Die Hexensekte!
so gelb und matt wie es bisher war. Täuschte er sich, oder hatten die Flammenzungen der Fackeln hier eine grünliche Färbung?
Er lehnte sich mit den Schultern an die Wand und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Nein, er täuschte sich nicht. Es war so.
Die Fackeln brannten grün!
Was war hinter dieser gewaltigen Tür?
Plötzlich hörte er eine unheimliche, geisterhafte Stimme:
Na, was ist? Willst du nicht wissen, welche Schätze sich hinter der Tür verbergen?
Erschrocken drehte sich Hannes um, stieß mit dem Fuß an den Rucksack und strauchelte. Es gelang ihm nicht mehr seinen Fall zu verhindern. Scheppernd fiel er bäuchlings über den Rucksack, wobei sich ein spitzer Gegenstand schmerzhaft zwischen die Rippen bohrte. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihn, während er sich mühsam auf den Rücken rollte und mit der Hand seine Seite betastete. Er blutete nicht, dennoch war es schmerzlich. Ein Windhauch durchflutete den Gang und ließ die Flammen unruhig hin und her tanzen.
Wieder erklang diese unheimliche Stimme:
Hannes aus Jenbach. Wir warten auf dich!
Was war das? Wer rief ihn hier?
„Toni? Bist du es? Bist du mir gefolgt?“
Er traute es seinem Freund zu, dass er auf eine andere Art hierher gelangt war. „Toni?“
Keine Antwort. Woher war diese Stimme gekommen?
Er bekam es mit der Angst zu tun und versuchte mühsam auf die Füße zu kommen. Mit einem leisen Quietschen öffnete sich die gewaltige Holztür einen kleinen Spalt. Nicht sehr viel, aber genug um Licht und Bewegungen dahinter erkennen zu können.
Verflucht, ich bin nicht so weit gekommen um nun kurz vor dem Ziel die Flucht zu ergreifen, sprach er erneut zu sich selbst.
War dies die Schatzkammer?
Sein Herz schlug schneller, seine Gier auf den Schatz stieg. Er blickte auf seinen Rucksack und erkannte, dass in diesem noch Platz war.
Mit schmerzverzehrtem Gesicht griff er nach dem Rucksack und warf ihn sich über die Schulter.
Er drückte gegen die schwere Tür. Es kostete ihn mehr Mühe als er erwartet hatte, um den Flügel so weit zu öffnen, dass er hindurch passte.
Er betrat den Raum.
Was er hier erblickte, ließ ihm den Atem stocken!
„Sei gegrüßt, Hannes aus Jenbach.“
Ein Schlag mit einem Hammer direkt in den Magen hätte nicht härter sein können. Polternd schlug das Portal hinter ihm zu. Hannes hörte das metallische Klicken eines Schlüssels, der in einem Schloss gedreht wurde.
Nun bekam er es wirklich mit der Angst zu tun und sein Rucksack krachte erneut auf den Steinboden.
Doch auch dieser Boden unterschied sich von dem der Gänge draußen. Es war ein tiefschwarzer Granitboden, in dem filigrane Muster aus bunten Steinen und Glassplittern eingearbeitet waren.
Vorherrschende Farben waren rot und schwarz.
Seltsame goldene Symbole und Runen waren in kreisförmigen Mustern angeordnet. Sie alle trafen sich sternförmig in der Mitte des großen Raumes.
Raum? Das war untertrieben!
Es war eine Halle, mächtiger und höher als jede Kirche, die er bis heute zu Gesicht bekommen hatte. Säulen säumten die Wände rechts und links des Portals. Hannes zählte mindestens fünf Kamine, vier kleine in den Wänden und einen großen an der entfernten Wand ihm gegenüber.
Fenster schien es keine zu geben.
Große Körbe mit Holz für die Kamine standen überall herum. Das Zentrum der Halle, dort wo die Schlangenmuster ihren Ursprung hatten, standen sieben kunstvoll verzierte Stühle.
Auf jedem saß eine junge, bildschöne Frau!
Hannes glaubte zu träumen.
Unmerklich zwickte er sich mit der linken Hand in den Oberschenkel. Aber es war real.
„Wer seid ihr?“ fragte Hannes mit einem leichten Zittern in seiner Stimme.
„Oh, ich denke, diese Frage sollten wir dir stellen, meinst du nicht?“ antwortete eine wunderschöne Frau mit langen schwarzen Haaren.
Die anderen Frauen blickten ihn kalt und ausdruckslos an.
Plötzlich stieg wieder dieses Gefühl von Unbehagen in ihm auf. Hinter seiner Stirn schien jemand eine gigantische Glocke zu läuten.
Etwas stimmte hier eindeutig nicht! War er erwartet worden?
Er blickte sich um und suchte nach einem Fluchtweg. In den letzten Sekunden waren ihm die Schätze in seinem Rucksack, sowie die, die er hier zu finden geglaubt hatte, völlig egal geworden.
„Oh, unser Gast scheint sich nicht wohl zu fühlen“, spöttelte die dunkelhaarige Schönheit.
Plötzlich wurde es Hannes schwindlig. Alles um ihn herum begann sich zu drehen und in einem Strudel aus Farben und
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