Die Hexenmeister
einfach zu wenig. Aber es würde mich schon sehr interessieren.«
Mein Gegenüber atmete erleichtert auf. »Ja, das ist gut, da bin ich beruhigt. Du willst also mitkommen und mit mir gemeinsam versuchen, Maria zu finden.«
»Es bleibt dabei.«
»Italien ist angesagt.«
»Auch das. Was mir, ehrlich gesagt, nicht leicht fällt. Ich gehe aus London nur ungern weg. Ich erzählte dir ja von meinem Freund, der sich in einer anderen Gestalt wiedergefunden hat, allein durch die Manipulation des Teufels.«
»Stimmt, du hast davon berichtet. Wenn das so ist, dann verstehe ich dich…«
»Keine Sorge, ich fahre mit. Ich muß meinem Job nachgehen und kann nicht einfach hier in London bleiben, Däumchen drehen und darauf warten, daß etwas passiert. Wir werden schon gemeinsam fahren, vorausgesetzt, du bist dir sicher, daß wir bei euch in Sizilien den Hebel ansetzen müssen.«
»Ja.«
»Hast du keinen Fall mehr am Hals?«
Er winkte ab. »Das hier war vorläufig der letzte. Es ist mit meinem Vorgesetzten abgestimmt, daß ich mich um andere Dinge kümmern darf und soll. Wir brauchen da keine Sorgen zu haben.« Er lächelte schief.
»Erst einmal muß ich diese Familienangelegenheit ins Reine bringen. Danach sehen wir weiter.«
»Finde ich auch.«
»Wann bist du startklar?« fragte er.
»Morgen?«
Testi nickte.
»Das geht voll und ganz in Ordnung. Wir fahren erst zu uns, dann in das Kloster. Vielleicht finden wir dort einen Hinweis, der uns weiterbringt.«
»Hast du dich nie selbst darum gekümmert? Ich meine, du mußt doch neugierig geworden sein.«
»Und ob ich das gewesen bin. Ich sage dir aber auch, daß es keinen Sinn gehabt hat. Allein von der Zeit her habe ich es nicht schaffen können. Mir kam immer wieder etwas dazwischen. Jetzt und mit dir an der Seite habe ich endlich die Chance, da aufzuräumen.«
»Ich bin dabei.«
Auf Testis Wink erschien der Ober. Der Kollege aus Italien übernahm die Rechnung. Ich dachte derweil darüber nach, auf was ich mich da wieder eingelassen hatte.
Wenn es je einen rätselhaften Fall in meiner Laufbahn gegeben hatte, dann war es dieser.
Flavio Testi fischte schon längst nicht mehr, aber die Sehnsucht nach dem weiten Meer war geblieben. Das steckte einfach in einem Menschen drin, der sein halbes Leben auf See und mit Fischen seinen Lebensunterhalt verdient hatte.
Die Fischerei brachte nichts mehr. Zu stark waren die Konzerne geworden, sie kontrollierten alles, machten die Kleinen kaputt und wurden wahrscheinlich von der Mafia unterstützt. Jedenfalls sprach man hinter vorgehaltener Hand davon.
Testi interessierte das nicht mehr. Er genoß die Ruhe eines Rentners, obwohl er noch keine sechzig Jahre alt war. Er fühlte sich auch noch fit und hatte sich sein Leben entsprechend eingerichtet. Er machte sich nützlich, half bei Nachbarn aus, reparierte auch hin und wieder Boote oder flickte Netze.
Manchmal fuhr er auch hinaus.
Dann wollte er ganz für sich allein sein, um nachdenken zu können über die Begegnung mit Maria, die sein Leben so geprägt hatte.
Sie war zu seinem Schutzengel geworden, sie hatte ihr Versprechen gehalten und dieses auch auf seine Familie ausgeweitet. Von seinen beiden Söhnen wußte er das.
In der letzten Zeit aber spürte er Angst. Da hatte er das Gefühl, als ginge es nicht mehr gut, weil dieser Feind der Maria an Stärke gewonnen hatte.
Nie würde der Mann den Namen vergessen. Es war der Hexenmeister Valentin. Er schwebte wie ein böses Omen über Flavios Leben, obwohl er ihn nie wieder gesehen hatte, seit dieser schrecklichen Zeit auf der Klippe.
Und doch war er da.
Das spürte Testi. Er lauerte schon, er saß in irgendeinem Winkel, um aus ihm hervorhuschen und zuschlagen zu können.
Flavio Testi war von seinem Sohn Romano über einen phantastischen Plan informiert worden. Zusammen mit einem Geisterjäger aus London wollte er versuchen, diesen Valentin zu finden, zu stellen und ihn aus dem Weg zu schaffen.
Maria sollte nicht mehr bedroht werden. Bisher hatte sie nur immer geholfen, jetzt brauchte sie selbst Hilfe, und da wollten die Menschen nicht abseits stehen.
Testi hoffte nur, daß der Plan Erfolg hatte. Der Mann hieß John Sinclair, mehr wußte Flavio Testi nicht.
An diesem Tag saß er in einer kleinen Cantina bei Mama Rosa und genoß deren Essen.
Sie kochte gut, und Testi kam so oft wie möglich zu ihr, um seinen Hunger zu stillen. An diesem Tag aß er Nudeln, dazu eine Soße aus Tomaten, Gewürzen und Fleisch. Dazu trank er
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