Die Hexenmeister
es nicht schnell genug. »Los, du Stenz! Im Knast brauchst du keinen schicken Mantel! Leg dich auf deine Schnauze, Hundesohn!«
Der dritte Mann folgte dem Beispiel. Irgendwo wirkten die drei Typen lächerlich, als sie endlich lagen. Sie sahen aus wie große Käfer mit unterschiedlich eingefärbten Panzern.
»Hast du Handschellen, John?«
»Aber immer!«
»Dann werden wir unsere Freunde jetzt verpacken. Nimm dir den Stenz vor und kette seinen Arm mit dem Fuß des anderen Hundesohns zusammen.«
Da ich bei dieser Aktion bisher nur eine Statistenrolle eingenommen hatte, blieb ich auch jetzt dabei und tat, was man mir gesagt hatte. Ich behielt die Beretta in der Hand und sah, daß der Elegante den Kopf angehoben hatte.
»Keine Chance«, sagte ich ihm. Er grinste dünn.
Ich bückte mich neben ihn, ohne den Lederjackentyp aus den Augen zu lassen. Beide lagen ziemlich günstig. Wenn ich den Eleganten erwischt hatte, brauchte ich den anderen nicht einmal zu verrücken, um den anderen Kreis um dessen Fußgelenk zu schließen.
Er beschimpfte mich, als das geschehen war.
»Das ist doch alles wunderbar!« lobte Romano Testi mich. Er lachte sogar.
Doch das Lachen verging ihm.
Mir ebenfalls.
Ich weiß nicht, was mich gewarnt hatte. Es konnte der wärmere Luftzug gewesen sein, der über meinen Nacken strich und mich zwang, den Kopf nach rechts zu drehen.
Dort befand sich die Eisentür, durch die wir und die Gangster gekommen waren.
Geschlossen war sie nicht mehr. Körperbreit stand sie offen, und aus dem Spalt lugte der Lauf einer Maschinenpistole.
Die Mündung zeigte nicht auf mich, sondern auf den Rücken meines italienischen Kollegen.
Ich wollte ihm eine Warnung zurufen, dazu kam ich nicht mehr, denn der nicht sichtbare Schütze drückte ab und jagte die tödliche Garbe auf Romano Testi zu…
***
Er hätte sterben müssen. Sein Rücken wäre nur noch eine blutige Masse gewesen, doch da geschah das Unwahrscheinliche. Wie aus dem Nichts erschien eine Gestalt.
Es war eine Frau, sehr blond, sehr schön, aber von einer ätherischen Schönheit, und sie stellte sich zwischen Testi und den Schützen. Sie schützte den Rauschgiftjäger mit ihrem Körper – und fing dabei die ihm zugedachten Kugeln auf.
Es war ein Wunder. Die Geschosse zerplatzten Funken stiebend, als hätte jemand Magnesiumpulver in die Schußbahn hineingestreut.
Testi stand da und lächelte. Er hatte sich halb gedreht, ich konnte ihn im Profil sehen, aber der Killer schoß weiter. Er wollte es nicht wahrhaben, er schrie und verließ sogar seine Deckung.
Ich feuerte auf ihn.
Auch Testi hatte geschossen.
Er schrie auf, fiel gegen die Wand, und Testis Kugel hatte in seinen Körper ein gewaltiges Loch gerissen. Die Wand der Garage zeigte eine rote Spur.
Der Schießer lag am Boden.
Die anderen rührten sich nicht. Sie waren so gschockt und überrascht, daß sie nicht einmal zu atmen wagten. Ich sah die Frau.
Mein Gott, war sie schön! Schön, überirdisch und mit einem Lächeln versehen, auf das der Begriff engelhaft zutraf.
Testi nickte ihr zu. Dann winkte er und warf ihr eine Kußhand entgegen.
Im nächsten Moment war sie weg.
Ich stand da und wischte mir über die Augen. Noch einmal rief ich mir die Szene in Erinnerung, konnte es nicht fassen, obwohl gerade ich mit vielen übersinnlichen Dingen konfrontiert wurde. Das hier war einfach zu stark gewesen.
Romano Testi aber tat so, als würde ihn das alles nicht berühren. Er ging seinem Job nach.
Auch der Fuchs bekam Handschellen verpaßt. Testi entwaffnete nicht nur ihn, auch seinen Kumpanen nahm er die Schußwaffen ab.
Zusammen mit dem Rauschgift verstaute er das Zeug in einer der beiden Taschen.
»Ruf die Mordkommission an, Sinclair.«
»Sicher, gern.« Ich grinste gequält. Mit den Gedanken war ich noch immer bei dieser ungewöhnlichen Szene.
Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, eine Person aus Fleisch und Blut gesehen zu haben. Das war eine Erscheinung gewesen, ein Astralleib, und er hatte Testi beschützt.
Wahnsinn war das.
An der Rezeption telefonierte ich und sagte auch dem Chefportier Bescheid.
Der wurde nicht nur bleich, sondern auch leicht nervös und erkundigte sich, ob die Kollegen so diskret wie möglich vorgehen könnten, denn der Ruf des Hauses stand auf dem Spiel.
Ich beugte mich ihm entgegen. »Ja, das werden sie. Außerdem brauchen sie nicht durch die Halle zu gehen. Sie können direkt auf das untere Parkdeck fahren.«
»Natürlich, Sir. Ich werde unsere
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