deswegen seine Abreise auch nur um Stunden oder einen Tag zu verschieben.
    »Vater, Ihr habt alle Zeit der Welt, nach Regensburg zu reisen. Ihr könntet doch vorher noch nach Schloss Ortenberg reiten und die Sache in Ordnung bringen. Ein Wort von Euch würde genügen. So gravierend ist Euer Konflikt mit dem Straßburger Bischof doch nicht. Wir alle kennen Helene und wissen, welch ein frommes und liebenswürdiges Geschöpf sie ist. Sie als »Hexe« einzusperren, kann nur ein Versehen sein. Sie darf nicht in diesem schrecklichen Hänsele-Turm bleiben. Wer weiß, was die Schergen ihr antun werden? Vater, ich bitte Euch! Ich flehe Euch an, unternehmt etwas.«
    Der Graf schien zwar von der Betroffenheit seiner Tochter berührt zu sein. Trotzdem blieb seine Miene abweisend. »Liebes Kind, du weißt, wie sehr ich es hasse, irgendwohin zu spät zu kommen. Und als Letzter zu erscheinen, wäre gewissermaßen ein Affront gegen den Kurfürsten. Er ist der beste Freund des Kaisers. Und Ferdinand zu erzürnen, wäre das Schlimmste, was mir widerfahren könnte. Auf die Badener hat Seine Allergnädigste Majestät seit der Entgleisung des Markgrafen sowieso ein besonders scharfes Auge«, erklärte der Graf und spielte damit auf die Tatsache an, dass der Markgraf von Baden seinerzeit den »Winterkönig« genannten Friedrich von der Pfalz gegen den Habsburger unterstützt hatte. »Kaiser Ferdinand ist nach dem Papst die höchste, irdische Instanz, meine Tochter. Ich werde daher in der nächsten halben Stunde aufbrechen – und nichts und niemand kann mich davon abhalten.«
    Graf Ferfried sah wohl, dass er seine temperamentvolle Tochter mit dieser schroffen Absage bitter kränkte und enttäuschte. Um sie etwas zu besänftigen, fügte er einlenkend hinzu: »Ich denke auch, dass es sich bei der Einkerkerung deiner Freundin um einen bedauerlichen Missgriff handelt. Aber ich habe so viel Vertrauen in das Gerichtswesen unserer Ortenau, dass man umgehend diesen Irrtum berichtigen wird, wenn sich herausstellt, dass Helene tatsächlich fälschlich in Gewahrsam genommen wurde.«
    Adelheid war zornrot angelaufen. Sie war wütend über die herablassende Art ihres Vaters und entgegnete: »Was heißt ›Vertrauen in das Gericht‹, Vater? Vor drei Jahren hat man zuletzt unschuldige Frauen auf den Scheiterhaufen gebracht. Und was meint Ihr mit ›Missgriff‹ und ›fälschlich verhaftet‹? An einen Irrtum glaube ich nicht. Dass ihre gewaltsame Entführung und Inhaftierung unrechtmäßig erfolgt sind, liegt doch wohl auf der Hand: Alle sogenannten Hexen sind schließlich fälschlicherweise verurteilt worden, oder etwa nicht? Weil es solche Hexen gar nicht gibt, wie Ihr selbst stets behauptet habt.«
    Unwillkürlich hatten Adelheids große, dunkle Augen nach Pater Ambrosius gesucht, aber sie konnte den hageren Mönch unter den zum Aufbruch bereiten Männern nicht entdecken. Dabei fiel ihr auf, dass sie ihren Bruder Hasso ebenfalls nirgendwo sehen konnte. Schon seit einer Weile schien er sich nicht mehr im Schloss aufzuhalten.
    »Vater, so hört doch!«
    Adelheid versuchte noch einmal, den Herrn von Ruhfeld umzustimmen, aber dieser hatte ihr bereits den breiten Rücken zugewandt und schritt die marmorne Haupttreppe mit dem kunstvoll in Stein geschnittenen Treppengeländer des stattlichen Gebäudes hinab, da im Schlosshof längst die Pferde unruhig bereitstanden.
    Es waren herrliche Tiere, edle spanische Vollblutrösser, welche lebhaft die Köpfe mit den flatternden Mähnen herumwarfen, mit den feurigen Augen rollten und mit den blank geputzten Hufen stampften und ungeduldig scharrten. Ferfried hatte sich diese Pferde einiges kosten lassen – ohne sich um Waldnaus besorgtes Stirnrunzeln zu scheren.
    Etwas abseits im Hof waren einige Knechte dabei, die Lasttiere mit ihren auf den Rücken geschnürten Bündeln,

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